Dead Money

  • Polar
  • Erschienen: Januar 2015
  • 2
  • Edinburgh: Blasted Health, 2011, Titel: 'Dead Money', Originalsprache
  • Hamburg: Polar, 2015, Seiten: 220, Übersetzt: Antje Maria Greisiger
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Michael Hoch
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2015

Bukowski 2.0?

Ein halbes Leben am Abgrund kann manchmal sehr anstrengend sein. Vor allem dann, wenn man zwischen Hochprozentigem und horizontalen Ereignissen auch noch seiner Spielleidenschaft nachgehen will. Aber irgendwie gehört alles auch zusammen, jedenfalls für Alan Slater. Ray Banks, der schottische Autor, der schon vor diesem ersten Roman, der in Deutsch erscheint, durchaus Kultstatus erreicht hat, schickt seinen Protagonisten auf eine aufregende und mitunter ekelerregende Reise am, wo Suff und Spielschulden zum Alltag gehören. Dabei möchte Slater eigentlich nur einen beschaulichen Alltag führen. Aber das Leben hat anderes mit ihm vor. Und so sieht sich der Protagonist mit jeder Menge scheinbar unlösbarer Probleme konfrontiert. Und immerhin muss dabei auch noch eine Leiche entsorgt werden. Ray Banks eigenes früheres Leben, unter anderem als Croupier in einem Casino, dürfte ihm beim Schreiben von Dead Money durchaus hilfreich gewesen sein.

Ein toter Hund im Kofferraum ist nicht unbedingt das, was man in einem Krimi erwartet. Und genau deshalb könnte man Ray Banks lieben. Es ist sein unkonventionelles Schreiben, sein unverkennbarer Stil, der ihn so verräterisch macht. Und sein Humor. Auch wenn man als Leser immer wieder mal den Eindruck hat, Charles Bukowski würde dem Protagonisten Alan Slater, eine Art "Barfly", über die Schulter schauen und ihm so manchen gut gemeinten Rat mit auf den Weg geben. Doch Banks kopiert nicht, auch wenn er seinen ersten - ins Deutsche übersetzten - Roman durchaus mit Fäkalsprache speist.

Wer seichte Kost erwartet, ist mit Dead Money nicht gut bedient. Und für seinen Kriminalroman braucht man durchaus auch etwas Geduld. Lange lässt Banks seine Leser in der scheinbaren Belanglosigkeit seines Hauptdarstellers schmoren, bevor er schlagartig im Eiltempo dramaturgische Momente setzt, die einen sofort mitten in die Geschichte reißen.

Wer unbehelligt und unvoreingenommen weiterliest und Bukowski irgendwann ad acta gelegt hat, bleibt gefangen. Alle anderen werden sich zwischen Pisse und Kacke schnell angewidert aus der Geschichte schleudern lassen und niemals erfahren, wie standhaft Alan Slater am Rande des Abgrunds bis zum Schluss der Geschichte bleibt, im doppelten Sinne. Denn Poker, Alkohol und Sex gehören zu seinem Lebensstandard. Und auf seinen Fahrten hat er stets den Sensenmann im Nacken, wenn er rote Ampeln überfährt und "beinah auch ein paar Kinder."

Dead Money ist beileibe kein Roman von vielen. Auf 200 Seiten rafft er seine Geschichte im Eiltempo zusammen. Und vielleicht ist es das, was man ihm vorwerfen könnte. Aber angesichts der unbekümmerten Art zu schreiben, dürfte aber auch so manch ein Leser dankbar sein, dass er Bukowski-ähnliche Pfade endlich verlassen darf, um sich anderen Werken zu widmen. Und genau das ist Banks: Möglicherweise umstritten.

Dead Money

Ray Banks, Polar

Dead Money

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