Winter People - Wer die Toten weckt

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2014
  • 1
  • Berlin: Ullstein, 2014, Seiten: 400, Übersetzt: Sybille Uplegger
Winter People - Wer die Toten weckt
Winter People - Wer die Toten weckt
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Maria Kusnierz
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2014

Gänsehautfaktor 100

Sara lebt mit ihrem Mann Martin und ihrer kleinen Tochter Gertie zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf einer ertragsarmen Farm am Rande eines gruseligen Waldes. Das Land gilt als verflucht. "Die Schlafenden", wie sie auch genannt werden, die wiedererweckten Toten, die den Weg zurück ins Schattenreich nicht gefunden haben, sollen dort umherwandeln. Der eine oder andere hat sic im Augenwinkel gesehen. Dass sich am Wadesrand eine Gesteinsformation mit dem bildhaften Namen "die Teufelshand" befindet, trägt zum vermeintlichen Aberglauben ein Übriges bei. Sara hatte viele Fehlgeburten und hängt demnach sehr an ihrem einzigen Kind. Als die kleine Gertie stirbt, wird Sara von ihrer Trauer völlig übermannt und ist dem Wahnsinn nahe. Bis sie sich an einen Brief ihrer Tante "Auntie" erinnert. In dem steht, wie sich Tote kurzfristig wieder in das Reich der Lebenden zurückholen lassen.

In der Gegenwart leben Ruthie und Fawn, Schwestern, mit ihrer Mutter im Haus auf der Farm und um das Land ringsherum ranken sich immer noch die gleichen Legenden. Als ihre Mutter plötzlich spurlos verschwindet, müssen sie sich in ihrer verzweifelten Suche nach ihr wohl oder übel mit den Legenden und der Geschichte um Sara beschäftigen.

Tote zu beschwören und sie zurück ins Leben zu holen war in noch keiner Geschichte eine gute Idee. So ist es denn auch hier. Mit 3 Handlungssträngen, die Geschichte um Sara, die Geschichte um Ruthie (und Fawn) und die Geschichte von Katherine, einer jungen Frau, die erst kürzlich ihren Weg ins Dorf gefunden hat, erzählt uns Jennifer McMahon die Geschichte von Liebe und Schmerz zwischen Müttern und Kindern und überhaupt Liebenden.

Das gelingt ihr mit bildgewaltiger Sprache und einem Schreibstil, der den Leser die Story regelrecht inhalieren lässt. Dabei schafft sie tiefe und charakterlich gehaltvolle Personen, die den Leser schon ab dem ersten Moment ihres Auftretens voll und ganz an ihrem Leben Teil haben lassen. Es gibt Momente im Buch, schon beginnend mit der Schilderung, wie Sara mit ihrer Gertie im Bett liegt und die ersten Minuten nach dem Wachwerden genießt, die so bildlich und gut herausgearbeitet sind, dass man meinen könnte, man wäre selbst dabei. Immer wieder überollen den geneigten Leser geschilderte Situationen regelrecht. Die Autorin versteht es, mit den Emotionen der Leser zu spielen.

Ganz gelungen ist der subtile Grusel, der sich hinterrücks anschleicht und über eine Gänsehaut den Rücken hochkriecht, im Nacken eine kurze Pause macht, damit sich dort in Ruhe die Härchen aufstellen können, um sich dann im Kopf festzusetzen. Das Buch hallt nach, obgleich das Thema der zum Leben wiedererweckten Toten alles andere als neu ist. McMahon schafft es, das sprachliche Pendant zu einem unscharfen Geisterfoto zu erzeugen. Wer sich gern mit feinem Grusel unterhält, ist mit diesem Buch gut beraten.

Winter People - Wer die Toten weckt

Jennifer McMahon, Ullstein

Winter People - Wer die Toten weckt

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