Hexenhammer

  • Erschienen: Januar 2000
  • 3

Hugh Clevely, Sohn aus gutem aber verarmtem Adelshaus, schlägt sich als Tennisspieler durchs Leben und versucht sich nebenbei als Autor bisher stets abgelehnter Theaterstücke. Aktuell folgt Clevely einer Einladung des Gutsherrn Sir George Hurstbourne, der auf Schloss Mardingley in der Grafschaft Glouchestershire ein Tennisturnier organisiert hat.

Clevely verfährt sich und landet bei Sir Georges Nachbarn Charles Delahaye. Dessen Haus war trotz des dichten Nebels leicht zu finden, da es in hellen Flammen steht. Wagemutig stürzt sich Clevely in die Flammen, kann den Hausherrn jedoch nur tot bergen: Delahaye wurde mit einem Dolch erstochen.

Hilfe von Schloß Mardingley ist nicht zu erwarten, da den Hausherrn just dasselbe Schicksal traf. Major Wilkin von der Ortspolizei ist heillos überfordert. Gern würde er Jim Stoke, Sir Georges nichtsnutzigen Neffen, den er herzlich hasst, des Verbrechens überführen. Die Ermittlungen nehmen erst Formen an, als Scotland Yard sie in Gestalt Inspektor Uptons übernimmt.

Wie üblich gibt es zahlreiche Verdächtige. Anna Vernon, Sir Georges Sekretärin, verbirgt eine juristisch fragwürdige Vergangenheit. Nachbar Henry Starning ist als despotischer Wüterich berüchtigt. Außerdem bedrängt er die hübsche Sarah Gibson, auf die auch Clevely ein Auge geworfen hat. Die Aufregung erreicht den Höhepunkt, als entdeckt wird, dass die kostbaren Juwelen der Clare Merritt verschwunden sind; Sir George hatte sie für seine Schwägerin aufbewahrt.

Der Tennisspieler fühlt sich zum Privatdetektiv berufen. Er stellt sich die Frage, ob es wirklich Charles Delahaye war, den er aus den Flammen gezogen hat. Clevely hegt die Theorie, dass hier nur ein Strohmann sein übles Ende fand, während der echte Mörder weiterhin auf freiem Fuß ist. Falls dies zutrifft, ist er womöglich noch präsent sowie willens, den Juwelenraub sowie zwei Morde durch weitere Kapitalverbrechen zu ergänzen ...

Dummerweise richtig geraten

Damit liegt der Möchtegern-Detektiv völlig richtig. Überhaupt kommt irgendwann der Moment, in dem Clevely seine Spürnase heftig verflucht. Zwar gelingt es ihm, den Strolch aus der Reserve zu locken, der jedoch nicht nur zu rücksichtsloser Gewalt neigt, sondern erst recht in Zorn gerät, als er feststellen muss, dass sein Kontrahent vor allem gut geraten hat.

Doch diese eher unbekümmerte Art der Deduktion war durchaus Programm. Das blinde Huhn, der erste Band um den Lebemann Hugh Clevely, erschien 1939. Kurioserweise hieß der tennisspielende Privatermittler im Original „Tod Claymore". Unter diesem Pseudonym schrieb Autor Clevely die letztlich neunteilige Serie. Da die „Claymore"-Romane hierzulande unter dem Verfassernamen „Hugh Clevely" erschienen, wurde der Ich-erzählende Detektiv übernommen aber einfach umgetauft: eine seltsame Lösung.

Dass es sich hier um einen hoffentlich erfolgreichen Serienstart handelt, bindet der Autor übrigens witzig direkt in die Handlung ein. Auf der letzten Seite erklärt die Hauptfigur, wieso sie die gerade erlebte Geschichte aufgeschrieben hat:

„Und damit ist das Buch zu Ende. Wenn es sich gut verkauft und ich einiges Geld damit verdiene, werde ich ein zweites Buch verfassen, sobald ich wieder etwas Aufregendes erlebe."

