Blendung

  • Hoffmann & Campe
  • Erschienen: Januar 2014
  • 12
  • New York: G. P. Putnam’s Sons, 2013, Titel: 'Dust', Originalsprache
  • Hamburg: Hoffmann & Campe, 2014, Seiten: 6, Übersetzt: Sandra Borgmann
  • München: Goldmann, 2015, Seiten: 538
Blendung
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Andreas Kurth
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2014

Routinierte Ermittler knacken kniffligen Fall

Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta will sich eigentlich von ihrem jüngsten Fall erholen, der äußerst belastend für sie war, und sie will in Ruhe eine lästige Grippe auskurieren. Doch dann gibt es den rätselhaften Fund einer fast schon rituell drapierten Leiche am Rande eines Sportplatzes des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Widerwilig lässt sich Scarpetta von einem Kollegen abholen, und sammelt bereits auf dem Weg zum Tatort so viele Informationen wie möglich. Überraschend taucht ihr Mann, ein routinierter FBI-Agent, ebenfalls am Tatort auf. Und es stellt sich heraus, dass die Vorgehensweise bei diesem Fall an eine Serie von Morden erinnert, die Benton gerade untersucht. Scarpetta und ihr Team müssen alle Register ziehen, um die nur schwer zu findenden Verbindungen zu enthüllen, die sie schließlich zu dem Täter führen können. Daneben gilt es auch noch, Störfeuer in den eigenen Reihen zu unterbinden, bevor der knifflige Fall von den routinierten Ermittlern gelöst wird.

Ausufernde Rück- und Einblicke

Patricia Cornwell ist eine ausgewiesene Viel-Schreiberin. Das muss nicht unbedingt zu Lasten der Qualität gehen, obwohl es etliche Kollegen in den Reihen der Rezensenten gibt, für die das Grund genug ist, die Bände dieser Reihe erst gar nicht zur Hand zu nehmen. Cornwell gelingt es wohl auch nicht, ein konstantes Niveau zu liefern. Für Neueinsteiger ist dieses Buch in jedem Fall geeignet, denn im ersten Drittel gibt es ausufernde Rück- und Einblicke in Scarpettas Leben und Wirken. Die offenbar aus vorherigen Romanen bekannten Protagonisten und deren Beziehungen zueinander werden eingehend vorgestellt. Geschickt lässt Cornwell parallel dazu den Mordfall wie ein Hintergrundrauschen anlaufen. Als dramaturgischer Trick dient die Grippe der Gerichtsmedizinerin, die verhindert, dass Scarpetta mit allzu großer Dynamik in die Morduntersuchung einsteigt. So hat die Autorin vermeintlich alle Zeit der Welt, ihr Personaltableau aufzustellen und ihre Protagonistin nachdenken zu lassen. Wer schon einige Romane der Reihe hinter sich hat, dürfte das allerdings eher als lästig empfinden.

Zu sehr berauscht an der Fabulierlust

Je weiter die Gerichtsmedizinerin in die Ermittlungen des Falles eintaucht, desto größer wird die Gefahr für Scarpetta selbst. Was im zweiten Teil des Buches zumindest für langsam steigende Spannung sorgt. Routiniert fließt der Fall vor sich hin, den Ermittlern helfen einige Zufälle. Die Protagonisten liefern routiniert und zuverlässig gute Polizeiarbeit ab. Zuweilen wünscht man sich hier kürze Dialoge und schnellere Umschnitte, aber Patricia Cornwell verliert sich sehr in der Beschreibung der ausgefeilten Interaktionen ihrer Protagonisten. Scarpetta wird sehr ausführlich als kluge, nüchterne und stets verantwortungsbewusste Frau dargestellt. Die erfahrene Forensikerin leidet förmlich bei der Analyse ihrer Fälle. Viel Raum nimmt ihr Verhältnis zu ihrem Ehemann Benton ein, für meinen Geschmack wird hier zu ausschweifend darüber schwadroniert, was für ein Gentleman der FBI-Agent ist, der auch an matschigen Tatorten überaus elegant auftritt – und dennoch bereit ist, seine edlen Schuhe im Dreck zu ruinieren. Nicht nur bei diesen Abschnitten wirkt es zuweilen, als ob sich die Autorin etwas zu sehr an ihrer eigenen Lust am Fabulieren berauscht. Dem Buch hätten in meinen Augen mindestens 100 Seiten weniger gut getan, aber augenscheinlich muss die Vielschreiberin Cornwell ihrer Seiten-Quote halten, so scheint es jedenfalls. Dennoch ist der Roman durchaus lesenswert, aber als wirklich innovativ kann ich das Buch nicht bezeichnen. Aus dem guten Plot hätte ein rasanter Roman werden können, so bleibt es ein unterhaltsames Werk – aber eben nur ein beliebiges in dieser langen Reihe.

Blendung

Patricia Cornwell, Hoffmann & Campe

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