Murder Park
- Heyne
- Erschienen: Januar 2017
- 8
- : Heyne, 2017, Titel: 'Murder Park', Seiten: 416, Originalsprache
Der vermutlich schrägste Thriller des Jahres
Vor der amerikanischen Ostküste liegt Zodiac Island, die Insel der Sternzeichen, einst ein florierender Vergnügungspark. Jeffrey Bohner ermordete zwischen 1996 und 1997 drei Frauen auf der Insel, allesamt alleinstehende Mütter kleiner Kinder. Die ersten beiden Morde wurden noch vertuscht, mit dem dritten ging man an die Öffentlichkeit, der Park musste schließen. Später wurde Bohner verhaftet und hingerichtet.
Jetzt, zwanzig Jahre später, hat der Geschäftsmann Rupert Levin eine makabre Idee. Er möchte die Insel unter dem Namen Murder Park neu eröffnen, mit einem Erlebnispark für Singles, die bei ihrem Aufenthalt von einem Mörder gejagt werden. Das Leben und Werk von Bohner soll dabei im Mittelpunkt stehen, ein erster Testlauf des Mörderspiels mit zwölf Personen führt die Gruppe für ein Wochenende auf die Insel. Alle hatten mehr oder weniger mit Zodiac Island und den damaligen Ereignissen zu tun, allen voran der vierundzwanzigjährige Paul Greenblatt, dessen Mutter das dritte und letzte Opfer Bohners war.
Für Greenblatt wird der Aufenthalt schnell zu einer Odyssee, die Kindheitserinnerungen drängen wieder hoch. Doch es gibt kein Zurück, erst in drei Tagen wird die Fähre wieder anlegen. Kontakt zur Außenwelt gibt es nicht, da der einzige Funkmast stark beschädigt ist. Das "Mörderspiel" kann also beginnen, doch schon bald ist das erste Mitglied der Gruppe tot. Das Morden geht weiter und offenbar scheint der Mörder aus der kleinen Gruppe zu stammen...
Bekannte Komponenten, hohes Tempo und ein verblüffendes Finale
Jonas Winner legt mit "Murder Park" den wohl schrägsten Thriller dieses Jahres vor. Freunde von Sebastian Fitzek und Co. können hier bedenkenlos zugreifen und müssen zunächst mal den düsteren Einstieg verkraften; ein Vergnügungspark, spezialisiert auf die großen Serienmörder, sozusagen auf die "Stars der Szene". Geschickt hat der Autor seinen ungewöhnlichen Plot zusammengesetzt. Nach und nach lernt man die einzelnen Figuren kennen und erfährt, was diese mit der Insel verbindet beziehungsweise was sie vor zwanzig Jahren erlebt haben.
Bald stellt sich heraus, dass ein Mörder sein Unwesen treibt, der offenbar aus der Gruppe selber stammt. Nach dem bekannten Prinzip "Zehn kleine Negerlein", dezimiert sich die Gruppe dann bis hin zu einem verblüffenden Finale.
Den Verstand sollte man gelegentlich außen vor lassen
Bis dahin geht es turbulent und blutig zur Sache. Dass das Thema "Serienmörder" naturgemäß mehr mit Wahnsinn denn mit Verstand zu tun hat ist klar. Daher sollte man auch seinen eigenen Verstand gelegentlich außen vor lassen und alles einfach so hinnehmen wie es erzählt wird. Denn was macht man, wenn ein Mörder umgeht und erst in drei Tagen die rettende Fähre zurückkommt? Richtig, man bleibt in der Gruppe zusammen. Dann funktioniert aber der Plot nicht mehr, also laufen alle schön getrennt voneinander über die Insel. Sich vorab womöglich aus der Hotelküche mit einem Messer oder ähnlichem Gegenstand auszurüsten, würde ebenfalls Sinn machen; also besser unbewaffnet. Dennoch, der Plot hat eine gewaltige Sogkraft und wird Fans dieses speziellen Genres viel Spaß bereiten.
Neben der Aufklärung der aktuellen Morde gibt es aber noch eine mindestens genau so spannende Side-Story, die von Paul Greenblatt mehr und mehr Besitz ergreift. Er geht dabei dem Gerücht nach, wonach damals gar nicht der echte Jeffrey Bohner verhaftet wurde. Sollte der Mörder seiner Mutter noch leben? Womöglich gerade hier und jetzt auf Murder Island?
Jonas Winner, Heyne
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