Tod auf der Weißwandhütte
- Federfrei
- Erschienen: Januar 2013
- 5
- Marchtrenk: Federfrei, 2013, Seiten: 221, Originalsprache
Zu brave Bergwelt
Im Grenzgebiet zwischen Österreich und Italien suchen zwei Ehepaare in der Weißwandhütte Schutz vor einer herannahenden Schlechtwetterfront. Die Hütte ist offen, doch niemand ist anwesend, obwohl sie bewirtschaftet sein sollte. Während heftige Unwetter rund um die Hütte toben, machen die Wanderer in der Küche einen grausigen Fund. Bei Nacht und Schneefall erreicht Bergführer Brondi die Hütte. Vergeblich hatte er am Weißkees nach Direktor Furtmann und dessen Frau gesucht, die sich im Unwetter verirrt hatten. Von der Umwelt abgeschnitten müssen alle die Nacht auf der Hütte verbringen. Doch sie sind nicht so allein, wie sie glauben.
Der Verlag Federfrei, der schon die ersten drei Krimis von Thomas Himmelbauer verlegt hat, bringt diesmal sein neues 220 Seiten dickes Krimiwerk auf den Markt, das diesmal nicht im Burgenland spielt, sondern in einem fiktiven Berggebiet in den Karnischen Alpen, wo der Weissensee zum Schwarzsee wird und die Wanderwege auf italienischem Gebiet enden. Die deutschen Urlauber suchen hier Bergstimmung und Kletterfreiheit, aber eines Tages verschwindet ein deutscher Industrieller mitsamt Begleitung und in einer Berghütte findet sich die Leiche des Hüttenwirtes.
Im Folgejahr erklimmt Stefan Etnom die Berge. Er ist der Neffe des verschwundenen Direktor Furtmann und soll im Auftrag seiner Tante versuchen, die Leiche des Mannes zu finden. Keiner wusste davon, dass Furtmann ein Doppelleben mit Freundin führte und dabei auch einen Teil seines Kapitals durchgebracht hatte, ehe er vermutlich in einer Gletscherspalte sein Leben aushauchen musste. Da Stefan gerade Ferien vom Studium hat, kommt ihm der bezahlte Bergurlaub gerade recht, zumal er dabei nicht nur von Hütte zu Hütte die Schönheiten des Wanderurlaubs erleben darf, sondern auch noch die Schönheiten der einheimischen Weiblichkeiten bewundern kann.
Stefan gerät zwischen die Fänge der Schwester der verwitweten Hüttenwirtin und der ausgefuchsten Hotelierstochter, die auf der Alm gerne ein Touristenzentrum bauen möchte. Und da wären auch noch andere Interessenten, die gar nicht so heiß darauf sind, dass die vergangenen Probleme neu aufgerollt werden. Stefan versucht nach Möglichkeit unbeeinflusst zu sein und den Geheimnissen am Berg auf die Schliche zu kommen ...
Thomas Himmelbauer braucht keinen Detektiv und keinen Polizeibeamten, um sein Bergsteigerdrama aufzuklären. Ein Jungspund geht für die Tante aus Nürnberg auf Verbrecherjagd, bei der die Kärntner Polizei bereits aufgegeben hatten. Man fühlt sich an Rosamunde Pilcher am Berg erinnert, wenn der Bursche auf die holde Weiblichkeit trifft und dabei nicht nur ermittlerisch zur Zielperson wird. Aber er verliert sein Ziel nicht aus den Augen und wandert weiter von Hütte zu Hütte.
Leider vergisst er dabei, die Landschaft mit den Augen des Wanderers zu sehen und auch sein Schöpfer unterlässt es, die Bilder einer Landschaft so mit Worten zu malen, dass der Leser selbst gerne diese Bergwelt besuchen möchte. Nicht jeder Leser hat mit Bergwandern etwas am Hut und um demjenigen den Krimi halbwegs schmackhaft machen zu können, gehört auch ein (kitschiger) Schuss Jodeln und Almrausch dazu, damit ordentlich Stimmung entsteht.
Der gewiefte Leser weiß ohnehin spätestens zur Hälfte, wo der Hase im Pfeffer liegt, denn da fehlt dem Roman zum Einen der besondere Aufbau und zum Anderen ein ordentlicher Spannungsbogen. Wenn man also nicht eine besondere Beziehung zu den Bergen hat, dann tümpelt Stefan Etmon eher mangelhaft über die Bergsteige. Zarte Anklänge an spannendes Erleben, entweder im Bett oder am Berg, werden im Keim erstickt und Himmelbauer vergisst darauf, die einzelnen Handlungsstränge zu dramatisieren. Er erzählt brav und sauber, wie die heimische Bergluft, aber das ist für einen Krimi deutlich zu sauber, um gelegentliches Gähnen verhindern zu können.
Thomas Himmelbauer, Federfrei
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