Operation Butterfly
- Piper
- Erschienen: Januar 2017
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- Amsterdam: Cargo, 2015, Titel: 'Doodskopvlinder ', Seiten: 349, Originalsprache
- München: Piper, 2017, Seiten: 349, Übersetzt: Stefanie Schäfer
Wo sich ein Schmetterling niederlässt, muss es nicht schön sein
Die militärische und politische Situation rund um den Syrien-Konflikt ist ebenso kompliziert wie explosiv. Wenn da ein niederländischer Diplomat verschwindet, der einen harmlos erscheinenden Schmetterlingsatlas bei sich hatte, läuten im Brüsseler Hauptquartier die Alarmglocken. Denn der Atlas enthält codierte Informationen über geheim gehaltene Stützpunkte der NATO entlang der türkischen Grenzen. Derartige Informationen könnten - wenn sie den falschen Leuten in die Hände geraten - mehr als einen lokalen Konflikt auslösen.
Charles Cavendish vom NATO-Sicherheitsdienst schickt zwei unterschiedlichen Agenten los, um die Lage zu sondieren und den Diplomaten inklusive Atlas zu finden. Adam Kaplan und Carrie Montevaggio begeben sich nach Zypern und Sizilien, um unterschiedlichen Spuren zu folgen - und sind schon bald selbst in höchster Gefahr.
Die Gemengelage rund um den Syrien-Konflikt ist verworren
Um den nun schon seit Jahren andauernden Syrien-Konflikt lässt sich vortrefflich ein Agenten-Thriller stricken. Das niederländische Duo Corinne Hartman und Tomas Ross hat den Stoff aufgegriffen, und einen guten Plot ausgearbeitet, der in seinen Feinheiten allerdings etwas zu wünschen übrig lässt. Immerhin, der NATO-Sicherheitsdienst schickt zwei interessante und höchst unterschiedliche Agenten los. Wobei das bemerkenswerte daran ist, dass es sich um einen traumatisierten Profi und eine Amateurin mit persönlichen Motiven handelt. Möglich wird das durch spezielle persönliche Kontakte von Charles Cavendish, der eine Untergruppe des Sicherheitsdienstes leitet.
Die Interessenlage der Beteiligten wird hier vom Autoren-Duo zutreffend geschildert. Russland, die Türkei, unterschiedliche Mafia- und religiöse Gruppen aus verschiedenen Ländern mischen mit - oder versuchen es jedenfalls. Hört sich kompliziert an, aber die politische und militärische Gemengelage rund um den Syrien-Konflikt ist auch in der Realität überaus verworren. Und nicht bei jedem Akteur wird immer gleich klar, was er eigentlich vorhat. Dass dann auch noch Verbrecher-Syndikate mitmischen, um ihren Vorteil aus der Situation zu ziehen, ist in meinen Augen überaus glaubhaft.
Verbrecher und Geheimdienste suchen die brisanten Informationen
Ein Schmetterlings-Atlas. Das hört sich mehr als harmlos an. Das wissenschaftliche Werk stammt im Original aus der Feder von Sarah Cavendish, der Gattin des Geheimdienstlers. Sie ahnt natürlich nicht, dass es ein spezielles Exemplar ihres Werkes gibt, in dem codierte Informationen zu geheimen Standorten von NATO-Einheiten in der Türkei enthalten sind. Angesichts der Brisanz der Informationen ist es also kein Wunder, dass Verbrecher, religiöse Fanatiker und Geheimdienste mehr als scharf auf die Informationen sind. Damit ließe sich vortrefflich zündeln, oder man kann den Atlas zu Geld machen.
Nach dem knackigen und viel versprechenden Prolog brauchen die Autoren für meinen Geschmack etwas zu lange, um ihr Setting aufzustellen. Dem entführten Diplomaten geht es längst dreckig, da wird noch über Einzelheiten und Feinheiten des Auftrags an die beiden Agenten diskutiert. Das hätte alles etwas dynamischer sein können. Aber spätestens als die zwei ungleichen Agenten auf Sizilien und Rhodos ankommen, geht es richtig los.
Im überraschenden Finale geht es nochmals richtig zur Sache
Angeheizt wird die Spannung durch die drei - zeitweilig sind es sogar noch mehr - Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Die Handlung ist mit einigen Wendungen versehen, bei den beteiligten Akteuren und Gruppen wird nicht immer ganz klar, was sie vorhaben. Dennoch hätte das Buch auch mit ein paar Seiten weniger auskommen können, wenn hier und da etwas straffer erzählt worden wäre.
Dennoch, nach dem ersten Drittel wird es richtig spannend, und die beiden Haupt-Protagonisten tragen das ihre dazu bei. Diese Kombination aus Amateur und Profi fand ich sehr gelungen, auch weil ich ein solche Kombination noch nicht oft hatte. In der Regel ist immer eine Gruppe aus Profis unterwegs, oder der eine Super-Agent rettet die Welt. Hier war es mal erfrischend anders.
Gepunktet hat das Buch auch mit dem Finale, wo es wirklich zur Sache geht, und einige Überraschungen nochmals Dynamik reinbringen. Trotz der kleinen Schwächen ein lesenswertes und unterhaltsames Buch zu einem aktuellen und brisanten Thema, in dem die Autoren die politischen Hintergründe allerdings etwas eingehender hätten beleuchten dürfen.
Tomas Ross, Piper
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