Mechanismen der Verbrecherjagd

Das blinde Huhn ist ein Rätselkrimi der alten englischen Schule. Er erschien gerade noch vor dem Zweiten Weltkrieg und damit in der großen Zeit des Genres. Zum Kreis der Klassiker gehört Hugh Clevely freilich nicht. Obwohl sein Roman überaus unterhaltsam ist, wird vor allem in der zweiten Hälfte deutlich, dass etwas fehlt. Es ist die harte Kandare des erfahrenen „Whodunit"-Reiters, der seiner Geschichte zwar hin und wieder die Zügel locker lässt, sie aber stets fest in der Hand hält und ihr im Finale die Sporen gibt.

Clevely setzt dagegen (manchmal zu) stark auf den Effekt und den Zufall. Die Ausgangssituation verspricht viel: Zwei Morde werden quasi simultan in einer vom Nebel eingehüllten und abgelegenen englischen Grafschaft begangen. Für den Nostalgiker wimmeln auch sonst die geliebten Klischees. Natürlich bleibt das Wetter schlecht und hält die übersichtliche Schar der Verdächtigen, unter denen sich garantiert der Täter befindet, primär unter dem Dach von Schloss Mardingley fest. Dieser Personenkreis setzt sich aus den üblichen Exzentrikern plus jener hübschen jungen Dame zusammen, ohne die kein Rätsel-Krimi auskommt.

Schließlich muss sich der Held auch als Ritter erweisen, der besagte Dame rettet. Das betrifft ihr Leben, schließt aber auch ihren Ruf ein. Der ist in dieser vergangenen Ära womöglich wichtiger als das Leben. Schon der Verdacht, sie habe für eine spätere Ehe im ohnehin verworfenen Frankreich die intime Zweisamkeit mit einem Mann geprobt, treibt Anna Vernon schier in den Wahnsinn. Sarah Gibson traut sich nicht, den aufdringlichen Freier Starning mit deutlichen Worten ihre Abneigung zu verdeutlichen. Also gibt sie vor, mit Clevely verlobt zu sein, was den vermeintlichen Nebenbuhler zur Vorsicht mahnt: Ins Heiratsvisier genommene Frauen sind "besetzt" und dürfen nicht mehr bebalzt werden!

Die üblichen (= kuriosen) Verdächtigen

Clevely - gemeint ist der reale Verfasser - hat sich große Mühe gegeben, die Handlung durch fest umrissene, sehr individuelle Figurenzeichnungen zu beleben. Zeitweise meint man eine milde Variante der zeitgenössischen „Screwball"-Komödie zu lesen: Clevely macht Tempo und spitzt die Dialoge gern zu. Freilich setzt er seine Charaktere wie Schachfiguren ein. Manchmal stellt er sie auf ein freies Feld und wartet, was geschieht.

Auf diese Weise geht dem Geschehen viel Struktur verloren. Diverse groß eingeführte Verwicklungsstränge enden sang- und klanglos im Nichts. Dort verschwindet irgendwann auch Major Wilkin. Im Spiel bleibt dagegen Clare Merritt, die Clevely seinen Lesern beim besten Willen nicht als Verdächtige verkaufen kann.

Der Plot wird auf eine Weise aufgelöst, die den Nostalgie-Faktor kräftig beansprucht. Heute wirkt der "aufregende" Finalkampf zwischen Held und Schurke (unter Anwesenheit und Beteiligung der begehrten Jungfrau) weniger spannend als amüsant. Der Humor gleicht generell viel aus. Deshalb verzeiht man dem Verfasser die obskure Handlungslogik, die den Bösewicht antreibt. Hier erhebt ein einziges Mal und ungeschickt die zeitgenössische Realität ihr Haupt: Auch in England hatten die Nazis 1939 viele Anhänger, was einem Patrioten wie Clevely, der in beiden Weltkriegen diente, Sorgen bereiten musste.

Mit dem Kopf durch die selbst aufgestellte Wand

Überraschend gut ist dem Verfasser die Hauptfigur gelungen. Hugh Clevely - nun geht es um den Tennisspieler - ist jung, ungebunden und durch seinen "Beruf" viel unterwegs. So konnte ihn sein geistiger Vater in Abenteuer an unterschiedlichsten Orten verwickeln. Außerdem taugte Clevely als Identifikationsfigur.

