Dornenspiel

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2017
  • 4
  • -: -, 2016, Titel: 'Every dark corner', Originalsprache
  • München: Knaur, 2017, Seiten: 848, Übersetzt: Andrea Brandl
Dornenspiel
Dornenspiel
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Andreas Kurth
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2017

Wenn die Doktor-Spiele im Porno-Studio enden

Drei Jahre Undercover-Ermittlungen im Drogen- und Porno-Milieu sind hartes Brot für einen FBI-Agenten. Als er enttarnt wird, fängt sich Griffin Davenport auch noch eine Kugel - wird aber von Kollegen gerettet. Er liegt eine Woche im künstlichen Koma, Special Agent Kate Coppolla wacht - neben anderen - an seiner Seite. Denn von Davenport versprechen sich die Ermittler wichtige Hinweise. Und genau deshalb gibt es einen Mord-Anschlag auf Davenport, den Coppolla in letzter Sekunde vereitelt.

Zum Team gehören eine ganze Reihe FBI-Agenten, Polizisten und Psychologen, aber die Jagd auf den Drogen- und Pornohändler wird zum Alptraum, denn der Professor, wie er von seinen Kunden genannt wird, ist extrem gut organisiert und vernetzt, und er bringt alle um, die ihn identifizieren könnten. Es gibt noch viele Tote, auch in den Reihen der Polizei, bevor Griffin und Kate endlich wissen, wer hinter der Maske steckt.

Karen Rose baut wieder viele überraschende Wendungen ein

In den USA und auch in Deutschland gehört Karen Rose zu den Auflagen-Millionären. Ihre Bücher werden von den Lesern der Krimi-Couch - und auch von den Rezensenten - durchweg geschätzt. Die Bewertungen liegen im Durchschnitt - bis auf wenige Ausnahmen - über 80 Grad. Und hier reiht sich mit Dornenspiel auch das neue Werk von Karen Rose ein. Sie ist als Schreiberin eher voluminöser Bücher bekannt, und der neue Thriller breitet sich immerhin auf über 800 Seiten aus. Wer es also nur kurz und knapp mag, muss sich hier umstellen. Aber, soviel sei vorweg gesagt, es lohnt sich.

Sicherlich hätte die Autorin so manchen Dialog kürzer und knapper fassen, oder die bei ihren Büchern übliche Liebesgeschichte weglassen können. Aber Karen Rose hat da ihr festes Schema. Sie lässt auch in diesem Buch etliche Charaktere erneut auflaufen, die man aus ihren früheren Romane bereits kennt. Dennoch ist der Plot keineswegs vorhersehbar, die Autorin schafft es vielmehr, wie man es von ihr kennt, etliche überraschende Wendungen einzubauen.

An Perversität und Skrupellosigkeit ist der Professor kaum zu überbieten

Die Spannung wird extrem befeuert, auch weil die Geschichte in einer zweiten Perspektive aus der Sicht des skrupellosen Verbrechers zu verfolgen ist.

Der Leser bekommt einen Einblick in die kranke Gedankenwelt des Täters - kann ihn aber dennoch nicht vorzeitig identifizieren. Mehrfach sind die Ermittler scheinbar an einer heißen Spur dran, nur um dann doch abermals in die Irre geführt zu werden. Das gesamte Geflecht um den Professor ist ziemlich ausgeklügelt. Eigentlich kein Wunder, denn im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass er bereits seit 20 Jahren sein Unwesen treibt und Leid über zahlreiche Familien gebracht hat.

Der krankhafte Verbrecher wird als überaus intelligenter und schwer zu fassender Mensch dargestellt. Seine berufliche Stellung und seine kriminellen Netzwerke machen ihn so erfolgreich - und so gefährlich. An Perversität und Skrupellosigkeit ist er kaum zu überbieten. Die Jagd auf den Professor wird nur mit akribischer Polizeiarbeit und viel Teamwork für die Ermittler entschieden.
In dieser Hinsicht ist der Plot wirklich großartig.

Ein überaus intensiver Blick auf diese Art der Polizeiarbeit

Viele Seiten widmet Karen Rose den Befindlichkeiten der Mitglieder des Ermittlungsteams. Eindrucksvoll wird geschildert, wie die Agents, Officers und sonstigen Mitglieder der Gruppe einerseits unter den Verlusten geschätzter oder geliebter Menschen leiden, und wie sehr ihnen andererseits die schlimmen Verbrechen an Kindern und Jugendlichen zu schaffen machen. Die körperlichen und seelischen Folgen ihrer schwierigen Arbeit für die Ermittler sind ein wichtiges Thema dieses Thrillers. Mit großer Empathie schildert die Autorin, wie jeder einzelnen Teile seiner Arbeit hasst, die aber getan werden muss, um dem Professor und anderen Verbrechern das Handwerk zu legen.

Sie zeigt hier einer der schlimmen Kehrseiten dieser Ermittlungsarbeit. Die Bilder und Erlebnisse gehen den Ermittler ohne professionelle Hilfe kaum wieder aus dem Kopf. Manche werden für den Rest ihres Lebens mit Alpträumen zu kämpfen haben. Dieser Aspekt ist mir in so geballter Form in einem Thriller noch nicht untergekommen - und ist eine Erklärung für die Länge der Geschichte. Nach der Lektüre kann ich sagen, dass ich das gerne in Kauf genommen habe, denn es wirft einen intensiven Blick auf diese Art der Polizeiarbeit. Verbrechern wie dem Professor muss das Handwerk gelegt werden - auch wenn es wiederum neue Schäden verursacht. Aber vor den Menschen, die diese Arbeit auf sich nehmen, muss man in vielerlei Hinsicht Achtung haben. Darüber wird jeder Leser für sich ganz persönlich nachdenken können. Ein spannendes und nachdenklich machendes Buch - eine tolle Kombination.

Dornenspiel

Karen Rose, Knaur

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