Giftspur
- audio media
- Erschienen: Januar 2014
- 7
- München: audio media, 2014, Seiten: 6, Übersetzt: Julia Fischer
Bio ist nicht automatisch gesünder
Der Chef eines scheinbar florierenden Unternehmens für Bio-Lebensmittel bricht beim Joggen auf der Straße zusammen und stirbt. Die Gerichtsmediziner finden zunächst keine Anzeichen für eine Fremdeinwirkung der Fall gibt der Polizei Rätsel auf. Die erst kürzlich freiwillig in die hessische Provinz gewechselte Kommissarin Sabine Kaufmann und ihr leicht bärbeißiger Kollege Ralph Angersbach ermitteln dennoch zunächst gegen den Widerstand ihrer Vorgesetzten als ob es sich um einen Mordfall handelte. Die Erbin des Betriebes und etliche andere Personen aus dem Umfeld des Toten hätten jeweils ein Motiv für einen Mord. Als eine weitere Leiche gefunden wird, nimmt der Fall eine ganz neue Wendung. Denn der Gerichtsmediziner findet schließlich heraus, dass beide mit einem schwer nachweisbaren Gift getötet wurden. Die Ermittlungen von Kaufmann und Angersbach werden dadurch nicht einfacher und erst nach einer Reihe von Irrtümern gelingt es den Polizisten, den Fall doch noch zu lösen.
Erstes eigenes Werk
Daniel Holbe wurde nach dem Tode von Andreas Franz von dessen Familie gebeten, einige unfertige Romane zu vollendet. Die Bücher sind mittlerweile auf dem Markt, und Holbe hatte beim breiten Publikum durchaus Erfolg damit. Bei den Rezensenten ist das Urteil eher gemischt, überwiegend sogar negativ ausgefallen. Die Vorwürfe an den verstorbenen Andreas Franz wurden auch gegenüber Daniel Holbe wiederholt. Sprachlich zu schlicht, stereotyp, immer nach dem gleichen Schema. Dem versucht Daniel Holbe nun etwas zu entgehen, indem er sich aus der Julia-Durant-Reihe endlich verabschiedet, und eine neue Kommissarin an den Start schickt. Die Hoffnung, im ersten komplett eigenen Werk mit einer anderen Umgebung und anderen Protagonisten zu reüssieren, ist aber allenfalls bedingt gelungen. Nun wird nicht mehr in Frankfurt, sondern in der hessischen Provinz ermittelt und bieder und provinziell kommt das Werk dann auch daher.
Personal wird vorgestellt
Wer Sabine Kaufmann bereits aus den Durant-Romanen von Andreas Franz kannte, vermag ihren Hintergrund und ihre persönliche Art vielleicht schon einzusortieren, erfährt hier dann aber doch einige Neuigkeiten über die eigenwillige Polizistin, denn der Roman dient offenbar auch dazu, das Personal für die geplante neue Reihe vorzustellen. Kaufmann ist sich unsicher, ob ihr Wechsel in die Provinz der richtige Schritt ist. Schließlich scheint ihr aber die Betreuung der schwer depressiven Mutter zu gelingen, die Polizistin wird ruhiger und kann sich besser auf den Job konzentrieren.
Ihr neuer Kollege Angersbach wird auf dem Buchrücken als feindselig beschrieben das kann ich anhand der Romanhandlung nicht wirklich nachvollziehen. Er hat eine recht raue Schale, ist am Ende aber nur ein Mensch mit Ecken und Kanten, und vor allem mit eigenen familiären Problemen. Kaufmann und Angersbach bilden ein gegensätzliches Duo, es gibt viele Reibungspunkte zwischen den beiden Ermittlern, aber hier von Feindseligkeit zu sprechen, wäre maßlos übertrieben.
Das Buch ist 100 Seiten zu lang
Der Krimi ist nicht gerade übermäßig spannend, weil der durchaus ansprechende Plot zu breit ausgewalzt wird. Die Einführung der neuen Protagonisten für die beginnende Reihe nimmt für meinen Geschmack viel zu viel Raum ein. Das Buch hätte gut und gerne 100 Seiten kürzer sein dürfen, dann hätte man die eigentliche Kriminalgeschichte auch knackiger und spannender gestalten können. Holbe sollte sich von den Seitenvorgaben seines großen Meisters lösen. Wenn man Romane mit mehr als 400 Seiten füllen will, sollte man genug zu erzählen haben aber nicht nur über die Probleme der Protagonisten.
Wer nun meint, dass man die zunächst rätselhafte Todesursache zu früh erahnen kann ich habe es ja in der Inhaltsbeschreibung auch schon verraten muss sich nur den Titel vor Augen führen. Wenn man einen Roman Giftspur nennt, wird der Leser mit der Nase auf die Lösung des Rätsels gestoßen. Das wird allerdings dadurch kompensiert, dass man kaum selbst auf den Täter kommen kann hier werden wirklich viele falsche Fährten und irre führende Aspekte eingestreut. Alles in allem dennoch ein eher durchschnittliches Buch Daniel Holbe muss nun langsam zeigen, ob er es nicht doch besser kann. Leise Zweifel seien erlaubt, auch wenn seine zweifellos vorhandenen Fans das wohl anders sehen dürften.
Daniel Holbe, audio media
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