Irisches Roulette
- dtv
- Erschienen: Januar 2016
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- München: dtv, 2016, Seiten: 416, Originalsprache
Die internationale Wettmafia setzt (auch) auf Gaelic Sports
Erst drei Monate ist Grace O'Malley in Galway als Leiterin der Abteilung für Kapitalverbrechen zuständig, da wird sie erneut mit einem Mordfall beauftragt. In einem Wettbüro wird Tom Nolan erschossen aufgefunden. Die Hilfe ihres Mitarbeiters Rory Coyne könnte Grace gut gebrauchen, doch ausgerechnet seinem Zwillingsbruder Ronan gehörte das Wettbüro und so ist Rory aufgrund seiner Befangenheit von den Ermittlungen ausgeschlossen. Zumindest offiziell, denn ganz möchte Grace nicht auf ihn verzichten, zumal dies bedeutet, dass sie nun eng mit Kevin Day zusammenarbeiten muss, der ihr seid ihrem Dienstantritt ein paar Mal in die Parade fuhr; schließlich träumte er von ihrem Job.
"Hinter allem steckt die Mafia in Asien, die, seit es das Internet gibt, massiv in Wettkämpfe auf der ganzen Welt eingreift und sie manipuliert."
Bei ihren Ermittlungen ist Grace einmal mehr Peter Burke, Jugendfreund und Privatdetektiv, behilflich, der zu seiner Überraschung erfährt, dass seine Mutter neben ihrem Job als Hotelbetreiberin ein gut gehendes Wettbüro führt. Dies erweist sich später als äußerst hilfreich, denn offenbar geht es um Wettmanipulationen internationalen Ausmaßes. Das Lokalderby, das "Finale von Connacht" zwischen Galway und Mayo, steht vor der Tür, ebenso wie das große Pferderennen, die Galway Races. Schon bald wird es undurchsichtig für die Ermittler, mehrere Personen verschwinden von der Bildfläche und ein weiterer Mord geschieht. Derweil endet das Lokalderby mit einer "Überraschung" ...
Wettmafia, Irland und immer wieder Irland
Mit Irisches Verhängnis startete die Serie um die sympathische Ermittlerin Grace O'Malley, die vor allem darunter leidet, dass ihr Onkel Jim der große Strippenzieher von Galway ist. Nun setzt Hannah O'Brien mit Irisches Roulette die Serie fort und baut dabei stark auf dem ersten Teil auf. Zwar liest sich der aktuelle Roman natürlich auch eigenständig, zum besseren Verständnis der diversen "Beziehungen" der handelnden Personen zueinander empfiehlt sich aber, zuerst den Vorgänger zu lesen. Das aktuelle Geschehen im Privatleben der Protagonistin soll hier nicht weiter erörtert werden, nur so viel, sie lernt Dixi O'Hara, eine recht auffällige Hutmacherin, kennen. Mehr als einmal wird erwähnt, wie sehr Grace Dixi mag, sie sympathisch findet und so weiter. Am Anfang nervt dies ebenso wie die wiederholte Erwähnung, dass die internationale Wettmafia überwiegend aus Asien gesteuert wird.
"Weißt du, was Gaelic heutzutage richtig interessant macht? Der gälische Fußball mit seinem komischen hohen Tor und den eher skurrilen Spielregeln ist eine der letzten Sportarten auf unserer Erde, die ausschließlich Amateuren vorbehalten ist. Kein Spieler darf dafür Geld bekommen. Auch kein Trainer. Und Manager und Schiedsrichter natürlich auch nicht."
Neben dem Krimiplot ist das Geschäft mit Wetten, seien es seriöse oder manipulierte, das Thema dieses Romans. Kurzweilig und durchaus informativ zeigt die Autorin wie deren Geschäft funktioniert. So werden selbst Wetten auf Spiele der vierten Fußballiga platziert (und manipuliert); wohlgemerkt in Litauen. Noch mehr Geld lässt sich verdienen, wenn man "vorhersehen" kann, dass irgendwo in der 27. Minute ein Elfmeter gepfiffen wird, beispielsweise beim Spiel Galway gegen Mayo.
"Grace war immer wieder verblüfft, wie emotionslos ihre Landsleute zuweilen auf Katastrophennachrichten reagierten. Entweder war es das Ergebnis einer lang antrainierten Überlebensstrategie in einem Land, das jahrhundertelang viel Not und Elend erlebt hatte. Oder es war eine unbewusste, aber effiziente Verteidigungstaktik im Nahkampf des Lebens: Wenn ich das Schreckliche ignoriere, verzieht es sich vielleicht wieder."
Neben dem Privatleben von Grace, den laufenden Ermittlungen und Einblicken in die Geschäfte der Wettmafia ist einmal mehr Irland der heimliche Hauptdarsteller. Wie schon beim Debüt kann die Autorin, die lange Zeit in Irland lebte, aus dem Vollen schöpfen und beschreibt Land und Leute mit großer Begeisterung. So erfährt man viel über die Eigenarten der Iren (beispielsweise nicht so gerne über negative Dinge zu sprechen wie ein Kapitalverbrechen) und die Landschaft der grünen Insel(n). Leider enttäuscht die Auflösung ein wenig. Dennoch, wer ein Faible für Irland hat sollte die Serie lesen!
Hannah O'Brien, dtv
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