Die Abtaucher

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 2014
  • 1
  • Dortmund: Grafit, 2014, Seiten: 221, Originalsprache
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2015

Zwei Schalker auf Mörder-Jagd

Ein Mann wartet in einem verlassenen Haus auf einen Einbrecher, den er gezielt dorthin gelockt hat, um ihn dann brutal zu töten. Kommissar Georg Schüppe, von seinen Kollegen nur „Spaten" genannt, ermittelt zusammen mit seinem Kollegen Holger Krokowski in diesem Fall, der sich als ziemlich schwierig herausstellt. Der freie Journalist Tom Balzack ist mit seiner Crew ebenfalls am Tatort, und stellt eigene Recherchen an, denn er braucht mal wieder eine dicke Story, um seine chronischen Finanzprobleme zu mildern. Es gibt weitere Morde, und an den Tatorten finden sich DNA-Spuren und Fingerabdrücke des ersten Opfers, dem ein Finger abgeschnitten wurde. Der Killer will eine falsche Spur legen, aber sein erstes Opfer wurde zu früh entdeckt, die Ermittler können eine korrekte Zeitleiste erstellen. Als Zwischenspiel werden immer wiederkehrend die Gedanken und Erlebnisse des Mörders aus seiner Sicht beschrieben. Im Hinblick auf Person und Motive des Killers bleiben aber auch die Leser zunächst unwissend. Die Recherchen der Polizei und auch der Journalisten gestalten sich schwierig und für den Leser spannend. Tom Balzack findet schnell Zusammenhänge, die dem Kommissar zunächst verborgen bleiben. Aber die beiden kennen sich gut und arbeiten zusammen – bis zum dramatischen und durchaus überraschenden Finale.

Protagonisten und Plot sind gelungen

Es gibt Kriminalromane, da ist der Plot richtig klasse, aber die Figuren verblassen dahinter etwas. In anderen Büchern sind die Protagonisten überaus gelungen, und reißen die eher mäßige Story mit sich. Im Idealfall ist beides gut – und genau das ist Thomas Schweres in Die Abtaucher gelungen. Er präsentiert uns hier eine spannende, verwinkelte und wohl durchaus realitätsnahe Geschichte. Und das Protagonisten-Duo - die Nebenfiguren sind auch gelungen, um das mal gleich zu sagen - macht ständig Laune auf das Weiterlesen. Georg Schüppe ist ein erfahrener Ermittler. Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser, dass der Kommissar aus deinem Auslandseinsatz auf dem Balkan mit einer schweren Verletzung und traumatisiert zurück gekommen ist. „Der Spaten" muss häufig den gutmütigen Spot seiner Dortmunder Kollegen hinnehmen, denn als bekennender Fan des FC Schalke 04 hat er unter den glühenden Anhängern des Erzfeindes BVB Borussia Dortmund nichts zu lachen. Die humoristischen Aspekte der Geschichte sind damit garantiert, und wie ich finde, passend eingestreut. Schüppe ist ein hartnäckiger und konsequenter Ermittler, und sammelt als Person einige Sympathie-Punkte.

Berufliche Neugier treibt den Journalisten voran

Der Journalist Tom Balzack hat mir sogar noch besser gefallen – da ist natürlich auch kollegiale Solidarität im Spiel, das will ich gerne zugeben. Mit Schüppe verbindet ihn die gemeinsame Liebe zu dem traditionsreichen Fußballclub aus Gelsenkirchen. Balzack fristet nach guten Zeiten mittlerweile ein Dasein am Rande des beruflichen Ruins – dieses Schicksal teilt er mit etlichen freien Journalisten. Um das zu verdeutlichen baut Thomas Schweres einige kleine Episoden aus der Arbeit von Balzack und seinen Mitarbeitern ein, und gibt damit gut recherchierte Einblicke in die Branche. Der Journalist hat trotz wirtschaftlich schwieriger Lage seine berufliche Neugier nicht verloren, und das treibt ihn auch in diesem rätselhaften Kriminalfall voran. Gemeinsam finden Schüppe und Balzack in vielen kleinen Schritten entscheidende Zusammenhänge, die für andere Ermittler kaum erkennbar wären. Mehr kann hier nicht verraten werden, aber in dieser Hinsicht ist der Plot wirklich gelungen.

Eine mehr als kurzweilige Lektüre

Thomas Schweres zeigt mit diesem Roman, dass er eine Geschichte wirklich flüssig und spannend erzählen kann. Dialoge und Protagonisten passend hervorragend zueinander, die Hintergründe wirken gut recherchiert, und immer im passenden Moment bringt der Autor neue Dynamik in die Handlung. Falsche Fährten, scheinbar einfache Lösungen und daraus resultierende Wendungen machen die Lektüre mehr als kurzweilig. Nach leicht schwerfälligem Beginn mag man den Roman kaum noch aus der Hand legen. Kurze Abschnitte mit Tagen und Uhrzeiten unterteilt sorgen für eine gute Orientierung beim Leser. Am Ende bleiben bei mir zwei Dinge haften. Einerseits freue ich mich auf die nächste Geschichte mit Schüppe und Balzack. Andererseits würde ich gerne eine Verfilmung dieses Romans sehen. In der passenden Besetzung wäre das richtig gutes Kino.

Die Abtaucher

Thomas Schweres, Grafit

Die Abtaucher

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