Death Call - Er bringt den Tod
- Hörbuch Hamburg
- Erschienen: Januar 2017
- 9
- Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2017, Seiten: 2, Übersetzt: Uve Teschner
Videoanrufe direkt aus der Hölle
Tanya Kaitlin bekommt einen Videoanruf ihrer Freundin Karen, den sie zunächst für einen üblen Scherz hält. Doch leider ist es Realität, dass Karen gefesselt auf einem Stuhl in ihrem Wohnzimmer sitzt. Tanya soll zwei Fragen richtig beantworten - sonst muss Karen sterben. Das gelingt ihr nicht, und so muss sie mitansehen, wie ihre Freundin brutal getötet wird.
Profiler Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia - beide bilden die Ultra-Violent Einheit der Polizei von Los Angeles - werden zum Tatort gerufen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Offenbar ist Karen gestalkt worden. Aber die Brutalität des Killers spricht nach Hunters Erfahrungen gegen einen Stalker. Als eine weitere Frau nach ähnlichem Muster ermordet wird, sind sich die Polizisten sicher, es mit kaltblütig geplanten und akribisch vorbereiteten Taten zu tun zu haben. Garcia und Hunter gehen davon aus, dass es weitere Morde dieses Killers geben wird - und sie behalten recht damit.
Wer Probleme mit Brutalität hat, sollte die Finger von Carters Thrillern lassen
Die Thriller von Chris Carter sind wahrlich nicht jedermanns Sache. Den einen sind sie sprachlich nicht ausgefeilt genug, den anderen zu brutal. Dennoch hat der 53-jährige Wahl-Amerikaner zahlreiche Fans,die seine fesselnde Art zu schreiben eben schätzen. Von meinen Rezensenten-Kollegen hier auf der Krimi-Couch hat er derbe Verrisse kassiert, die KC-Leser scheinen eher gespalten. Seine Bücher genießen auf jeden Fall große Aufmerksamkeit, die Meinungen sind geteilt.
Festzustellen ist, dass Death Call - wie seine Vorgänger - kein Buch für zarte Gemüter ist. Typisch für Chris Carter wird gleich das erste Opfer überaus brutal ums Leben gebracht und dabei auf widerliche Art und Weise gequält. Wer damit Probleme hat, sollte die Finger von Carters Thrillern lassen. Wer dagegen akribische Polizeiarbeit und einen ausgezeichnet durchdachten Plot schätzt, wird hier jedoch gut bedient.
Motiv für die Morde und modus operandi sind ziemlich abgedreht
Wenn man als Leser in der Lage ist, mögliche Vorurteile zu ignorieren, wird man bei der Lektüre dieses wirklich spannenden Thrillers mit in meinen Augen beeindruckender Polizeiarbeit konfrontiert. Robert Hunter und Carlos Garcia tragen in kleinen Mosaik-Stücken ein Bild zusammen, dass ihnen ganz langsam eine Ahnung vom Tathergang und den möglichen Motiven gibt. Durch die Videoanrufe des Killers ist der Tathergang einigermaßen zu rekonstruieren - beim Motiv sieht es ganz anders aus.
Erst nach dem dritten Mord ergeben sich nämlich mögliche Zusammenhänge zwischen den getöteten Personen. Das Motiv des Killers darf ich hier nicht enthüllen, weil es zentral für den Spannungsaufbau ist. Es wird aber immer wieder gefordert, Kriminalromane müssten innovativ sein, neue Aspekte, andere Täter oder Ermittler, eben immer unbedingt etwas Neues bieten. Abgesehen davon, dass ich diese Forderungen für überzogen halte, kann ich feststellen: Hier habe ich etwas gelesen, was ich in dieser Form vorher nicht kannte. Das Motiv für die Morde, und vor allem für den modus operandi, finde ich so abgedreht, dass es mich wirklich verblüfft hat. Bevor mir jetzt um die Ohren gehauen wird, dass es ein solches Motiv sehr wohl schon gab, nochmals: Ich habe so etwas noch in keinem Film oder Buch gehabt - und war echt baff.
Death call ist ein rasanter Thriller - perfekte und spannend Unterhaltung
Chris Carter erzählt seine Geschichte von Beginn an sehr spannend, der Spannungsbogen baut sich immer weiter auf. Neben der interessanten und guten Polizeiarbeit fand ich - ausnahmsweise - auch mal die Ausflüge in das Privatleben von Robert Hunter recht interessant. Er ist kein kaputter Typ, wie es bei vielen Autoren leider in Mode ist, sondern kommt neben der Arbeit durchaus sympathisch daher. Sein zufälliger Flirt mit einer Universitätsdozentin bringt kurze Momente der Ruhe in den hektischen Roman. Und mir hat - für Menschen die mich kennen wenig überraschend - besonders gefallen, dass sich die beiden in einer Whisky-Bar treffen und über die Qualitäten schottischer Malt Whiskys austauschen. Erwartet man in so einem Thriller nicht wirklich.
Die bereits mehrfach erwähnte Ermittlungsarbeit besticht in meinen Augen auch dadurch, dass der berühmte Kommissar Zufall höchst selten bemüht wird. Die messerscharfen Schlussfolgerungen von Hunter und seinem Team machen das auch völlig überflüssig. Angenehm ist auch, dass es Chris Carter mit den Cliffhangern nicht übertreibt. Dieses Stilmittel wird keineswegs am Ende eines jeden Kapitels eingesetzt, sondern eher wohl dosiert. Das Ende ist dann ein richtiger Hammer - und lässt auch Raum für eine Fortsetzung. Motiv und modus operandi werden erst im Finale enthüllt, und das ist mir tatsächlich die Spucke weggeblieben. Manche Experte hat beim Leser vielleicht schon viel früher den großen Durchblick, es sei ihm oder ihr gegönnt. Death call ist für mich ein überaus rasanter Thriller - perfekte und spannend Unterhaltung.
Chris Carter, Hörbuch Hamburg
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