Ein dunkler Sommer
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2014
- 8
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2014, Seiten: 416, Originalsprache
Interessanter Debütroman.
Vor zehn Jahren starb die kleine Ulrike unter denkwürdigen Umständen. Der leitende Ermittler Gregor Harms machte einen mehr als unglücklichen Eindruck, wurde anschließend in den Innendienst und dann in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Zu zehnjähriger Haft wurde Jens Brückner verurteilt, der seine Strafe inzwischen abgesessen hat. Kurz nach seiner Entlassung erhalten mehrere Beteiligte von damals kuriose Drohbriefe und anonyme Anrufe. Dann wird auf seinem Werkstattgelände Oskar Sartorius ermordet; auch er war in den Tod von Ulrike verwickelt.
Für Hauptkommissar Arne Larsen und sein Team eilt die Zeit, denn neben Jens Brückner verschwindet plötzlich erneut ein Kind. Wiederholen sich die damaligen Ereignisse?
Einige Wendungen überraschen.
Der Debütroman von Thomas Nommensen überzeugt zunächst durch seinen Aufbau. In chronologischer Abfolge eines halben Monats im Juli werden zunächst mehrere Akteure vorgestellt. Wie bei einem Puzzle werden sodann Teilchen für Teilchen die einzelnen Elemente zusammen gesetzt. Dabei erfährt der Leser nicht nur die aktuellen Geschehnisse, sondern vor allem Häppchenweise was sich vor zehn Jahren zugetragen hat, denn offenbar ist klar, dass Brückner nicht für den Tod des Mädchens verantwortlich war. Sollte er sich auf einem Rachefeldzug befinden?
Durchaus geschickt werden immer wieder Momente heraufbeschwört, bei denen man denkt, jetzt sei alles geklärt. Dabei wird man nicht selten mit seinen Gedanken sogar richtig liegen, aber die eigentliche Auflösung ist dann doch überraschend (ob positiv oder negativ ist einmal mehr Geschmacksache). Die "Lösung nach der Lösung" hätte allerdings nicht sein müssen.
Figurenzeichnung eher dürftig.
Wer sich bei skandinavischen Autoren darüber ärgert, dass das Privatleben der Hauptfiguren oft mehr Platz einnimmt wie der eigentliche Krimiplot, der wird hier erfreut sein. Nehmen wir nur den Protagonisten Larsen. Seine Freundin weilt auf Arbeitsreise im Amazonas und ist daher nicht erreichbar und seinen allein lebenden Vater hat er auch schon lange nicht mehr besucht. Ganz so schlimm ist es zwar nicht, aber eine echte Sympathiefigur wird Larsen zumindest in seinem ersten Fall nicht, da er zu wenig greifbar wird. Eine ständig spürbare Distanz oder ist es Arroganz gegenüber seinem engsten Mitarbeiter bringt ihm ebenfalls keine Pluspunkte; dafür hätte man ihn dann schon wieder noch "überheblicher" darstellen müssen (vgl. beispielsweise die Darstellung von Benedict Cumberbatch als Sherlock in der gleichnamigen TV-Serie).
Sei's drum. Für einen Debütroman bietet Ein dunkler Sommer eine schön vertrackte und (teilweise) wendungsreiche Geschichte, die nach kleinen Anlaufschwierigkeiten deutlich an Tempo zulegt. Die weiteren Fälle werden zeigen, in welche Richtung es geht. Tendenz: Nach oben!
Thomas Nommensen, Rowohlt
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