Der Totschläger
- Hörbuch Hamburg
- Erschienen: Januar 2014
- 21
- London: Simon & Schuster, 2013, Titel: 'One by one', Originalsprache
- Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2014, Seiten: 6, Übersetzt: Uve Teschner
Ein Killer - brutal, clever, gnadenlos
In seinem Büro erhält Detective Robert Hunter einen Anruf, der ihn in einen echten Horror-Fall führt. Er wird aufgefordert, eine Internet-Seite aufzurufen, und dort über die Todesart für eine gefangene Person zu entscheiden. Die Hoffnung, es handele sich um eine geschickte Fälschung, zerschlägt sich. Der Mörder versucht Hunter und seinen Partner zu manipulieren, und die Ermittler sind nach dem Vorfall recht schnell ebenso ratlos wie verzweifelt. Schon bald wird deutlich, dass der Killer ebenso brutal wie clever ist. Über das Internet lässt sich seine Spur nicht zurückverfolgen, selbst das FBI, mit dem die Polizei von Los Angeles - zunächst widerwillig - zusammenarbeitet, stößt hier an seine Grenzen. Als die Leiche des grausam ermordeten Mannes gefunden wird, ist den Detectives endgültig klar, dass sie es hier mit einem gefährlichen Psychopathen zu tun haben. Robert Hunter und sein Team suchen fieberhaft nach dem Killer und seinem Motiv, bis plötzlich wieder das Telefon klingelt. Ein weiterer Mord wird live im Internet zelebriert – und jetzt sind schon mehr Menschen an der gruseligen Abstimmung beteiligt. Den Ermittlern läuft die Zeit davon, denn es wird deutlich, dass der Mörder weitermachen wird - offenbar verfolgt er eine Mission.
Carter hält sich nicht mit Vorgeplänkel auf
Um es vorweg zu sagen: Der Totschläger von Chris Carter ist ziemlich heftiger Lesestoff, ein Thriller der härteren Art. Wer gedrechselte Wortakrobatik oder einen literarisch anspruchsvollen Kriminalroman lesen möchte, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen. Wer dagegen atemlose Spannung bevorzugt, und dabei nicht unbedingt darüber nachdenken möchte, wie wahrscheinlich die ganze Geschichte am Ende tatsächlich ist, wird von diesem Roman bestens unterhalten. Durch den dynamischen Beginn wird der Leser hier sofort von der Handlung gefesselt, Chris Carter hält sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf. Gleich der erste Mord macht überaus deutlich, dass es Robert Hunter und seine Mitstreiter mit einem perfiden Killer zu tun haben, der sich dabei auch noch über die Ermittler lustig macht. Es gibt hier zwar kaum Zweifel in Bezug auf die Überlebenschancen der Opfer, aber die Spannung wird durch ganz andere Faktoren erzeugt und ständig hoch gehalten. Man kann nie voraus ahnen, wann und wie der Mörder wieder zuschlägt. Oder ob die Ermittler ihm bis zum nächsten Opfer bereits näher kommen. Die Schilderung der Tötungsakte rückt den Roman ziemlich nahe an das Genre Horror heran, aber es bleibt in meinen Augen doch ein Thriller, der dem Bereich Spannungsliteratur zuzuordnen ist.
Realistischer als man sich wünschen möchte
Der Leser hält öfter mal den Atem an, der Fortgang der Handlung ist nicht wirklich zu erahnen – jedenfalls nicht in den Einzelheiten. Die Unterteilung in kurze, knackige Kapitel führt in meinen Augen dazu, dass man kaum das Lesen unterbrechen möchte. Manche zunächst losen Fäden werden im letzten Drittel des Romans geschickt miteinander verknüpft, und man bekommt langsam einen Überblick über die gesamten Zusammenhänge. Chris Carter macht seinen Lesern nachhaltig deutlich, wie überaus grausam Menschen mit einem entsprechenden Motiv werden können. Dabei geht es nicht nur um einen abseitigen Psychopathen, sondern auch die Nutzer der modernen Kommunikationsmedien, die ohne irgendwelche Skrupel, ohne nachzudenken, an einer Abstimmung über die Tötungsart für einen offensichtlich hilflosen Menschen teilnehmen oder sich an dessen unendlichem Leid ergötzen. Ich fürchte, diese Aspekte kommen der Realität näher, als wir alle es uns vielleicht wünschen mögen.
Eine gesellschaftskritische Note
Das Finale wird aus Gründen, die ich hier natürlich nicht verraten werde, nochmals dramatischer. Der Leser hat schon einige Überraschungen erlebt, aber das wird durchaus noch getoppt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Meinungen über diesen Roman, wie schon bei anderen Werken von Chris Carter, durchaus geteilt sein werden. Deshalb nochmal: Wer mit hoher Spannung unterhalten werden möchte, liegt hier richtig. Literaturwissenschaftler mögen das Buch in die Ecke feuern – aber das ist ja nun mal nicht der Maßstab. Und die in den Roman deutlich spürbar eingeflochtene Kritik an der zuweilen hirnlosen Nutzung des Internets gibt der Geschichte auch noch eine gesellschaftskritische Note – wenn man das denn registrieren möchte. Ich habe das Buch jedenfalls mit großem Genuss gelesen, und es wird nicht das letzte von Chris Carter gewesen sein.
Chris Carter, Hörbuch Hamburg
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