Küsten-Haie
- Ostfriesland
- Erschienen: Januar 2014
- 1
- Norden: Ostfriesland, 2014, Seiten: 270, Originalsprache
Immobilienhaie am Nordseestrand
Am Strand von Harlesiel, dem betulichen Hafen des Nordseeörtchens Carolinensiel, wird von einem Jungen ein toter Mann gefunden. Zudem wird der Direktor eine Immobilienbank erschlagen aufgefunden und ein weiterer Mann erhängt im Haus eines Mitarbeiters derselben Immobilienbank. Hängt auch der Falle des Toten am Strand mit den anderen beiden zusammen? Ein Fall für Tomke Evers und Carsten Schmied, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Hajo Mertens ermitteln.
Dabei stossen sie auf so manche Ungereimtheit und treten bald auf der Stelle. Die drei Morde scheinen irgendwie miteinander verbunden zu sein, aber irgendwie ergibt alles keinen Sinn. Zudem ist Jojo de Vries verschwunden, dessen Geliebte die Tochter des toten Direktors war. Seine Ehefrau ist ebenfalls verdächtig, kann aber keinen schweren toten Mann an den Strand gewuchtet haben. Und wie soll er da überhaupt hingekommen sein? Durch die Tide sind sämtliche Spuren bereits verschwunden. Fragen über Fragen, und dass es zwischen Tomke und Hajo trotz des Altersunterschiedes zu "Menscheln" beginnt, ist vielleicht auch nicht gerade hilfreich. Doch das Team lässt nicht locker und beginnt, nach und nach die verzwickten Fälle aufzudröseln.
Der zweite Fall
Autorin Gaby Kaden lässt ihr Team bereits zum zweiten Mal ermitteln. Hatten sie es in Die Tote im Siel noch mit den Machenschaften in einem Altersheim zu tun, geht es in Küsten-Haie um die Immobilienbranche, wo eben Immobilienhaie unterwegs sind, eine ganz besondere Spezies, wie es der Roman den Leser lehrt. Dabei hat die Autorin gegenüber ihrem Erstling noch einmal an Spannung zugelegt und der Roman ist viel flüssiger zu lesen als sein Vorgänger.
In einem Prolog sollen Hinni und Karl, zwei alte Brüder, ihren Bauernhof verkaufen, den sie noch von ihren Eltern übernommen haben. Als sie auch dem wiederholten Werben der Immobilienmakler nicht nachgeben, droht man ihnen Konsequenzen an, und nur kurze Zeit später brennt ihr Elternhaus und die beiden sind wie vom Erdboden verschluckt. Ein Vorgeschmack auf das, was den Leser im weiteren Verlauf des Romans erwartet. Da gibt es jemanden, der wohl für andere Leute die Drecksarbeit erledigt und damit auch noch Erfolg hat. Fiese Machenschaften an der sonst so beschaulichen Nordsee, aber vielleicht ist gerade an solchen Orten ein besonders guter Nährboden für Verbrechen, weil niemand es dort erwartet. Aber gemordet wird scheinbar überall in der Republik.
Gaby Kaden hat ein Gespür für Timing entwickelt, und zudem beendet sie ihre Kapitel immer mal wieder mit einem Cliffhanger, der nicht unbedingt sofort im nächsten Kapitel aufgelöst wird. Das hält den Leser bei der Stange und macht das Mitraten spannend, denn der Leser ist den Ermittlern gegenüber nicht immer im Vorteil. Bisweilen springt die Autorin auch in den Zeiten der Kapitel, so spielt ein Kapitel eine Woche vor den anderen. Das mag zunächst verwirren, und wer die Kapitelüberschrift nicht richtig liest, mag diesen Sprung verschlafen und nicht verstehen. Aber es erklärt natürlich das Handeln des Verdächtigen Jojo de Vries.
Ordentlich Lokalkolorit
Am Ende werden alle Fälle zusammengeführt und das Team ist immer eingespielter. Dass sie überhaupt zusammen ermitteln können, ist einer Umstrukturierung des Polizeiapparates zu verdanken, womit die Autorin nicht nur die Polizeistrukturen in Ostfriesland erklärt, sondern auch ein ordentliches Mass an Lokalkolorit hinzumengt. Auch sprachlich macht sie immer wieder Ausflüge ins friesische, so dass sich der Leser direkt an die Nordsee versetzt fühlt. So machen Lokalkrimis Spaß.
Alles in allem bietet Gaby Kadens Küsten-Haie alles, was das Krimileserherz begehrt: Einige Mordfälle, viele Verdächtige, einen etwas undurchsichtigen Mittelteil, eine sich vielleicht anbahnende Romanze, ordentlich Lokalkolorit mit Wiedererkennungswert in Sprache und Landschaft sowie alte Bekannte aus dem ersten Roman, wie Tomkes Oma und deren Schwester Tante Fienchen. Die beiden rüstigen alten Damen hecken immer wieder etwas aus, und auch in diesem Roman versorgen sie Tomke mit belegten Broten, die hiermit offiziell eine Renaissance erleben.
Küsten-Haie ist eine Empfehlung nicht nur für den Sommerurlaub im Strandkorb, sondern auch für Wintertage, wenn man sich an die Küste sehnt. Die Autorin hat sich gegenüber ihrem Erstling noch in Sachen Spannung und Schreibstil gesteigert und man darf gespannt auf weitere Fälle der Ermittler warten. Die Nummern drei und vier liegen bereits vor, Nummer fünf ist in Arbeit. Ostfriesland kommt noch lange nicht zur Ruhe, aber mit einem inzwischen eingearbeiteten Ermittlerteam wie dem von Gaby Kaden kann man getrost sicher sein, dass die Urlauber auch weiterhin sicher in ihren Ferienwohnungen schlafen und tagsüber am Strand liegen können. Einen Versuch ist es allemal wert. Weiter so!
Gaby Kaden, Ostfriesland
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