Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2014
  • 3
  • Frankfurt am Main: Fischer, 2014, Seiten: 384, Übersetzt: Thomas Gunkel
  • London: Pan Macmillan, 2013, Titel: 'The Necessary Death of Lewis Winter', Originalsprache
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2014

Ein neuer Star-Autor!?

Calum MacLean arbeitet als freischaffender Auftragskiller in Glasgow, doch ein vermeintlich harmloser Anruf verändert alles. Es ist die Einladung zu einem Gespräch mit Peter Jamieson, der es zu einer gewissen Größe in der Unterwelt gebracht hat. Die Einladung bedeutet zugleich ein Jobangebot, welches Calum annimmt. Lewis Winter ist das Ziel, welches eliminiert werden soll. Aber warum? Winter ist seit über zwanzig Jahren im Geschäft. Ein kleiner Drogendealer, der es wohl nie nach oben schaffen wird. Doch Winter verkauft neuerdings in Jamiesons Revier, folglich muss gehandelt werden. Wer jedoch steckt hinter Winter, wer gibt ihm Rückendeckung?

Als Calum mit seinem Freund George die Tat in Winters Wohnung ausführt, befinden sich dort noch dessen Freundin Zara und ein junger Mann, den Zara kurz zuvor in einem Nachtclub kennen gelernt hat. Während Calum und George unentdeckt fliehen können, stürzt sich Detective Inspector Michael Fisher auf Zara, die ihm offensichtlich von Beginn an nur einen kleinen Teil der Wahrheit erzählt.

 

"Bevor wir anfangen", sagt Zara leise, "würde ich Sie gern fragen, was Sie unternehmen, um die Leute zu finden, die Lewis ermordet haben. Ich dachte, das wäre eigentlich Ihre Aufgabe."

 

In Großbritannien wird Mackay als Bestsellerautor gefeiert.

In Großbritannien sind die Medien voll des Lobes; vom neuen schottischen Kultautor ist gar die Rede. Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter ist der Auftakt der sogenannten "Glasgow-Trilogie" und wurde mit dem "Scottish Crime Book of the Year"-Award ausgezeichnet. Tatsächlich, dies vorweg, ragt der Roman deutlich aus der üblichen Mainstream-Ware hinaus. Zunächst zuckt man jedoch leicht zusammen, denn das zu Beginn enthaltene Personenregister umfasst stolze vier Seiten. Dabei hat der Roman gerade einmal eine Länge von rund 360 großzügig gedruckten Seiten, verteilt auf 43 Kapitel.

 

"Es gibt zwei Gründe, warum man spielt: einer akzeptabel, der andere nicht. Der inakzeptable Grund ist Gier, die Aussicht auf mehr Geld, das man eigentlich gar nicht braucht. Der zweite Grund ist der Nervenkitzel, und das ist was anderes."

 

Packender Erzählstil.

Kurze, knackige Sätze und häufige Szenenwechsel sorgen für ordentliches Tempo. Auch der weitere Erzählstil überzeugt. Der "Erzähler" erklärt nämlich jeweils ausführlich, warum eine Figur was macht und worauf sie dabei unbedingt zu achten hat (in Bezug auf Calum drängt sich diesbezüglich ein Vergleich zum Tokio Killer von Barry Eisler auf). Dabei wird deutlich, wie wichtig gerade das ist, was nicht gesagt wird und auch die Körpersprache trägt wesentlich zur Kommunikation in der Unterwelt bei.

 

"Das hier ist Arbeit, kein privates Treffen. Arbeit, auf die er keine Lust haben dürfte. Aber letztlich wird er es tun. Er schließt die Tür auf und in dem er Calum in die Wohnung lässt, willigt er ein, bei der Sache mitzumachen."

 

Der "Protagonist" und damit auch die Figur, mit denen der Leser am ehesten mit fiebert ist der junge Berufskiller Calum, der sich in ein undurchdringliches Machtspiel hineinziehen lässt. Irgendwer will Jamieson ein Stück vom Kuchen abnehmen, also muss Winter sterben, um ein Zeichen zu setzen. Mal sehen, was dann passiert? Sollte Calum einem Racheakt zum Opfer fallen ... Pech, Berufsrisiko. Kein Wunder, dass die Grenzen zwischen Vorsicht und Paranoia fließend sind.

 

Fisher hält inne, damit sie hören kann, wie zwei Polizisten ihr Schlafzimmer auf den Kopf stellen. Keine Reaktion. Sie ist überhaupt nicht nervös. Dann gibt's also nicht zu finden. Scheiße.

 

Die einzelnen Kapitel wechseln zwischen Calum, Winter, Zara, Fisher und anderen Figuren. Sie zeigen deren Denk- und Verhaltensweisen auf und geben somit interessante Einblicke sowohl in die Unterwelt wie in die Polizeiarbeit. Die schottische Zeitung "The Scotsman" bezeichnet den Autor als "modernen Raymond Chandler". Fakt ist: Der Auftakt war furios und wenn die beiden folgenden Teile mithalten können (der zweite Band Ein Killer hat das letzte Wort erscheint bei uns im Frühjahr 2015), dann sollte man die Trilogie keinesfalls verpassen. Vielleicht erfährt man dann auch den (hier nicht erkennbaren) Bezug zu Glasgow.

 

"Du", sagt er zu dem anderen, "kriegst morgen Nachschub. Du hast deine Sache gut gemacht. Das wird belohnt."
Der junge Mann lächelt und nickt begeistert. Ein Hund, dessen grausames Herrchen ihm den Kopf tätschelt. Ein zahnloses Grinsen. Erbärmlich. Abschaum.

 

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Malcolm Mackay, Fischer

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

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