Die Engel warten nicht
- btb
- Erschienen: Januar 2014
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- München: btb, 2014, Seiten: 352, Originalsprache
Anstrengend und nichtssagend
Knut Giovanni Myrbäck und Jan Holzapfel versauen einen Autodiebstahl. Sie müssen von Hamburg in Deutschland in eine Kleinstadt in der Nähe von Stockholm zu Holzapfels Schwester Heidi fliehen. Sie werden verfolgt, um sie herum sterben einige Menschen und alles hat mit dem geklauten Auto und einer darin befindlichen kleinen und geheimnisvollen Kiste zu tun.
Was vielversprechend anfängt, verläuft leider nichtssagend im Sande. Schon allein der gänzliche Verzicht auf Anführungszeichen bei wörtlicher Rede erschwert den Lesefluss und macht viele Stellen schwer verständlich. Mehrfaches Lesen dieser Stellen lässt sich nicht vermeiden. Des weiteren ist der Sprachgebrauch, wenngleich auch flüssig, unspektakulär mittelmäßig. Man liest den "Journalisten", der der Autor eigentlich ist, heraus.
Die beteiligten Personen bleiben seicht. Obwohl man ihre durchaus bewegte Geschichte erfährt, gelingt ein Ein- oder Mitfühlen kaum. Der Leser sieht sich hier zwischen den Stühlen. In der Hand hält er eine glatte, konsistente und gut recherchierte Story, die zwar bisweilen etwas unrealistisch daher kommt, aber niemals unglaubwürdig wird. Auf der anderen Seite gelingt es den Figuren nicht, zum Leser durchzudringen, ihn zu erreichen und in die Handlung hineinzuziehen. Der Leser erfährt, durch den sehr flachen Spannungsbogen und die emotionslose Sprache, das Geschehen sehr gefiltert, wie durch eine dämpfende Membran.
Es kostet einige Anstrengung, die drei Handlungsstränge zusammen zu betrachten, obgleich sie schon sehr zu Beginn zusammen finden. Ein "Verweben" zu einem Strang gelingt dem Autor leider nicht, es ist eher so, als laufen die drei Stränge eher zufällig passend nebeneinander her. Hin und wieder tauchen Figuren auf nur um kurz hinterher, scheinbar ohne Sinn und Nutzen wieder in der Versenkung zu verschwinden. Dadurch entsteht ein Chaos, das nicht unbedingt zum Lesegenuss beiträgt.
Insgesamt handelt es sich bei Die Engel warten nicht um einen ordentlichen, aber leider gähnend langweiligen Erstling. Wenn man bis zum Ende durchhält, hat man das Gelesene schon vergessen, bevor das Buch zugeschlagen ist. Man erkennt eine Menge Potenzial und die Skala ist nach oben offen. Vielleicht gelingt es Herrn van Versendaal bei seinem zweiten Buch, die hier fehlende Emotion in die Sprache zu legen und sich etwas von seinem Steckenpferd, dem journalistischen Schreiben loszueisen. Die Idee war gut. Die Umsetzung leider unzureichend. Deswegen nur laue fünfunddreißig Grad.
Dirk van Versendaal, btb
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