Der Flug der Störche
- Ehrenwirth
- Erschienen: Januar 1996
- 66
- München: Ehrenwirth, 1996, Seiten: 366, Übersetzt: Barbara Schaden
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 1997, Seiten: 475
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2007, Seiten: 476
- Paris: Albin Michel, 1994, Titel: 'Le vol des cigognes', Originalsprache
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 1999, Seiten: 461
- Augsburg: Weltbild, 2002, Seiten: 384
Zelebrierte Brutalität
Louis Antioche ist gelangweilt von seinem Leben als Akademiker, dem es all zu sehr an Spannung und Abenteuer mangelt. Da kommt ihm das Angebot von Max Böhm, einem schweizer Ornithologen, gerade recht, die Spur der vermissten Störche zu verfolgen. Kurz nach ihrem ersten Treffen ist Böhm tot - gestorben ausgerechnet in einem Storchennest...
Antioche stachelt Böhms Tod an und beginnt zu forschen. Was er im Haus des steinreichen Schweizers findet, lässt allerdings seinen Atem stocken: Ein Foto von einem menschlichen Schlachthaus. Antioche macht sich also auf den Weg, seine Reise führt ihn durch die ehemaligen Ostblock-Staaten über Israel bis in den afrikanischen Dschungel. Schon bald steht fest: Es kann sich nicht ausschließlich um Ornitholigie bei seinem Auftrag handeln, denn immer mehr auf bestialischte Weise massakrierte Leichen pflastern den Weg der Zugvögel und auch der französische Abenteurer begibt sich mit jedem Schritt seinem eigenen Tod näher.
Jean-Christophe Grangés "Flug der Störche" ist ein fabelhafter Thriller, beileibe nichts für schwache Nerven, die sich im Verlaufe der Handlung zu Drahtseilen spannen und sich die Nackenhaare sträuben. Auch wenn der Leser dem Protagonisten schon recht früh einen Schritt voraus ist, gelingt es Grangé durch seine scheinbar abgrundtiefe Phantasie die Spannung auf sehr hohem Level zu halten. Nebenbei erfährt der Leser viel über soziale Brennpunkte wie die Lage der Roma in Bulgarien oder den Palästinenser-Konflikt in Israel, dessen Schilderung die Intifada mehr verdeutlicht, als jede Nachrichtensendung.
Das Finale erzählt Grangé in einem atemberaubenden Tempo und einer immensen Intensität - das Buch ist nicht mehr aus der Hand zu legen. Ein unbedingt lesenswerter Roman auf höchstem Thriller-Niveau mit allerdings einer Einschränkung: "Der Flug der Störche" beinhaltet Stellen, in denen Brutalität regelrecht zelebriert wird - hoffentlich erfährt dieser Thriller nie sein Leinwand-Debüt.
Jean-Christophe Grangé, Ehrenwirth
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