Klug ließ der Autor seiner Hauptfigur einen gewissen Freiraum. So lässt er den Helden und die kapriziöse Sarah im Finale nicht zusammenkommen, sondern setzt die Romanze als Lockmittel für zukünftige Romanbände ein:

„Es hängt also von diesem Buch ab, und an den Lesern ist es zu entscheiden, ob Sarah und ich uns kriegen sollen." (S. 191)

Der eifrige aber ungeschickte Privatdetektiv, der einerseits den Täter stellt, wo die Polizei versagt, während er sich dadurch andererseits in Lebensgefahr bringt, ist bekannt und tauglich, die Spannung zu schüren. Bei allzu intensiver Musterung des Plots fragt sich der Leser dennoch, wieso gerade Amateur Clevely Erfolg hat, während der als tüchtiger Ermittlungsspezialist geschilderte Upton sich in gedankenschweres Schweigen hüllt. Womöglich blendet ihn der Verfasser genau deshalb zeitweise aus dem Geschehen aus, das ungeachtet dessen einen beachtlichen Unterhaltungswert bewahren konnte.

Hexenhammer
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Michael Drewniok
1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2014

Hexenhammerschläge auf Leser-Hinterköpfe

John O'Connell, passionierter Sammler alter Bücher und Handschriften, wird in seinem vornehmen New Yorker Stadthaus ermordet. Tochter Beatrice ordnet die verwüstete Bibliothek und stellt dabei fest, dass ein bestimmtes Buch gestohlen wurde: jener Grimoire - eine Sammlung von Zaubersprüchen - aus dem Jahre 1670, den der Vater ihr erst am Vorabend seines Todes stolz gezeigt hatte. Ebenfalls anwesend war der italienische Antiquar Giovanni Antonelli, ein alter Freund der Familie, der sein eindringliches Interesse an dem Grimoire gezeigt und O'Connell auf einen Verkauf angesprochen hatte, den dieser allerdings ablehnte. Doch Antonelli ist nicht der Mörder, wie die von Beatrice informierte Polizei herausfindet.

Der joviale Pater Morton möchte die Bibliothek ihres Vaters für das Duarte-Institut erwerben. Am dieser privaten Einrichtung werden angeblich philosophische Studien getrieben. Beatrice ist vorsichtig und gewarnt; Simon Lovelock, ein Antiquar aus New York, hält Morton für einen Lügner und das Duarte-Institut für einen gefährlichen Geheimbund. Dass beides zutrifft, bestätigt Stephen Carson, Beatrices Ex-Gatte, der sich als Journalist in Südamerika aufgehalten hat. Dort ist er auf die Spur einer ultrarechten kirchlichen Geheimtruppe gestoßen, die sich „Defensores Fidei" nennt und von Inigo Duarte, einem fundamentalistischen Ex-Priester aus dem Kreis um Papst Pius XII., gegründet wurde.

Die selbst ernannten „Verteidiger des (wahren) Glaubens" haben ihr Hauptquartier in Duartes "Institut" aufgeschlagen. Von dort planen sie, die Welt von der Sünde zu befreien - mit allen Mitteln, was Mord keineswegs ausschließt! Besonders gefährdet sind Frauen, denn die „Defensores" haben zu ihrer ‚Bibel' den Hexenhammer - ein 1487 verfasstes Handbuch für Hexenjäger - erkoren. Sie blasen zur modernen Hexenjagd und jagen Frauen, die sich politisch und kulturell betätigen und dabei liberale Ziele verfolgen. Noch reichen die finanziellen Mittel nicht, um den "Kreuzzug" auszuweiten. Deshalb ist der Grimoire für die „Defensores" wichtig: Es stellt den Schlüssel zu einem gewaltigen Vermögen dar, das einst Nazi-Marschall Hermann Göring heimlich auf ein Schweizer Bankkonto schaffen ließ, wo es noch heute liegt!

Als Beatrice den Grimoire in einem geheimen Versteck findet, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und gerät in eine ungeheuerliche Verschwörung, die die durch die verbotenen Archive des Vatikans direkt in die Fänge der „Defensores" führen soll ...

