Hitze / The Dry
- Argon
- Erschienen: Januar 2016
- 8
- Berlin: Argon, 2016, Titel: 'The dry', Übersetzt: Götz Otto, Bemerkung: gekürzte Ausgabe
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2018, Titel: 'Hitze', Seiten: 384
Bald kommt der Regen
Irgendwo im Nirgendwo Australiens - es könnte aber auch ein anderer Erdteil sein - liegt das fiktive Städtchen Niewarra in einer klimatisch gemäßigten Region, in der die Menschen hauptsächlich in der Landwirtschaft ein bescheidenes, aber ausreichendes Auskommen finden. Existentiell für die Farmer sind ergiebige Regenfälle im Frühling und Frühsommmer, doch diese bleiben in den letzten Jahren aus. "Bald kommt der Regen" - mit diesem Mantra machen sich die Einwohner Kiewarras gegenseitig Hoffnung. Doch die Meteorologen gehen davon aus, dass der Regenmangel aufgrund der Veränderungen der Großwetterlage auf der Südhalbkugel (El Niño) ein Dauerzustand sein wird. Schon jetzt drücken die Dürre und die extremen Temperaturen den Menschen aufs Gemüt. So manch einer sieht seine Existenz, seine Zukunft bedroht. So hält sich die Verwunderung der Bevölkerung in Grenzen, als eines Tages eine Farmerfamilie erschossen aufgefunden wird. Die Indizienlage lässt auf einen erweiterten Selbstmord durch den Vater schließen, Verzweiflung als Motiv scheint allgemein naheliegend.
Aaron Falk, ein Kriminalbeamter aus Melbourne ist zur Beerdigung der Familie Hadler eingeladen. Falk hatte seine Kindheit und Jugendzeit in Kiewarra verbracht und war eng mit Luke Hadler befreundet gewesen. Vor zwanzig Jahren hatten Aaron und sein Vater den Ort verlassen (müssen) und waren nach Melbourne gezogen, nachdem beide mit dem ungeklärten Tod eines Mädchens (einer guten Freundin von Aaron und Luke) in Verbindung gebracht wurden.
Selbst jetzt nach so langer Zeit spürt Aaron auf der Trauerfeier die misstrauischen Blicke der Alteingesessenen. Er wäre am liebsten sofort nach der Beisetzung abgereist, doch Lukes Vater bittet ihn, die Umstände der Familientragödie noch einmal zu untersuchen, weil ihm die Morde und der Selbstmord seines Sohnes unerklärlich sind. Aaron wendet sich an Sergeant Raco, einem unerfahrenen, aber engagierten Beamten der örtlichen Polizei, um den mutmaßlichen Selbstmord minutiös zu rekonstruieren.
Die neuerlichen Untersuchungen stoßen auf wenig Verständnis. Die Befragten reagieren ablehnend oder gereizt und Aarons fragwürdige Vergangenheit erweist sich zunehmend als Hemmschuh. Luke und er hatten sich damals gegenseitig ein Alibi gegeben, obwohl sie jeweils allein waren, als ihre Freundin im nahegelegenen Fluss umkam. Der alte Fall wurde nie gelöst und Luke gehörte auch zu den Verdächtigen. Deshalb können die heutigen Ermittler nicht ausschließen, dass der Mord an den Hadlers ein Akt der Vergeltung war, denn eine neue Beweislage lässt auch die Täterschaft Dritter zu.
The Dry - Die Dürre ist Jane Harpers erster Kriminalroman und er ist äußerst spannend, obwohl er einem oft verwendeten Strickmuster folgt: Mann oder Frau kehrt nach Jahren wieder in die alte Heimat zurück, dort ist aktuell etwas Schreckliches passiert, was in Verbindung mit Ereignissen aus der Vergangenheit steht. Tausendmal gelesen und dennoch kann diese Konstruktion immer wieder fesseln.
Die Autorin entwickelt mit einfachen stilistischen Mitteln einen unwiderstehlichen Plot, der einerseits atmosphärisch an die großen Südstaaten-Thriller amerikanischer Machart erinnert, andrerseits im klassisch englischen Whodunit wurzelt. Jane Harper ist eine junge Autorin, die man sich merken sollte.
Jane Harper, Argon
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