Silent Scream - Wie lange kannst du schweigen?
- Der Hörverlag
- Erschienen: Januar 2016
- 8
- London: Bookouture, 2015, Titel: 'Silent Scream', Originalsprache
- München: Der Hörverlag, 2016, Seiten: 1, Übersetzt: Andrea Sawatzki, Christian Berkel, Bemerkung: gekürzte Ausgabe
Das Grauen lauert in der Vergangenheit
Das so genannte Black Country nördlich und westlich von Birmingham hat seinen Namen von oberirdischen Kohleschichten, die für die schwarz Färbung der Erdoberfläche gesorgt haben. Hier wird Teresa Wyatt, eine ehemalige Kinderheim-Angestellte, in ihrer eigenen Badewanne ermordet. Kurz vor ihrem Tod steht ihr deutlich vor Augen, dass sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wurde - und dass ihre Mitverschwörer nicht wissen, wer ihnen auf den Fersen ist.
Detective Kim Stone von der West Midlands Police und ihr Team ermitteln, als weitere Morde deutlich machen, dass es Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern gibt. Alle haben im Kinderheim Crestwood gearbeitet, das vor einiger Zeit nach einem Brand geschlossen wurde. Als auf einem nahe gelegenen Ausgrabungsgelände eine schon lange vergrabene Kinderleiche gefunden wird, erahnt Kim langsam die Dimension dieser grausigen Mordserie.
Düstere und traurige Stimmung an einem schaurigen Ort
Angela Marsons hat mit Silent Scream einen beachtenswerten Erstlingsroman vorgelegt. Sie vermag ihre Geschichte fesselnd zu erzählen, baut schnell einen guten Spannungsbogen auf, der bis zum Ende nicht abfällt, sondern sogar noch ansteigt. Die Autorin baut - durchaus passend zum traurigen Grundthema des Romans - eine ziemlich düstere Stimmung auf. Dazu trägt der Schauplatz der Geschichte auch einiges bei. Die finstere Ruine des abgebrannten Kinderheims, mitten im Black Country gelegen, die aktuellen Morde, die ausgegrabenen Leichen der jungen Mädchen - das lässt schon einige kalte Schauer den Rücken hinab rieseln.
Besonders motivierte Ermittlerin mit Ecken und Kanten
Detective Kim Stone ist eine Ermittlerin mit vielen Ecken und Kanten. Sie wirkt häufig schroff und unnahbar, aber ihr Charakter und vor allem ihre hohe Motivation bei diesem speziellen Fall sind aus ihrer Vergangenheit zu erklären. Neben ihrer ziemlich bewegten Vorgeschichte spielt aber auch ihre Haltung zu Vorschriften und beruflichen Zwängen eine wichtige Rolle - von beidem hält Kim nämlich herzlich wenig.
Sie hat selbst lange Jahre in staatlichen Heimen und Pflegefamilien verbracht. Deshalb hat sie eine besondere Empathie für die Mädchen, die einst in Crestwood gelebt haben. Und sie will die aktuellen und die lange zurück liegenden Morde unbedingt aufklären. Sie macht sich mit ihrer verbissenen Ermittlungsarbeit keine Freunde, aber das ist ihr wohl herzlich gleichgültig.
Kim ist eine toughe Polizistin, die den Opfern auf jeden Fall zu Gerechtigkeit verhelfen will. Diese Haltung nötigt dem Leser einiges an Respekt ab, auch wenn man Kim nicht unbedingt sympathisch finden mag. Aber Angela Marsons hat diese Roman-Figur nach eigener Aussage bewusst so angelegt - nicht immer sympathisch, aber leidenschaftlich und ehrgeizig.
Neben der Spannung kommt die Psychologie nicht zu kurz
Der Plot um die vergrabenen Leichen und die Morde an ehemaligen Mitarbeitern eines Kinderheims ist deutlich komplexer angelegt, als man es auf den ersten Blick und nach der Lektüre des Klappentextes vermutet. Angela Marsons erzählt ihre Geschichte mit recht vielen Wendungen und Überraschungen, der Leser bekommt in kleinen Häppchen neue Informationen - und eben auch einige falsche Spuren. Kim Stones eigenwilliger Charakter macht die verwickelte Handlung durchaus noch interessanter. Dabei spielen auch die unterhaltsamen und insgesamt authentischen Dialoge eine große Rolle.
Es geht um Missbrauch in einer üblen Form - nämlich an Kindern, die sich aufgrund ihrer speziellen Lage nur schwer wehren können. Es geht aber auch um Persönlichkeitsstörungen, um Rache und Beschützerinstinkt, und um große Gefühle im Allgemeinen. Die Autorin hat hier eine breite Palette in ihren Plot eingebaut, neben der Spannung kommt auch die Psychologie nicht zu kurz.
Angela Marsons ist ein recht anspruchsvoller Plot gelungen
Es gibt einige Wechsel in der Perspektive, und auch ein paar Äußerungen aus Tätersicht - die allerdings nur bedingt erhellend sind. Die Autorin hat ein paar brutale Fakten und auch blutige Einzelheiten eingebaut, aber es wird nicht wirklich unappetitlich. Etwas zu langatmig sind einige Passagen rund um die Ausgrabungsarbeiten der Forensiker geraten - aber das ist durchaus noch im Rahmen.
Insgesamt ist Angela Marsons ein anspruchsvoller Plot gelungen. Durch Überraschungen und falsche Fährten erzeugt sie einiges an Dynamik, macht mit etlichen Aspekten im Hinblick auf die Opfer aber auch nachdenklich. Ein lesenswerter und sehr unterhaltsamer Roman - bei dem allerdings der irreführende Text auf der Buchrückseite für einige Irritation sorgt. Aber dafür kann die Autorin nichts, nur im Verlag sollte man mal über die Gestaltung der Buchrückseiten intensiv nachdenken.
Angela Marsons, Der Hörverlag
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