Killgame

  • Wunderlich
  • Erschienen: Januar 2016
  • 3
  • Reinbek bei Hamburg: Wunderlich, 2016, Seiten: 432, Originalsprache
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2016

Tödlicher Kick in der kanadischen Wildnis

Eine junge Frau ist in einer Erdhöhle gefangen. Wenn sie herausgelassen wird, sind brutale Männer da, die sie vergewaltigen. Eines Tages darf sie endgültig raus - und muss um ihr Leben laufen.

Seit Dries Torwellen vor elf Jahren seine Zwillingsschwester Jessica verloren hat, leidet er unter enormen Schuldgefühlen. Deshalb kümmert er sich um seine 18-jährige Nichte Nia. Als sie spurlos verschwindet, ohne ihre Familie zu informieren, setzt er alles daran, sie aufzuspüren. Dries tut das, weil er sich Sorgen macht, aber auch, weil er glaubt, es seiner toten Schwester schuldig zu sein. Denn in seinen Gedanken kommuniziert er immer noch mit Jessica - und sie bittet ihn, ihre Tochter zu beschützen. Die Nachforschungen gestalten sich mehr als schwierig, es gibt einige merkwürdige Vorfälle. Schließlich führt die Spur Dries Torwellen in die kanadische Wildnis, wo er einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur kommt.

Winkelmann hat einen ebenso rasanten wie rätselhaften Plot kreiert

Andreas Winkelmann schreibt seit einigen Jahren beachtenswerte Thriller, und hat sein Niveau, was Spannung und Plot betrifft, stetig gesteigert. Rezensenten und Krimi-Couch-Leser waren sich bei den ersten Büchern nicht immer völlig einig, aber in den letzten Jahren lagen Winkelmanns Werke in der Bewertung des Publikums jeweils im Bereich sehr gut, also bei 75 Grad und mehr. Der neue Thriller Killgame kommt bei den Lesern der Krimi-Couch nicht so gut weg, was mich allerdings durchaus wundert. Vielleicht kommt der eine oder andere mit den Mystery-Elementen nicht so zurecht, die der Autor in diesem Buch mal wieder einstreut.

Andreas Winkelmann hat hier in meinen Augen einen ebenso rasanten wie rätselhaften Plot kreiert. Neben der Suche von Dries Torwellen nach seiner Nichte Nia gibt es einen zweiten - parallel verlaufenden - Handlungsstrang. Wie schon am Beginn des Buches angedeutet, werden junge Frauen in der Wildnis ausgesetzt und von unbekannten Menschen gejagt. Hier gelten keinerlei Regeln, und die Opfer haben im Grunde keinerlei Überlebenschance.

Ein zwiespältiger Protagonist und eine jugendliche Rebellin

Dries Torwellen ist eine durchaus zwiespältig zu sehende Hauptfigur. Er erledigt schwierige Aufträge auf allen Kontinenten, seine privaten Probleme bekommt er jedoch kaum in den Griff. Mit seiner Schwester hat er eine starke mentale Verbindung. Aus Afrika hat er vor Jahren eine so genannte "ere ibeji" mitgebracht, eine Zwillingsfigur, die nach dem Glauben eines afrikanischen Stammes magische Kräfte haben soll. Dries glaubt, so mit der Seele seiner toten Schwester kommunizieren zu können.

Wer mit solchen Erzähl-Elementen in einem Thriller nichts anfangen kann, dürfte bei diesem Buch die Nase rümpfen, denn das Thema nimmt schon breiten Raum ein.

Nia Herford ist eine typische jugendliche Rebellin - darin ist sie wohl ihrer Mutter sehr ähnlich. Ihr Vater ist seit dem Tod seiner Frau ziemlich hilflos - und mit der Erziehung von Nia hoffnungslos überfordert. Sie macht sich von zu Hause aus auf den Weg in ein vermeintlich besseres und unabhängiges Leben, und durch ihre jugendliche Naivität gerät sie nahezu unweigerlich in große Gefahr.

Die Polizistin Anna Sartorius ist eine Nebenfigur, aber keineswegs unwichtig. Sie ermittelt in Deutschland, denn Dries und Nia haben eine ziemlich blutige Spur hinterlassen. Was es damit auf sich hat, bleibt lange rätselhaft für den Leser - vor allem die tatsächliche Rolle von Dries Torwellen hat Andreas Winkelmann geschickt verschleiert, was für zusätzliche Spannung sorgt.

Der Thriller ist die perfekte Lektüre für ein langes Wochenende

Andreas Winkelmann bleibt bei diesem Thriller - mit einem Hauch Mystik - seiner Schreibweise treu. Bei der bestialischen Hatz auf Menschen geht es richtig heftig zur Sache, und auch zuvor in Deutschland liegen so einige Leichen auf dem Weg der Protagonisten. Also wirklich nichts für schwache Nerven. Der Autor hat ein interessantes Personal-Tableau aufgeboten, und die genaue Rolle einiger Protagonisten wird erst sehr spät enthüllt. Ob man die Geschichte in allen Verästelungen nun für realistisch hält oder nicht, muss der Leser für sich selbst herausfinden. Auf jeden Fall sind die vielen Rätsel und Wendungen dazu geeignet, den enormen Spannungsbogen permanent hoch zu halten. An vielen Einzelheiten merkt man übrigens, dass Andreas Winkelmann einiges an persönlichen Erfahrungen in sein Buch hat einfließen lassen. Dadurch wirkt vieles authentischer, und zumindest bei den Themen kanadische Wildnis und Bogenschießen ist der Realitätsgehalt fühlbar hoch. Das Buch ist in meinen Augen die perfekte Lektüre für ein langes Wochenende - denn unterbrechen mag man das Lesen irgendwann nur noch ungern.

Killgame

Andreas Winkelmann, Wunderlich

Killgame

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