Der Code
- Osterwold Audio
- Erschienen: Januar 2014
- 6
- Hamburg: Osterwold Audio, 2014, Seiten: 2, Übersetzt: Uve Teschner, Bemerkung: ungekürzte Lesung
Wie real kann ein Thriller sein?
In drei europäischen Hauptstädten passieren drei Verbrechen, deren Zusammenhang lange Zeit unklar bleibt. In Berlin schießen Unbekannte – als Sanitäter verkleidet - einen Obdachlose scheinbar grundlos nieder und schaffen ihn in einem Rettungswagen weg – ohne jede Spur, und ohne dass er vermisst wird. Ganz anders in Stockholm, wo der Militär-Kryptologe William Sandberg einen Selbstmordversuch unternimmt, und anschließend spurlos aus dem Krankenhaus verschwindet. Da seine Wohnung nahezu leer geräumt ist, glaubt die Polizei, dass er freiwillig gegangen ist. In Amsterdam wurde die junge Sumerologin Janine Haynes schon vor Monaten in einem Café betäubt und entführt. Sandbergs Ex-Frau Christiane, eine erfahrene Journalistin, glaubt nicht an ein freiwilliges Verschwinden von William. Er hat ein Foto ihrer gemeinsamen, verstorbenen Tochter zurück gelassen – und das würde er niemals tun. Mit einem Praktikanten an ihrer Seite macht sich Christiane auf die Suche, und schon bald gibt es keinen Zweifel mehr, dass William entführt wurde. Es geht der unbekannten Organisation, die ihn in ihre Gewalt gebracht hat um die Entschlüsselung einer Botschaft geht, die in der DNA des Menschen verborgen liegt – was für alle unabsehbare Folgen haben kann.
Geschickte Mischung aus Fiktion und Realität
Fredrik T. Olsson hat mit Der Code ein wirklich rasantes und spannendes Thriller-Debüt vorgelegt. Er hat dabei eine überaus geschickte Mischung aus Fiktion und Realität geschaffen, die neben den starken Charakteren enorm zur Faszination der Geschichte beiträgt. Eine Organisation, die Nationen-übergreifend agiert, ist dabei nichts Besonderes. Aber Dauer und Motivation ihrer Aktivitäten sind es dann doch – zu tief darf ich hier nicht ins Detail gehen, aber der Autor hat insgesamt ein Bild gezeichnet, das faszinierend und beängstigend zugleich ist. Vieles bleibt lange oder gar komplett im Nebel, aber das ist für die Geschichte am Ende nicht wirklich relevant. Olsson schildert Struktur und Herkunft der Beteiligten nur soweit es für die Geschichte notwendig ist, und in meinen Augen unnötigen Ballast lässt er dann lieber weg. Das macht die Erzählung richtig griffig und überaus süffig zu lesen. Die eher realitätsbezogenen Aspekte hat der Autor offenbar gut recherchiert, so ist jedenfalls mein durchgängiger Eindruck.
Die Protagonisten entwickeln sich
Seinen Protagonisten verordnet der Autor im Laufe der Geschichte einen durchgreifenden Wandel der Persönlichkeit. William Sandberg, ein depressiver Wissenschaftler, der eher lebensuntüchtig erscheint, wofür auch seine Suizidversuche sprechen, entwickelt sich zu einer starken und zeitweise dominanten Figur. Dafür sind zum einen die dramatischen Ereignisse verantwortlich, zum anderen aber auch die Gespräche mit seinen Mitstreitern. Er erkennt, dass er letzten Endes auch wieder Verantwortung für andere Menschen übernehmen muss – auch wenn er sich eine Mitschuld am Tode seiner Adoptivtochter gibt. Befeuert wird diese Haltung vom Verhalten der jungen Wissenschaftlerin Janine Haynes – einer von Beginn an starken Persönlichkeit. Sie will sich mit ihrer Gefangennahme nicht abfinden und sucht ständig nach Möglichkeiten, aus dem Schloss der Organisation zu fliehen. Aber auch der Praktikant Leo Björk, der von Christina Sandberg überraschend ins Vertrauen gezogen und an der Suche nach ihrem Mann beteiligt wird, wandelt sich vom grauen Mäuschen zu einer aktiven Figur. Die kleine Gruppe – später noch ergänzt durch den Freund von Janina – formiert sich zu einer engen und schlagkräftigen Gemeinschaft.
Medien-Meldungen korrespondieren mit Roman-Handlung
Die mit vielen wissenschaftlichen Details angereicherte und stets rasante Geschichte bietet dem Leser viele Wendungen und Überraschungen. Besonders faszinierend dabei ist, dass die aktuellen Meldungen der Medien im Sommer und Herbst 2014 mit der Handlung des Buches in vielerlei Aspekten zu korrespondieren scheinen. Wenn Ebola-Patienten auf der ganzen Welt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen behandelt werden erinnert das doch sehr stark an etliche Passagen des Romans – auch wenn in der Realität nicht ganz so brutal gegen die Seuche vorgegangen wird. Auf alle Fälle kann man dem Szenario des Autors perfekt folgen. Fredrik T. Olsson hat mit Der Code gezeigt, dass er ein wirklich guter Geschichtenerzähler ist. Der Verlag teilt im Klappentext mit, die Rechte seien bereits an Hollywood verkauf – auf den Film freue ich mich jetzt schon.
Fredrik T. Olsson, Osterwold Audio
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