Mordsgrimm
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2014
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- Meßkirch: Gmeiner, 2014, Seiten: 406, Originalsprache
Mörderische Märchenwelt
Der schwäbelnde Kommissar Heiner Hölzle und seine Bremer Kollegen haben mehrere Mordfälle aufzuklären, bei denen der Zusammenhang zunächst überhaupt nicht klar. Ein Fachkongress von Literaturwissenschaftlern, die sich auf Märchenforschung spezialisiert haben, wird in Bremen zum Rahmen für den Mord an einem der Wissenschaftler. Der Mann wird erschlagen im Tiergehege des Bürgerparks gefunden, und für die Polizei ist schnell klar, dass Fundort nicht gleich Tatort ist. Dennoch gestalten sich die Ermittlungen mehr als zäh, zumal Hölzle auch noch private Turbulenzen überstehen muss. Seine Schwester hat für ihre Söhne Praktika in Bremen organisiert, und kurzerhand beschlossen, diese bei Onkel Heiner unterzubringen. Richtig turbulent wird es, als es weitere Morde gibt. Der Manager einer umstrittenen Castingshow wird in seinem Hotelzimmer getötet, eine Journalistin im Hafen ermordet und ein weiterer Mord passiert in Bremerhaven. Hölzle und Kollegen sind sich überhaupt nicht sicher, ob sie es mit einem Serientäter zu tun haben, auch wenn bei einigen der Leichen Zeichen hinterlassen wurden - Esel, Hund und Katze die scheinbar in die Märchenforscherszene führen.
Ein kleiner Strauß von Mordfällen
Auch im neuen Roman von Biggi Rist und Liliane Skalecki hat Heiner Hölzle, der schwäbische Kommissar, den es in die Hansestadt Bremen verschlagen hat, wieder mit seinen Kollegen Schwerstarbeit zu leisten. In Mordsgrimm präsentiert das Autorenduo seinen Lesern einen kleinen Strauß von Mordfällen, deren Zusammenhang weder dem Leser noch den Ermittlern sogleich deutlich wird. Die Orientierung wird durch eine kleine Veränderung gegenüber dem Vorgängerroman leider etwas erschwert. Während es in Rotglut noch Datums- und Ortsangaben gab, was die Zeitsprünge leichter nachvollziehbar macht, wird hier darauf verzichtet. Die Autorinnen gliedern ihren Roman nach der Sichtweise der einzelnen Protagonisten. Das kann man so machen mir persönlich hat es nicht wirklich gefallen. Wer was wann wusste und dann wieder gehandelt hat, ist nicht so einfach zu durchschauen, das könnte man in meinen Augen besser darstellen.
Rasanter Einstieg fesselt den Leser
Die großen Themen des Romans sind dafür wieder gut gewählt und hervorragend in den Plot eingebaut. Es geht um die Eitelkeiten im Mikrokosmos der Literaturwissenschaft, um familiäre Eifersüchteleien und den Streit um das liebe Geld, sowie um die Orientierungsprobleme von Teenagern, die von gewissenlosen Geschäftemachen gnadenlos ausgenutzt werden. Daraus haben die Autorinnen eine interessante und spannende Gemengelage konstruiert, die den Leser wirklich zu fesseln vermag. Überstrahlt wird das ganze vom Thema Plagiat. Ein solches hat nämlich einer der Wissenschaftler durch Zufall bei einem Forschungsaufenthalt entdeckt, und konfrontiert damit nun während des Kongresses in Bremen den unumstrittenen Star der Märchenforscher-Szene. Der Umgang mit dieser Entdeckung und die Reaktion des Beschuldigten führen tief in die spannende Geschichte hinein, zumal der Enthüller des Plagiats auch das erste Mordopfer ist. Der rasante Einstieg fesselt den Leser, auch wenn durch die besondere Erzählweise manche tieferen Zusammenhänge erst nach und nach verdeutlicht werden. Die Ereignisse um die Castingshow und ihre Protagonisten bieten mehr als eine gute Nebenhandlung, denn auch hier verstehen es die Autorinnen, diese Aspekte geschickt mit ihrem eigentlichen Thema zu verflechten.
Ein eher untypischer Vertreter seiner Art
Die schrittweise Verknüpfung der einzelnen Mordfälle lässt den Spannungsbogen stets zunehmen, das Finale ist überraschend und sehr dynamisch mehr sei hier aus dramaturgischen Gründen nicht verraten. Liliane Skalecki und Biggi Rist pflegen auch in ihrem neuen Roman einen gut lesbaren Stil, die Dialoge sind authentisch und von einigem Wortwitz geprägt. Hölzles private Befindlichkeiten werden angenehm unaufgeregt in die Handlung eingeflochten, zuweilen befördern sie sogar den Fortgang der Erzählung. Der nur in Gedanken schwäbelnde Kommissar ist ein eher untypischer Vertreter seiner Art was ihn überaus sympathisch macht. Die Autorinnen zeigen einmal mehr, dass auch Bremen mit seinem eher hanseatisch-biederen Image der Schauplatz für eine spannende Kriminalgeschichte sein kann. Gerade der für die Hafenstadt eher untypische Hölzle macht diesen Schauplatz durchaus salonfähig.
Liliane & Rist Skalecki, Gmeiner
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