Kalter Schuss ins Herz

  • Pendragon
  • Erschienen: Januar 2015
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  • New York: St. Martin’s Press, 2011, Titel: 'Cold Shot to the Heart', Originalsprache
  • Bielefeld: Pendragon, 2015, Seiten: 352, Übersetzt: Alf Mayer
Kalter Schuss ins Herz
Kalter Schuss ins Herz
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Jürgen Priester
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2015

Crissa Stone - Die Einsame Wölfin

Neben einem guten Riecher für unbekannte oder längst vergessene Stoffe ist das Bemerkenswerte und deshalb auch Erwähnenswerte am kleinen Pendragon-Verlag in Bielefeld seine Sorgfalt. Wenn z.B. die Krimi-Reihe (Dave Robicheaux) eines fast vergessenen, aber hochkarätigen Autors wie des Amerikaners James Lee Burke wiederbelebt und für die deutsche Leserschaft fortgesetzt wird, so geschieht das nicht einfach so. Der Roman wird begleitet von einem Grußwort des Autors an sein deutsches Publikum und ist mit einem ausführlichen Nachwort versehen, das Burkes Stellenwert für die amerikanische und internationale Kriminalliteratur beschreibt. Ähnlich interessante Zusatzinfos gibt es jetzt zum Deutschlanddebüt des Amerikaners Wallace Stroby. Der Journalist, Krimi-Kritiker und Übersetzer (u.a. dieses Romans) Alf Meyer ordnet in einem Essay Strobys bisher vierbändige Crissa-Stone-Reihe kriminal-literarisch ein. Kalter Schuss ins Herz ist der Auftakt dieser Reihe.

Wallace Stroby dürfte hierzulande eher unbekannt sein. Der gelernte (studierte) Journalist arbeitete zuerst für mehrere amerikanische Zeitungen und Magazine, schrieb viele Rezensionen, für die er mehrmals ausgezeichnet wurde. Jenseits des Atlantiks viel gelesen und beachtet war ein ausführliches Interview mit Kultautor Stephen King. Anfang der 2000er Jahre begann er mit dem Schreiben von Romanen. Seine ersten beiden Werke hatten einen State Trooper zum Helden. Es folgte noch ein Einzelroman, bevor er 2011 seine Old-School-Banditin Crissa Stone auf die Piste schickte.

Seit ihr Mentor und Lebensgefährte im fernen Texas im Knast sitzt, zieht Chrissa allein durch die Lande und heckt ihre Coups in Eigenregie aus. Die gemeinsame Tochter wächst bei Crissas Cousine auf. Die seltenen Besuche sind sehr schmerzvoll für die junge Mutter. Da sie wenigstens für Lebensunterhalt ihres Kindes aufkommen will und da sie für die anwaltliche Betreuung ihres Lebensgefährten größere Summen braucht, ist sie "geschäftlich" immer am Ball.

Der Roman beginnt mit einem gut geplanten Überfall auf eine Wechselstube. Leider entspricht die Beute nicht ihren Erwartungen. So ist Crissa gezwungen, mit einem neuen Team umgehend wieder aktiv zu werden. Aus dem "Milieu", in dem sie auf einige Kontakt- und Vertrauenspersonen zurückgreifen kann, bekommt sie einen Hinweis auf eine finanziell bestens ausgestattete Pokerrunde. Da die Sache mit großer Wahrscheinlichkeit heikel werden könnte (in der Runde sitzen nicht Schafe, sondern Wölfe), ist sie bei der Auswahl ihrer Begleiter sehr vorsichtig oder besser, glaubt es zu sein. Während des Überfalls erschießt einer ihrer Begleiter einen von den Pokerfaces. War es ein dummer Zufall oder geschah es mit kalter Berechnung? Das wird später zu klären sein. An dem tödlichen Schuss zerbricht die kurzfristig geschmiedete Allianz der Räuber. Ein Kampf, eine Jagd ums Geld und um Leben und Tod beginnt.

Heldinnen wie hier Crissy Stone, die nicht so 08/15 daherkommen, haben es in der Kriminalliteratur schwer. Der Rezensent denkt da an eine Kathy Mallory (Carol O´Connell), eine Eva Wylie (Liza Cody), eine Maria Krause (Susanne Staun) oder ganz aktuell die Frau, die nur Blum genannt werden will (Bernhard Aichner). Männer mit außergewöhnliche Berufen oder extremen Persönlichkeiten finden leichter Akzeptanz. So muss sich die Heldin nicht nur in der Männerwelt des Verbrechens behaupten, die ganze Reihe stellt sich der Konkurrenz des Männer dominierten Hardboiled-Subgenres. Crissa Stone, die Frau in einer typischen Männerrolle, stellt sich der zweifachen Herausforderung und weiß, ihre eigenen Akzente zu setzen.

Die Grundstimmung des Romans ist so karg wie die Orte, durch die es geht. Kalter Schuss ins Herz ähnelt einem Roadmovie durch die unschönen Gefilde der Vereinigten Staaten. Es vereinen sich hier Spannung und Action mit einem guten Schuss Frauenpower. Meine Empfehlung.

Kalter Schuss ins Herz

Wallace Stroby, Pendragon

Kalter Schuss ins Herz

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