Sie brauchen die Dunkelheit (oder Dummheit)

Uralte Geheimbünde und ihre Verschwörungen haben seit jeher Konjunktur. Templer, Rosenkreuzer, Freimaurer und Illuminaten stellen nur die Spitze dieses schlüpfrigen Eisbergs dar. Selbstverständlich bedient sich auch die moderne Populärkultur der einschlägigen Vorbilder und vor allem Vorurteile. Wie Pilze, die nur im Verborgenen richtig gedeihen, schießen solche Sekten oder Kulte förmlich aus dem Boden. Heute gehören sie meist der katholischen Kirche an und werden aus dem Vatikan ferngesteuert. Das wirkt ‚realistisch' und ist außerdem werbetauglich skandalträchtig.

Zu geheimen Organisationen gehören geheimen Machenschaften = Histörchen über finsteres Treiben hinter den Kulissen der "offiziellen" Weltgeschichte, wo solche Munkel-Orden angeblich seit ewigen Zeiten die Fäden ziehen. Meist startet diese "alternative" Geschichtsschreibung mit der Suche nach dem Heiligen Gral, bezieht die Merowinger, später die Tempelritter und ganz sicher die dumpf mythentümelnden Nazis ein. Da über viele frühe Kapitel der Menschheitsgeschichte praktischerweise nicht viel bekannt ist, kann man die Fragmente so zusammensetzen, wie man es gern hätte, und die Lücken mit allerlei selbst gebrautem "Wissen" füllen. "Sachbuch"-Autoren wie Michael Baigent und Richard Leigh sind durch solche Märchen berühmt geworden

Der König der pseudo-historischen Schaumschlägerei heißt heute Dan Brown. Ihm sollte man keinen Vorwurf machen, denn er will sein Publikum als Romanautor unterhalten. Dass ihm manche/r glaubt, was er sich zu diesem Zweck ausgesponnen hat, ist nicht Browns Schuld. Seinen Job erledigt er jedenfalls ordentlich, was sich von Jane Stanton Brown ganz sicher nicht behaupten lässt.

Böse Männer - weise Frauen

Adolf Hitler bekommt seinen obligatorischen Gastauftritt im Hexenhammer, mit dem Hitchcock ihre Version der Schauermär von den Schattenmännern präsentiert. Sie hat sich sichtlich Mühe gegeben, ist tief in einen Sumpf unbewiesener Mythen, Halbwahrheiten und Lügen hinabgestiegen und hat aus dem, was sie dort fand, ein wüstes aber zunächst packendes Garn gestrickt, dem die kurze Inhaltsangabe nicht annähernd gerecht werden kann.

Leider mochte sich die Autorin nicht auf den Unterhaltungswert ihrer Komplott-Story verlassen: Eine ‚Botschaft' musste her, um das Werk aus den Untiefen schnöder Kolportage hinauf in die lichten Gefilde ‚richtiger' Literatur zu ziehen. Hitchcock fand sie nach einem Salto rückwärts in die feministische Steinzeit, indem sie die Hexenverfolgungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit als patriarchalischen Vernichtungskrieg der Männer gegen die Frauen umdeutet, der diese von den Schalthebeln der Macht fernhalten sollte. Den „Hexenhammer" erhebt sie zum Manifest dieses Hexen-Holocaustes.

Nun hat die „Vernichtung der weisen Frauen" - so der Titel eines in den frühen 1980er Jahren zum Bestseller avancierten Sachmärchenbuches - als monokausale "Erklärung" der Hexenjagden längst ausgedient. Doch ein harter Kern verblendeter Brachial-Historiker, die Geschichte nicht deuten, sondern mit subjektiv ausgewählten und interpretierten Fakten nach eigenen Vorstellungen inszenieren, wollen von der lieb gewonnenen Chauvinisten-Verschwörung nicht lassen - und genau diesen ist Hitchcock auf den Leim gekrochen. Sie geht sogar noch weiter und sieht „die Männer" - aus ihrer Sicht offensichtlich ein isomorpher Haufen, der bei konspirativen Treffen - wohl auf verschwiegenen Fußballplätzen oder vielleicht im Internet - regelmäßig seine Ränken schmiedet und auch heute noch im erbitterten "Kampf" (sie meint dies buchstäblich!) gegen die Frauen steht.

