Das zweite Leben des Nick Mason
- Droemer
- Erschienen: Januar 2017
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- New York: G. P. Putnam's Sons, 2016, Titel: 'The second life of Nick Mason', Seiten: 288, Originalsprache
- München: Droemer, 2017, Seiten: 333, Übersetzt: Karin Diemerling
Der Pakt mit dem Teufel als Fahrschein in die Freiheit
Nick Mason ist ein kleiner Verbrecher aus Chicago, der lange Zeit mit Auto-Diebstahl und Überfällen auf Klein-Dealer erfolgreich war. Als er Frau und Kind hat, steigt er aus, und hält seine Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Dann soll ein letzter illegaler Transport-Job noch einmal richtig Geld bringen. Die Truppe wird verraten, ein Cop erschossen. Mason hält aufgrund seiner Ganovenehre dicht, und wandert wegen Mordes unschuldig 25 Jahre in den Knast.
Der ebenfalls einsitzende Gangsterboss Darius Cole beobachtet Mason ein paar Jahre, und bietet ihm dann einen unglaublichen Vertrag an. Cole will dafür sorgen, dass Mason frei kommt. Der muss als Gegenleistung draußen der Mann fürs Grobe werden und Coles Aufträge ohne Widerstand erledigen. Mason brennt darauf, Frau und Tochter wiederzusehen. Er geht auf den Deal ein, ist kurz darauf frei - und wohnt in einer Luxusvilla in Chicago. Als das Handy zum ersten Mal klingelt, wird Nick Mason allerdings klar, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat.
Der allerletzte große Coup geht komplett in die Hose
Steve Hamilton betrat 1998 mit einem Paukenschlag die literarische Bühne in den USA. Mit "Ein kalter Tag im Paradies" gewann er einen Nachwuchspreis, und räumte dann auch noch den "Edgar Award" sowie den "Shamus Award" ab, zwei der renommiertesten Thriller-Preise in Amerika. Aus dem Buch über den Detektiv Alex McKnight wurde eine erfolgreiche Reihe mit insgesamt acht Folgen, allerdings sind nur fünf davon in Deutschland erschienen. Die sind von den Lesern der Krimi-Couch jedoch allesamt mit Spitzen-Bewertungen versehen worden.
Der Autor ist bekannt für seinen lakonischen Witz, und für seine Protagonisten, die keine strahlenden Helden, sondern eher Underdogs sind. Dieser Linie bleibt Hamilton auch bei Nick Mason treu. Der ist ein kleiner Dieb und Einbrecher, und im Grunde schon auf dem Weg raus aus dem kriminellen Sumpf. Es ist dann die in Literatur und Film allzu bekannte Geschichte vom allerletzten großen Coup, der Mason ein veritables Startkapital für Frau und Tochter bringen soll - und ihm dann eben zum Verhängnis wird.
Nick Mason stolpert in die Minenfelder der Unterwelt von Chicago
Steve Hamilton inszeniert das in seinem Thriller relativ dramatisch. Schon bald sind Mason die Detectives der Mordkommission und eine knallharte Sondereinheit auf den Fersen. Denn neben dem Protagonisten geht es in diesem Thriller vor allem um Cops. Genauer gesagt um ehrliche Cops - und um unglaublich korrupte Cops. Und deren wechselseitige Beziehungen zu Darius Cole und seinem Reich des Verbrechens. Der Autor lässt seinen zunächst eher unbedarften Protagonisten in diese ausgedehnten Minenfelder der Unterwelt von Chicago stolpern. Aber Nick Mason ist ein cleveres Kerlchen, durchschaut irgendwann das miese Spiel - und versucht es dann nach seinen Regeln neu zu spielen. Die Einblicke in den Mikrokosmos von Gewalt und Korruption, Drogen- und Waffengeschäften sind spannend und interessant zugleich. Hamilton zeigt hier einmal mehr, dass er eine Geschichte kurzweilig und fesselnd erzählen kann.
Bösewichter als Protagonisten von Krimis sind derzeit groß in Mode
Es ist in jüngster Zeit in Mode gekommen, Verbrecher und Mörder zum zentralen Protagonisten von Kriminalromanen zu machen. Ich will diese Tendenz gar nicht abschließend bewerten, wie man das findet, muss schließlich jeder Leser selbst beurteilen. Manche Autoren machen das gut, andere eher plump. Gelungen fand ich das beispielsweise in Der Sohn von Jo Nesbø, aber auch andere Autoren haben das ansprechend gestaltet.
Bei Nick Mason hat der Leser - wie so oft - verschiedene Optionen. Mitfiebern, oder sich über den Kriminellen aufregen. Der Protagonist wird keineswegs zwingend positiv dargestellt, aber das bereits erwähnte Underdog-Image führt schon dazu, jedenfalls bei mir, dass man eher Mitleid mit Mason hat. Irgendwie ist er in diese Sache reingeraten, sein erster Mord hat zudem noch Züge von Notwehr.
Mehr will ich hier nicht verraten, aber die Frage der Sympathie oder Antipathie für den Protagonisten macht die Lektüre dieses Romans noch interessanter. Steve Hamilton hat einen rasanten und lesenswerten Roman vorgelegt. Wenn Das zweite Leben des Nick Mason der Start einer neuen Reihe ist, sollte man diese im Auge behalten - es lohnt sich auf jeden Fall.
Steve Hamilton, Droemer
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