Blow Out
- Ullstein
- Erschienen: Januar 2013
- 2
- Berlin: Ullstein, 2013, Seiten: 512, Originalsprache
Klimakiller und sonstige Mörder
Auf einer amerikanischen Bohrinsel werde im Jahr 2015 mehrere Wissenschaftler von Soldaten brutal ermordet. 37 Jahre später verflucht die Botschaftsangestellte Emma Fisher ihren Chef, weil er sich in das Archiv der Berliner US-Botschaft geschickt hat, um persönlich eine wichtige Akte zu holen. Als sie den Ordner nach einiger Mühe gefunden hat, will sie nur kurz darin blättern – und lässt die Akte erst nach zwei Stunden entsetzt wieder sinken. Ihr Chef war vor vielen Jahren in eine illegale Aktion verwickelt und an den Morden auf der Bohrinsel beteiligt. Sie kann und will das nicht verschweigen, und versucht ihren Ex-Freund Nick Schäfer, einen Journalisten, zu erreichen. Der ist gerade dabei, seiner Mutter bei der Evakuierung aus ihrem überfluteten Heimatdorf in Schleswig-Holstein zu helfen. Widerwillig erklärt er sich bereit, sich das Material anzusehen. Als die beiden sich in Berlin treffen, ist Emma bereits auf der Flucht vor amerikanischen Geheimagenten, die hinter der Akte her sind. Die beiden landen in einem lebensgefährlichen Abenteuer von ungeahnten Dimensionen.
Erschreckend realitätsnah
Uwe Laub hat sich für seinen ersten Roman die Klimaveränderungen als zentrales Thema ausgesucht, und daraus einen spannenden und rasanten Agenten- und Polit-Thriller gemacht. Bei diesem Problemkreis und der Verarbeitung in einem Thriller dürfte wieder die unvermeidliche Debatte um den Realitätsgehalt auftauchen. Zunächst möchte ich sagen, dass Uwe Laub auf jeden Fall die verfügbaren Fakten gut recherchiert hat, speziell im Bereich der neuen Sicherheitstechniken. Und nach der – auch im Buch erwähnten - größten Ölpest der Geschichte nach der Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon dürfte eine ungesetzliche oder verantwortungslose Vorgehens- und Arbeitsweise interessierter Firmen und Regierungen nicht mehr komplett in das Reich der Fantasie verwiesen werden. Ob das gleich zur Ermordung unliebsamer Wissenschaftler führen muss, mag dahingestellt bleiben. Es gibt auf jeden Fall Regierungen und Organisationen auf dieser Welt, die in gleicher Weise mit Regime-Kritikern oder Konkurrenten verfahren. Warum also nicht auch im wirtschaftlichen Bereich? Ich halte den Plot in der Tat eher für erschreckend realitätsnah.
Pluspunkte für Protagonisten
Pluspunkte sammelt der Autor auch mit seinen Protagonisten. Emma Fisher ist eine ehrgeizige amerikanische Intellektuelle, die auch noch mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gesegnet ist. Hin- und Hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrem Chef und dem Drang, die Wahrheit ans Licht zu bringen, nimmt sie schließlich Gefahr für Leib und Leben in Kauf, um ihrer Überzeugung zu folgen. Dabei ist sie nicht frei von persönlichen Widersprüchen, aber das macht sie einerseits glaubwürdiger, und andererseits auch sympathischer. Der zweite Protagonist ist für das Thema des Romans perfekt gewählt. Nick Schäfer schreibt für ein Umweltmagazin, und hat damit das nötige Fachwissen, um die stückweise Enthüllung der Fakten aus der Geheimakte entsprechend einordnen zu können. Beide Protagonisten agieren dann auch noch – fast – wie Geheimagenten. Da hat der Autor etwas überdreht, aber das ist in meinen Augen bei einem solchen Thriller durchaus verzeihlich.
Die Aktualität des Themas macht den Roman von Uwe Laub zusätzlich interessant. Aus den Medien und aufgrund eigener Anschauung dürfte nahezu jeder Leser rudimentäre Kenntnisse zum Thema Klimawandel haben. Der Ausblick in die Zukunft, der hier keineswegs mit übertrieben fantastischen Elementen garniert ist, zeigt eindrücklich, dass dieses Thema nicht erst in einigen Jahren eine Bedrohung für die Menschen darstellt, sondern bereits jetzt diskutiert werden sollte, und auch diskutiert wird. Uwe Laub hat aus dem Stoff und seinen Protagonisten eine spannende und lesenswerte Geschichte gestrickt, die genug Wendungen und Überraschungen bietet. Hier und da bedient er auch einige Klischees, daran sollte er noch etwas feilen, aber der Überraschungsfaktor sorgt für steigende Spannung. Wenn dann mal ein Mord passiert, den man erwarten durfte, muss das nicht immer gleich ein Minuspunkt sein.
Uwe Laub, Ullstein
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