Schneeblind
- Dannheimer
- Erschienen: Januar 2009
- 1
- Kempten: Dannheimer, 2009, Titel: 'Schnee im August oder Kassandras unglaublicher Fall', Seiten: 288, Originalsprache
- Berlin: Ullstein, 2011, Seiten: 304, Originalsprache
Kommissar wird nach Kopfnuss zum Katzenversteher
Kommissar Florian Stocker verhält sich höchst unklug und unprofessionell, macht einen Alleingang - und läuft prompt in eine Falle. Bei einer Observation wird er in einer verlassenen Fabrik brutal niedergeschlagen und wacht neben einer Leiche auf. Der unbekannte Tote wurde offenbar mit Stockers Dienstwaffe erschossen. Der Kommissar gerät sofort in das Visier seiner Kollegen und wird suspendiert. Er ist jedoch überzeugt davon, unschuldig zu sein, und nimmt mit der Hilfe von Freunden natürlich eigene Ermittlungen auf. Und dabei geht es reichlich schräg zu, denn Stocker kann plötzlich mit Katzen sprechen. Und so beteiligt er kurzerhand seine Katze Kassandra an seinen Ermittlungen und gilt bei Kollegen und Freunde fortan als reichlich spleenig. Die mühsame Spurensuche trägt ihm reichlich Probleme ein - und eine heiße Spur führt schließlich sogar ins ferne Malta. Stocker nimmt keine Rücksicht auf eigene Befindlichkeiten, begibt sich mehrfach in Gefahr, aber kommt der überraschenden Lösung des Falles dadurch Schritt für Schritt näher.
Spleenige Aspekte
Wenn man an der gut und locker erzählten Geschichte von Gunther Lennert Gefallen finden will, muss schon bereit sein, ein paar spleenige Aspekte des Romans hinzunehmen. Dazu gehört in erster Linie der Umstand, dass der Protagonist nach dem heftigen Schlag auf den Kopf scheinbar mit Katzen kommunizieren kann. Das mag man als Autosuggestion oder ähnliches einstufen, wie Stockers Freund, oder es anders einordnen, aber wer solche ungewöhnlichen Ausflüge in die Fiction nicht mag, sollte das Buch gar nicht erst in die Hand nehmen. Denn Katze Kassandra spielt fortan im Leben und bei den Ermittlungen von Florian Stocker eine ziemlich zentrale Rolle und das muss man als Leser schon mögen. So schickt er die Katze beispielsweise als Späher in eine unzugängliche Berghütte, und sie bringt von dort auch noch Vogelfedern als Beweismittel mit. Wie gesagt, leicht skurril, aber durchaus gekonnt in die Geschichte eingebaut.
Der Ermittler zeigt hohen Einsatz
Stocker selbst ist ein durchaus sympathischer Typ, er wundert sich gehörig über seine Katzen-Kommunikation, hat aber nicht die Zeit oder nimmt sie sich nicht darüber gründlicher nachzudenken. Mit der Zeit akzeptiert er die veränderte Situation, zumal ihn Kassandra in einigen kniffligen Situationen mit ihrer Hilfe wirklich weiterbringt. Ansonsten verfolgt er Spuren, die ihn von Augsburg bis nach Malta führen. Der Ermittler lässt sich von seiner Suspendierung überhaupt nicht beeindrucken welche Polizisten tun das schon und geht mit hohem Einsatz an die Lösung des Falles. Die zuweilen recht ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden, und damit ist keineswegs die Hilfe seiner Katze gemeint, bringen einiges an Dynamik und Spannung in die Geschichte. Stockers Freunde und Kollegen halten zu ihm, und mit ihrer Hilfe kommt er der Lösung des wirklich kniffligen Rätsels schrittweise näher. Seine zuweilen illegalen Methoden kann man augenzwinkernd akzeptieren, auch wenn man zuweilen das Gefühl hat, der Autor habe sich hier die Realität doch etwas kräftig zurecht gebogen, um die Geschichte voran zu bringen.
Spannender und amüsanter Roman
Es gibt übrigens auch eine frühere Ausgabe des Buches. Das Original ist Schnee im August, und bereits 2009 erschienen. Der Titel ist mindestens genauso passend wie Schneeblind, nur den derzeit wohl unvermeidlichen Zusatz auf dem Cover "Ein Allgäu-Krimi" hätte sich der Verlag nun wirklich sparen können. Über das Buch und seinen Handlungsort sagt das allerdings überhaupt nichts aus, der Roman hätte auch irgendwo anders in Süddeutschland spielen können. Dafür kann aber wie immer - der Autor überhaupt nichts. Der Plot ist insgesamt interessant und abwechslungsreich, mit einigen für mich neuen Nuancen. Gunther Lennert hat einen stets spannenden, zuweilen hochgradig amüsanten Roman geschrieben, und seine Protagonisten haben noch einiges an Potenzial.
Gunther Lennert, Dannheimer
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