Agatha Raisin und die tote Urlauberin
- Bastei Lübbe
- Erschienen: Januar 2015
- 4
- New York: St. Martin's Press, 1997, Titel: 'Agatha Raisin and the terrible tourist', Originalsprache
- Köln: Bastei Lübbe, 2015, Seiten: 224, Übersetzt: Sabine Schilasky
- -: Lagato, 2016
Allenfalls für Fans
Agatha Raisins Glückssterne verbergen sich hinter dichten Wolken: Ihre Hochzeit mit ihrem verehrten James platzte in letzter Minute und die romantische Hochzeitsreise tritt ihr Verflossener nun alleine an. Dennoch - so leicht gibt Agatha nicht auf und reist ihrem Ex-Verlobten kurzerhand hinterher. In dem Land, in dem laut Werbung die "Götter Urlaub machen" hofft sie James Gunst wieder gewinnen zu können. Störend ist dabei aber, dass die Hobby-Ermittlerin auch hier wieder in einen neuen Mordfall verwickelt wird und sich nicht nur diese Verstrickungen sondern auch ihre persönlichen Dramen auf ihre Bemühungen auswirken.
In ihrem sechsten Band um das Wirken der Hobby-Ermittlerin Agatha Rasin lässt M. C. Beaton ihre Heldin die Enge des englischen kleinen Dorfes verlassen und ihre Ermittlungen in die weite Welt ausdehnen. Grundsätzlich könnte diese Entwicklung Raum für neue spannende Geschichten bilden - tatsächlich ist dieser Versuch aber misslungen. Der Leser trifft in diesem Band vielmehr auf eine Versammlung unsympathischer Typen und Agatha ist nicht dazu geeignet, diesen Eindruck zu unterbinden. Nein - neben ihren als arrogant, laut oder ordinär beschriebenen Landsleuten macht auch Agatha keine wesentlich bessere Figur, rudert sie doch von Ungeschicklichkeit zu Ungeschicklichkeit - und das alles nur um ihrem James ein bisschen zu gefallen.
Bei diesen ganzen Verstrickungen bleibt der Krimi daher vollständig auf der Strecke. Die geschilderten Charaktere bleiben blass und konturenlos oder werden allenfalls als arrogante und versoffene Zeitgenossen beschrieben. Nur - wer sollte so einer Person auch nur eine Träne hinterher weinen, wenn sie denn das Zeitliche segnet? Diese Frage scheint sich auch M.C. Beaton gestellt zu haben und so nimmt der Mord an der ordinären Urlauberin Rose auch nur eine Nebenrolle ein. Agatha Raisin stolpert durch die Handlung ohne dass lange Zeit auch nur eine Weiterentwicklung zu erkennen ist. Wenn der Mord auch hinterher gelöst wird, scheint diese Entwicklung einmal mehr "Kommissar Zufall" geschuldet zu sein. Generell macht Agatha in diesem Buch eine mehr als schlechte Figur: Geprägt von Unsicherheiten und teenagerhaftem Verhalten hat sie offensichtlich vollständig vergessen, dass sie einmal als PR-Beraterin ihren Frühstückstoast verdiente und scheint die Frage nach dem nächsten Fettnapf zu ihrem täglichen Lebensmotto auserkoren zu haben.
Auch der Versuch, die Sehenswürdigkeiten Zyperns in die Handlung einzubauen und somit neben einem Krimi einen kleinen Reiseführer oder Apetizer auf die Insel einzubauen ist nicht gelungen. Dafür sind die jeweiligen Beschreibungen zu kurz, zu blass oder interessieren schlicht und ergreifend nicht. Sicher - dem Zypern-Reisenden mag eine derartige Verbindung als ein netter Zusammenhang gefallen, dennoch stellt sich die Frage, ob der Großteil der Leserschaft tatsächlich eine Reise nach Zypern plant.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass bei der Lesereihe um Agatha Raisin sicherlich keine literarische Sensation erwartet wurde. Dennoch haben sicherlich auch die Konsumenten von literarischem Fast-Food Anspruch auf ein appetitliches und vor allem gut gemachtes Mahl und dieser Anspruch ist hier nicht erfüllt. Wer nach Band 5 unbedingt wissen will, wie es denn mit Agatha und ihrem Nachbarn James weiter geht, der mag immerhin mit einem gewissen Anfangs-Interesse zu diesem Band greifen. Dennoch sei hier die Frage gestattet, ob die Entwicklungen in diesem Buch selbst dem Fan-Block gefallen.
M. C. Beaton, Bastei Lübbe
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