Mörder weinen
- Fischer
- Erschienen: Januar 2014
- 3
- Frankfurt am Main: Fischer, 2014, Seiten: 304, Originalsprache
Zu viele Seiten
Der erste Satz kann ein ganzes Buch zunichte machen. Wenn jene Worte fehlen, die den Leser von Beginn fesseln lassen und es kein Zurück mehr gibt. Mörder weinen von Eva Ehley gehört nicht dazu. Und obwohl damit schon fast alles gesagt wäre, sehen wir uns darüber hinaus auch noch mit einem dem Krimiexperten wohlbekannten Konstrukt konfrontiert. Das kommt zwar alles andere als überraschend, schließlich ist Mörder weinen um Morde im Künstlermilieu bereits der vierte Teil der Krimireihe der gebürtigen Berlinerin Eva Ehley.
Mörder würden wahrhaftig weinen, wenn sie wüssten, wie sie von Ehley dramaturgisch verpackt werden.
Und auch die Ermittler-Konstellation "Kommissarin und zwei Kollegen" dürfte Krimifreunden bekannt vorkommen. Nicht, dass es anderen Krimischreibern nicht erlaubt sein soll, genau diese zu nutzen, aber es erweckt den Anschein, als wäre hier jemand auf einer Trittbrettreise, wenn die Morde im Norden stattfinden, ein Journalist sich durch die Geschichte zieht, Kapitel, die einleitend mit Datum und Uhrzeit beginnen und eine Reihe, die mit einem Auszug aus dem nächsten Teil am Ende eines jeden Buches die Leser für den kommenden Roman begeistert werden sollen.
Mörder würden wahrhaftig weinen, wenn sie wüssten, wie Eva Ehley sie in ihrer Geschichte verpackt. Sie legt ihre toten Protagonisten jedoch nicht auch noch offensichtlich auf die ostfriesischen Inseln und das Festland. Sie wählte vor einigen Jahren die Nordseeinsel Sylt und verstrickt auch im vierten Fall ihre Ermittlerin Silja Blanck in eine verzweifelte Liebesgeschichte mit einem ihrer Kollegen. In Mörder weinen lässt sie in schwacher Dramaturgie ihre Opfer über 365 Seiten rätselhaft zurück.
In ihren professionellen Ermittlertechniken lässt sie ihre zwei männlichen Kollegen so manches Mal alt aussehen. Mitunter sind sie nur Mittel zum Zweck. Wäre sie nicht, die Morde würden vermutlich nie richtig ausgeklärt.
Auch wenn Eva Ehley mit ihren Morden auf Sylt kein Innovationspreis gewinnen wird, so weiß sie zumindest, worüber sie schreibt. Ehley hat jahrelang die dortige High-Society beobachtet und verbrachte so manchen ausgiebigen Sommer auf der Insel, nicht zuletzt auch durch ihre Heirat.
Ihre Sylt-Krimireihe ist leichte Unterhaltung, die nicht mit vielen Worten spielt, sondern oft in schnöder Umgangssprache verkümmert. Schade. Auch wird der Leser auf einer langgezogenen Geschichte zu selten bei Laune gehalten. Weniger Seiten bei gestraffter Dramaturgie hätten dem aktuellen Teil gut getan. So bleibt Mörder weinen nur eine seichte Freizeitlektüre für entspannte Stunden im Strandkorb.
Eva Ehley, Fischer
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