Die Wahrheit

  • Der Hörverlag
  • Erschienen: Januar 2016
  • 6
  • München: Der Hörverlag, 2016, Seiten: 1, Übersetzt: Nina Kunzendorf, Andreas Pietschmann, Devid Striesow, Bemerkung: gekürzte Ausgabe
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Jörg Kijanski
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2017

Ungewöhnlicher Plot mit Licht und Schatten

2008: Sarah Petersen ist mit Philipp, einem reichen Geschäftsmann, verheiratet. Der gemeinsame Sohn Leo, ein Jahr alt, komplettiert das vermeintliche Familienglück, in dem es bereits etliche Risse gibt. Eine einzige Nacht droht das ohnehin angekratzte Eheglück vollends zu zerstören. Eine kurze Pause erscheint daher willkommen und lässt in Form einer Geschäftsreise, die Philipp nach Kolumbien führt, nicht lange auf sich warten. Doch dann geschieht das Unvorstellbare, denn Philipp verschwindet dort auf seinem Weg vom Hotel zu einem Geschäftstermin.

 

"Ich habe lange Zeit geglaubt, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als Philipp zurückzubekommen. Und nun muss ich an etwas denken, das meine Großmutter immer zu mir gesagt hat: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen. Sie könnten wahr werden."

 

2015: Sarah wollte ihren Mann nie für Tod erklären lassen, die Hoffnung auf seine Rückkehr hat sie allerdings inzwischen aufgegeben. Mehr noch, sie scheint nun bereit, sich auf einen neuen Lebensabschnitt mit einem neuen Partner einzulassen. Doch dann steht ihr Leben plötzlich Kopf. Ein Anruf des Auswärtigen Amtes erwischt sie eiskalt. Philipp sei am Leben und wäre bereits auf der Rückkehr nach Deutschland. Die Anspannung am Flughafen ist ebenso groß wie das Interesse der Medien. Dann jedoch folgt ein Schock, denn den Mann, der sich für Philipp ausgibt, hat Sarah noch nie gesehen. Aber niemand will Sarah Glauben schenken und der Fremde droht, dass sie alles verlieren würde, wenn sie ihn auffliegen lässt. Da Schulferien sind, kann Leo für ein paar Tage bei einem Freund übernachten, aber wie kann Sarah den fremden Mann wieder loswerden? Und was will er überhaupt?

Beklemmendes Katz-und-Maus-Spiel mit einigen überraschenden Wendungen

Nach dem großen Erfolg von Die Falle legt Melanie Raabe einen weiteren außergewöhnlichen Plot vor. Sieben Jahre wartet eine Frau auf die Rückkehr ihres Mannes von dem bislang jede Spur fehlte. Dann kommt dieser zurück, doch es ein Fremder. Geht es um Geld? Geht es um Sarah und was passierte mit Philipp? Es entwickelt sich ein spannendes und beklemmendes Katz-und-Maus-Spiel, denn Sarah scheint mit der Situation zunehmend überfordert. Sie reagiert mitunter panisch und irritiert damit ihr Umfeld, wodurch der fremde Mann in seiner Rolle umso glaubwürdiger erscheint. Die Geschichte wird von Sarah erzählt, wobei kleine Ausnahmen für Abwechslung sorgen. Die Wechsel zwischen Ich-Erzählerin und dritter Person sind zwar gewöhnungsbedürftig, sorgen aber für zusätzliche Spannung; ebenso wie mehrere glänzend gesetzte Cliffhanger.

In die aktuelle bedrohliche Situation platzen immer wieder Rückblenden aus Sarahs früherem Leben herein. Sie erinnert sich an ihr Kennenlernen und die ersten Jahre mit Philipp, die letztlich eine gewisse Rolle spielen werden, jedoch mitunter auch einige Längen beinhalten. Die Auflösung wird vermutlich nicht jeden Leser überraschen, öffnet aber ein wahres Pulverfass menschlicher Abgründe und schlägt einige Volten. So vermag das Ende des Romans nicht wirklich zu überzeugen, sondern wirkt eher aufgesetzt. Ein - wie auch immer - geartetes Happyend, war hier nun wirklich nicht zu erwarten, sondern dass eher unrealistischste Szenario.

Wer sich für Psychoduelle interessiert, darf zugreifen und wird auf seine Kosten kommen. Der Schreibstil ist ebenso einfach wie angenehm. Überwiegend kurze Sätze sowie zahlreiche Dialoge treiben Handlung und Leser voran. Einige Rückblicke und Traumbilder hätten hingegen deutlich kürzer ausfallen dürfen.

Die Wahrheit

Melanie Raabe, Der Hörverlag

Die Wahrheit

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