Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2014
  • 4
  • München: dtv, 2014, Seiten: 384, Übersetzt: Wolfram Ströle
Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen
Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2014

Ein neuer Profilerstar belebt das Genre

Jefferson Winter aus Amerika ist der beste Profiler und arbeitet, nachdem er vor anderthalb Jahren das FBI verlassen hat, als Berater für die weltweit brutalsten Verbrechen. Ein solcher Fall führt ihn zu Detective Inspector Mark Hatcher und dessen attraktiver Kollegin Detective Sergeant Sophie Templeton von Scotland Yard. Ein Serientäter geht um und hat bereits vier Frauen in seiner Gewalt gehabt. Doch er tötet seine Opfer nicht, sondern foltert sie über mehrere Wochen bevor er ihnen einen Teil ihres Gehirns entfernt. So werden diese zu seelenlosen Hüllen, die nur noch vor sich hin vegetieren. Kaum ist Winter in London eingetroffen verschwindet mit Rachel Morris eine weitere Frau, die genau dem bevorzugten Opfertypus entspricht. Mit Hochdruck nehmen die Ermittler ihre Arbeit auf, währenddessen der Täter mit seinem grausamen Spiel erneut beginnt...

 

"Na los, Hatcher, lassen Sie uns ein bisschen Spaß haben."
"Spaß! Wirklich, Winter, Sie haben einen merkwürdigen Humor. Spaß hat man vielleicht bei einer Party auf einer Milliardärsjacht oder von mir aus mit einer zwanzigjährigen Blondine. Nicht bei dem, was wir tun."
"Wissen Sie, was Ihr Problem ist, Hatcher? Sie sitzen schon viel zu lange an einem Schreibtisch. Wann haben Sie zum letzten Mal vor Ort ermittelt? Und wenn wir schon mal dabei sind, Ihr letztes Mal mit einer zwanzigjährigen Blondine ist möglicherweise auch schon eine Weile her."

 

Ein Sherlock Holmes des 21. Jahrhunderts.

Jefferson Winter ist nicht der erste Super-Profiler und wird auch sicher nicht der Letzte sein. Dennoch haucht Autor James Carol dem Genre mit Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen neues Leben ein. Dies liegt zunächst einmal an dem Protagonisten und Ich-Erzähler Winter, dessen Vater selbst ein berüchtigter Serienmörder war und vor anderthalb Jahren hingerichtet wurde. Seitdem hat Winter den Dienst in Quantico quittiert und arbeitet weltweit als Spezialist auf Anfrage, will er doch vor allem sich selber beweisen, dass er nicht so tickt wie sein Vater. In seinem forschen Auftreten und seinen immer wieder atemberaubenden Erkenntnissen wirkt Winter wie ein moderner Sherlock Holmes, dem er charakterlich sehr nahe kommt.

 

"Was hat er dann gesagt?"
"Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, was er gespürt hat. Und er hat gespürt, dass ihn jemand beobachtet. Von dort drüben, um genau zu sein."
"Gespürt", wiederholte Hatcher. "Ich weiß nicht, ob das vor Gericht zählt, Winter."
"Genau das ist das Problem von euch Polizisten heutzutage. Ihr denkt zu sehr wie Anwälte und nicht wie Detektive."

 

Der Schreibstil ist treibend, der Plot hat ordentlich Tempo und obwohl der Täter seine Opfer foltert, teilweise verstümmelt und letztlich durch eine Lobotomie zu leblosen Hüllen werden lässt, ist der Gewalt-Faktor im Roman überraschend moderat. Oftmals spielen sich die Quälereien und Gewaltorgien in Andeutungen ab und werden somit durch den Leser konsequent zu Ende gedacht, wodurch der Thrill in den Köpfen entsteht. Dabei werden die Arbeit der Polizisten (Ich-Erzähler Winter) und die "Arbeit" des Täters in wechselnden Sequenzen parallel erzählt. Dies macht James Carol recht geschickt, was im Übrigen auch für das Setzen von Cliffhangern gilt.

 

"Das war erstaunlich, Winter. Ich meine, wie machen sie das? Sind sie Rain Man oder was?"

 

Während zunächst Hatcher den Partner von Winter gibt übernimmt diese Rolle zunehmend die äußerst gut aussehende Templeton. Die beiden Nebenfiguren sind ordentlich gezeichnet, wenngleich man doch am Ehesten mit dem Protagonisten mitfiebert, auch wenn dessen Figur – wie schon bei Sherlock Holmes – reichlich überdreht erscheint. Ein bisschen weniger Allwissenheit würde nicht schaden, obwohl...

Wer sich für Profiling beziehungsweise Serientäter interessiert, findet hier interessante Einblicke in die Arbeit eines Profilers sowie zum Denken und Vorgehen von Serientätern. Dazu lernt man noch eines der seltensten Werkzeuge kennen, welches je von einem Serientäter verwendet wurde: den auf der Titelseite abgebildeten Orbitoklast.

Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen

James Carol, dtv

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