Mystery Girl
- Suhrkamp
- Erschienen: Januar 2014
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- New York: Thomas & Mercer, 2013, Titel: 'Mystery Girl', Originalsprache
- Berlin: Suhrkamp, 2014, Seiten: 411, Übersetzt: Stefanie Jacobs
Prooouuust!
Wenn ein Literaturdozent, der sich als ausgesprochener Proust-Experte ausgibt, einen Krimi veröffentlicht, ist sicherlich Vorsicht angesagt. Nicht aber so bei David Gordon.
Er schickt seinen "Helden" Sam Kornberg ins Geschehen, gründlich gescheitert in seinem Leben. Als Hobby-Experte für Film, als Schriftsteller experimenteller Literatur, als Aushilfe in einem Buchladen und vor allem als Ehemann. Der Job als Amateur-Detektiv für den Profi und im Sinne des Wortes Schwergewicht Solar Lonsky kommt ihm nur zu gelegen. Er soll Mona Naught, eine Femme Fatale, observieren.
Doch die springt kurz nach dem Sex mit ihm einfach aus dem Fenster - viele Meter über den Klippen. Kornberg soll weiter ermitteln, befielt Lonsky. Mord sei es gewesen. Dabei kommt er mit allerhand skurrilen Typen aus der Satanisten- und Spinner-Ecke zusammen, so dass ihm immer weniger Zeit zum Philosophieren bleibt.
So wie zum Beispiel nach dem Intermezzo mit dem "Zauberer", der die Kostüme für Monas Ehemann – und damaligem Regisseur – Zed Naught kreiert hat. Dumm nur, dass Sam zwar die Tapes von damals (mit Kultcharakter) bei ihm gefunden hat, deren Diebstahl aber dazu führte, dass der Satanist kopfüber mit Nägeln in den Gelenken gekreuzigt aufgefunden wurde.
Eine schräge Geschichte, finden Sie? In der Tat! Eine Diskussion über Viertelpfünder wie in Pulp Fiction oder auf Teppiche pinkelnde Gangster wie in Big Lebowski würde einen beim Lesen wenig wundern. Sam Kornberg ist der Dude für Lesende, genauso heruntergekommen und über seine Heruntergekommenheit ebenso informiert. Jeden Moment erwartet man den Antihelden aus Big Lebowski das Geschehen betreten und "Alles wird gut", sagen. Aber der Dude kommt nicht und damit wird die Geschichte immer schlimmer – und das Leseerlebnis immer vergnüglicher.
Großes Kino – das Wortspiel lässt sich an dieser Stelle leider nicht vermeiden. Chandler ist im 21. Jahrhundert angekommen. Von David Gordon, der sich nicht nur mit Hochliteratur auskennt, sondern seinem Protagonisten gleich ebenfalls Erfahrungen in der Mode-, Buch- und Pornobranche gesammelt hat, möchten wir noch viel mehr lesen und mit ihm noch viel mehr lachen.
Schräg, witzig, originell, grenzwertig!
David Gordon, Suhrkamp
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