Triumph des Willens (und der Lächerlichkeit)

Aber Hitchcock weiß Rat, wie frau sich behaupten kann: Sie muss dem Vorbild der Hexen folgen und die urzeitliche Kraft des ewig Weiblichen neu entfachen! Beatrice, die graue Maus, entdeckt denn auch bald „die Wölfin" in sich - und siehe! Nun ist sie frei - frei, sich einen feurigen Latin Lover von der Straße fürs Bett zu fangen oder einem degenerierten italienischen Adligen mit der Rute den welken Arsch zu gerben: Rollen also, über die sich die „starke Frau" der Gegenwart nach Hitchcock definiert.

Ein erster Gipfel der Peinlichkeiten wird erklommen, als Beatrice in einem Sado-Maso-Laden ein Lack-und-Leder-Kostüm erwirbt, um so als „Hexe" (sic!) verkleidet ihrem Ex- und bald-wieder-Ehemann im Schlafzimmer entgegenzutreten. Der Schreck über diesen Anblick fährt Stephen tüchtig ins Gemächt, was sich ungünstig auf die geplante Liebesnacht auswirkt. Beatrice findet Trost in der Vorstellung, dass wohl der Schock, statt des ‚Weibchens' plötzlich einer ebenbürtigen oder sogar überlegenen ‚Frau' gegenüberzustehen, Stephens Lenden lähmte, ohne dass ihr bzw. ihrer geistigen Mutter auch nur der Gedanke kommt, sie habe sich durch den Halloween-Auftritt, bzw. die bonsaipsychologische Deutung der Situation doppelt lächerlich gemacht.

Der Hexenhammer fällt im letzten Drittel endgültig vom Stiel. Das große Finale Nr. 1 in den Gewölben der modernen Inquisition - nun in den Vereinigten Staaten beheimatet - ist derartig lächerlich misslungen, dass man sich für die Autorin fremdschämen muss. Schäumende Irre im Taumel sadistischer Frauenmartern, dazwischen die Heldin, die ihren Peinigern zwischen Streckbank und Scheiterhaufen hoch erhobenes Hauptes die Leviten liest, während praktisch jede Person, die bisher im Roman Erwähnung fand, plötzlich unter einer Kapuze (männlich) oder vor dem Tribunal (weiblich) der „Defensores" zum Vorschein kommt.

Letzte Bausteine zur Vollendung des perfekten Machwerks

Finale 2 - der Schurke wird gestellt - mutet in seiner konsequenten Meidung von Logik und Spannung wie eine Parodie auf die alten James Bond-Film an. Aber Hitchcock meint es offensichtlich durchaus ernst; sie ist ohnehin außerstande, der schon lange in Demenz dahintaumelnden Story noch einmal Leben einzuhauchen.

Die drastischen Schwächen der Handlung werden durch Hitchcocks kümmerliches schriftstellerisches Talent und - in verhängnisvoll logischer Konsequenz - die Figurenzeichnung unterstrichen. Wo die betuliche Umständlichkeit zunächst sehr gut zum Kosmos etwas weltfremder Buchsammler und Antiquare passt, versagt die Autorin sogleich, wo sich der Handlungsbogen über die ganze Welt zu spannen beginnt. Die angeblich so furchtbaren „Defensores" erheben sich nie über Butzemann-Niveau. Pater Morton gibt schmierenkomödiantisch den feisten, bigotten, hinterlistigen Pfaffen, Graf Borzamo den italienischen (oder besser felliniesken) geilen Grafen, Antiquar Lovelock den tragischen Helden als - sic! - „Ritter", der jeglichem Sex und sonstigen Schweinereien abhold ist und daher überleben darf. Und die Spinne im Zentrum des Netzes ... Nun, so einen dämlichen Bösewicht hat nicht einmal Colin Forbes in seiner unsäglichen „Tweed"-Reihe jemals verbrochen!

In welchem Maße die Unerfreulichkeiten auf das Konto der steifen und unbeholfenen Übersetzung gehen, muss offenbleiben. Wie der Hexenhammer in die noble btb-Reihe geraten ist, bleibt unklar. Die inhaltlichen wie formalen Unzulänglichkeiten dieses Machwerks dürften dort eigentlich nicht unbemerkt geblieben sein. Der offensichtliche Erfolg auch in Deutschland lässt indes noch mehr Unbehagen aufkommen: Es gibt einen Markt für solchen Bockmist!

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