Der elfte Gast
- Osterwoldaudio
- Erschienen: Januar 2014
- 14
- Stockholm: Albert Bonniers Förlag, 2008, Titel: 'Elva', Originalsprache
- Hamburg: Osterwoldaudio, 2014, Seiten: 6, Übersetzt: Achim Buch
Geheimnisvolles Meeting im alten Herrenhaus
Ein Jahr ist es her, dass die A-Gruppe offiziell aufgelöst wurde. Die zehn Mitglieder haben neue Positionen in Polizei oder Geheimdienst übernommen, oder gehen anderen Beschäftigungen nach. Nun soll es ein erneutes Zusammentreffen geben, in einem geheimnisvollen Herrenhaus. Keiner der Teilnehmer ahnt, wer sich dieses Meeting ausgedacht und es organisiert hat. Dort angekommen, beziehen alle ihre Zimmer und finden Auszüge aus einem Gedicht. Im Speisesaal genießen die erfahrenen Polizisten das gute Essen und die Getränke, offenbar von einem Catering-Service bereit gestellt. Einer nach dem anderen erzählt eine Geschichte, und die steht jeweils im Zusammenhang mit dem Gedicht-Auszug, den sie in ihren Zimmern gefunden haben. Das Rätseln nach dem Initiator der Zusammenkunft nimmt kein Ende, aber vorerst genießen alle die Erzählungen ihrer geschätzten Kollegen. Es geht mehr oder weniger um Verbrecher und ihre Taten, aber immer angereichert mit viel Lebensweisheit. Erst zum Ende hin taucht der im Titel genannte elfte Gast auf und präsentiert seinerseits eine hörenswerte Geschichte.
Literarischer Schatz für Fans der Krimi-Reihe
Offensichtlich ist Jan Arnald, so der richtige Name von Arne Dahl, mit seiner A-Gruppe doch noch nicht fertig. Die Roman-Reihe war, in guter schwedischer Tradition, auf zehn Folgen ausgelegt. Zwar hat Dahl dann noch Bücher über das so genannte Opcop-Team – eine europäische Polizei-Einheit – folgen lassen, und so einigen Protagonisten einen weiteren Karriere-Schub verschafft. Gleichzeitig hat er aber auch mit dem Gedanken gespielt, vielleicht nicht mehr als Arne Dahl zu schreiben. Im Interview, das ich mit ihm für die Krimi-Couch geführt habe, hat er dann im April 2013 in Hannover gesagt:
"Ich liebe Spannungsliteratur. Ich habe keine Geduld für langweilige Literatur. Arne Dahl durfte nicht sterben."
Diesem Anspruch ist er mit dem neuen Buch treu geblieben – auch wenn Der elfte Gast kein Kriminalroman im klassischen Sinne ist. Die Mitglieder der A-Gruppe ermitteln nicht, sondern erzählen sich Geschichten. Darin geht es im weiteren Sinne um Kriminalfälle, aber neue Leser werden mit diesem Buch von Arne Dahl nur herzlich wenig anfangen können. Es sei denn, sie betrachten es als Sammlung von Kurzgeschichte, verpackt in Erinnerungen und Würdigungen an die glorreiche Zeit der ihnen unbekannte A-Gruppe. Für Leser der Reihe ist das Werk allerdings so etwas wie ein literarischer Schatz, und vor der Abfahrt in das Herrenhaus gibt es auch noch viele Neuigkeiten über die vertrauten Ermittler.
Viel Fantasie und Originalität
Für die von seinen Figuren erzählten Geschichten hat sich der Autor richtig ins Zeug gelegt. Arne Dahl hat schon oft genug gezeigt, dass er mit Sprache umgehen und gute Geschichten erzählen kann. Durch seine Protagonisten lässt er hier viel Fantasie und Originalität aufblitzen. Mit der A-Gruppe haben diese Erzählungen überhaupt nichts zu tun. Die gut verpackte Sammlung wirkt vielmehr so als ob Dahl diese kleinen Episoden schon früher geschrieben hat, und sie nun mit diesem vermeintlichen Wiedersehen seiner A-Gruppe in einen passenden Rahmen stellt. Die Spekulationen der zehn Polizisten, wer denn nun der Organisator dieses rätselhaften Treffens ist, geben dem Ganzen eine zusätzliche Würze, denn hier werden gegenseitige Einschätzungen vorgetragen, die das Bild der Gruppe weiter abrunden.
Ein offenes Ende für die Fans der A-Gruppe
Wie in seinen klassischen Kriminalromanen versteht es Arne Dahl, die Lösung aller Rätsel perfekt an den Schluss zu platzieren. Hier wird nicht verraten, wie das Ganze aufgelöst wird. Aber mir hat es schon gefallen, in welcher Weise Arne Dahl die Handlung am Ende "rund" macht – die letzte, die elfte Geschichte, ist mehr als lesenswert. Den Fans der A-Gruppe, die sich mit diesem kleinen literarischen Schatzkästlein nicht anfreunden mögen, bietet der Autor im Finale dann immerhin noch prächtige Aussichten. Er lässt nämlich offen, ob diese Zusammenkunft im verwunschenen Herrenhaus das endgültige Ende der A-Gruppe ist, oder ob es in veränderter Form weitergehen wird. Ich vermute, es wird eine Fortsetzung der Reihe geben. Viel zu sehr – das hat er auch in unserem Interview betont – hängt Jan Arnald an den verschiedenen Figuren seiner Ermittlergruppe. Romane über einsame Helden kann ich mir deshalb aus seiner Feder nicht wirklich vorstellen. Und ein neues Team erfinden? Dafür bietet die A-Gruppe noch zu viel Potenzial, das ist in diesem Buch mehr als deutlich geworden. Ich hätte nichts gegen neue Geschichten um die A-Gruppe – entsprechende Themen hat Jan Arnald sicherlich noch genug im Kopf.
Arne Dahl, Osterwoldaudio
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