Böse Träume
- Ullstein
- Erschienen: Januar 2013
- 3
- London: Sphere, 2011, Titel: 'The People Next Door', Originalsprache
- Berlin: Ullstein, 2013, Seiten: 491, Übersetzt: Peter Friedrich
Denn die im Dunkeln, die sieht man nicht
Die Nashs sind scheinbar ein amerikanische Durchschnittsfamilie. Mick, Amy, Kyle und Briela leben in einer typischen Vorstadt, haben eine Pool, eine Babysitterin – und plötzlich ganz merkwürdige Nachbarn. In Micks Restaurant läuft es allerdings seit einiger Zeit nicht mehr wirklich gut, und Amy hat als Lehrerin auch enorme Probleme. Da kommt es eher unpassend, dass mit den Renders plötzlich äußerst merkwürdig erscheinende Nachbarn in die neu gebaute, mondän wirkende Villa neben der Familie Nash einziehen. Einerseits bemühen sie sich irgendwie um den Kontakt zu Mick und Amy, andererseits kommt es zu etliche mysteriösen Vorfällen. Im Umfeld der Nashs verschwinden plötzlich Menschen unter ungeklärten Umständen. Zeitweise schaltet sich die Polizei ein, doch alle Ermittlungen verlaufen im Sand. Irgendwann wird es sowohl Mick als auch Amy zu bunt mit den komischen Käuzen im Nachbarhaus, und sie versuchen unabhängig voneinander der Sache auf den Grund zu gehen – mit ungeahnten Folgen.
Eine faszinierende Geschichte
Christopher Ransoms Roman "Böse Träume" irgendwo einzuordnen, ist nicht ganz leicht. Im Grunde ist es kein Kriminalroman, eher ein Thriller, aber über den Unterschied streiten sich ja auch einige Gelehrte mit großer Inbrunst. Auf jeden Fall gehört das Buch in die Kategorie Spannungsliteratur, denn spannend ist dieser Roman auf jeden Fall. Der Autor hat reichlich Elemente aus der Mystery-Schublade dabei, wer so etwas als Leser nicht wirklich schätzt, liegt beim Griff nach diesem Buch dann doch eher daneben. Dabei ist der Schreibstil von Ransom angenehm, man hat keine Probleme in das Buch und seine faszinierende Geschichte hinein zu kommen. Hier und da hätte der Autor die Handlung etwas straffen und auf überflüssige Ausschweifungen verzichten können, aber in der Gesamtschau gibt das nur geringe Punktabzüge.
Ransom versteht es, aus scheinbar kleinen Episoden und Randereignissen eine ganz besondere Spannung zu generieren. Nach den vielen Unfällen und anderen Zwischenfällen wird man als Leser schnell neugierig, wie diese rätselhafte Geschichte weitergeht. Die komischen Nachbarn reizen ebenfalls zum Nachdenken und Rätseln, man stellt schnell die unmöglichsten Vermutungen an – jedenfalls ist es mir so gegangen.
Bei einem Bootsunfall ist beispielsweise Mick klinisch tot, aber die Umstände der merkwürdigen Episode werden vorerst nicht geklärt – und in diesem Stil geht es weiter. Die Neugierde des Lesers wird durch kleine Zwischenkapitel gesteigert, wo es um ein "Leben auf der Insel" geht. Man ahnt sehr früh, dass diese Insel etwas mit der Lösung der verschiedenen Rätsel zu tun hat, und dieser dramaturgische Kunstgriff treibt den Spannungsbogen weiter in die Höhe. Das Geheimnis dieser merkwürdigen Insel wird erst viel später enthüllt, wenn es bereits in das überaus dramatische Finale des Romans geht.
Ein heftiges Finale
Das Personaltableau des Romans ist ziemlich abwechslungsreich bestückt. Die Familie wirkt zunächst ganz normal, aber schon bald gibt es diesen kleinen Zwischenfälle, Träume und verschiedenen Episoden. Daneben versuchen die Nashs irgendwie ihr Leben in den Griff zu bekommen, aber man merkt schnell, dass ihnen das offenbar nicht gelingt. Dazu ragen die Nachbarn einiges bei, aber die Nash-Familie ist auch sonst irgendwie speziell – das wird dem Leser immer mehr enthüllt. Das Finale ist dann ziemlich heftig, und alle Rätsel werden aufgedröselt. Eine faszinierende, spannende und lesenswerte Geschichte.
Christopher Ransom, Ullstein
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