Eifel-Krieg

  • KBV
  • Erschienen: Januar 2013
  • 4
  • Hillesheim: KBV, 2013, Seiten: 350, Originalsprache
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2013

Brauner Sumpf in der Idylle

Siggi Baumeister ist in die Jahre gekommen, gleichwohl mischt er mal wieder in einem brisanten Fall mit, der nicht ohne Folgen für sein körperliches Wohlergehen bleibt. Er sucht einen jungen Mann, der von seinen Eltern vermisst wird, und findet in erschossen in einem kleinen Tal. Der Tote hat in einer Gemeinschaft gelebt, die neonazistischer Umtriebe verdächtigt wird. Baumeister will sich auf dem Bauernhof mit angeschlossenem Gästehaus und Restauration umsehen und wird übel zusammengeschlagen. Und in diesem Stil geht es weiter.

Auch Baumeisters alter Kumpel Rodenstock wird ins Krankenhaus geprügelt, und es gibt weitere Tote und Verletzte. Unter anderem wird auf einen Jäger geschossen. Der merkwürdige Fall fordert Baumeisters ganzes Können als Ermittler, und dabei geht es in seinem Privatleben auch noch turbulent zu. Es gibt weitere Verwicklungen, der Verfassungsschutz scheint involviert und bis zur Lösung müssen der findige Journalist und seine Freunde einen weiten Weg gehen.

Gut getarnte Neo-Nazis

Jacques Berndorf greift in seinen Eifel-Krimis immer wieder aktuelle Themen auf, und das gilt auch für Eifel-Krieg. Es geht um einen braunen Sumpf, der sich in der beschaulichen Eifel perfekt getarnt breit gemacht hat. Ein Bauernhof, ausgebaut zum Seminarzentrum mit Restauration und Gästehaus. Mit dieser Mache sind Neo-Nazis gerne unterwegs, davon kann man auch in der norddeutschen Tiefebene ein Lied singen.

In aller Regel werden die Transaktionen zum Kauf passender Liegenschaften bereits im Vorfeld öffentlich, und es regt sich dagegen Widerstand. Es gibt aber auch immer wieder Fälle wie den hier im Roman geschilderten, wo sich solche Zentren zunächst im Geheimen entwickeln, und erst später die Behörden und Anwohner merken, was da eigentlich los ist. Insofern halte ich diesen Teil des Plots für mehr als realistisch.

Die Schnüffelnase ist kaum zu stoppen

Siggi Baumeister ist in meinen Augen eine wirklich gute Figur, die sich auch noch weiter entwickelt. Ich habe zwar längst nicht alle Baumeister-Romane gelesen, aber die jüngsten Folgen schon. Und Baumeister wird nachdenklicher, ohne seine draufgängerische Ader zu verlieren. Die neuen Nuancen in seinem Privatleben bekommen ihm gut. Der schon aus Gründen des Realismus irgendwann notwendige Tod des Katers Satchmo wird in aller Kürze, aber doch ergreifend abgehandelt. Baumeister ist nach wie vor eine Schnüffelnase, die kaum zu stoppen ist, und immer mal wieder kommt ihm der Zufall  zu Hilfe. Berndorf übertreibt es dabei glücklicherweise nicht, sondern findet eine ausgewogene Mischung. Etwas ärgerlich ist in diesem Roman der Unsinn, der über "angefeilte" Geschosse verbreitet wird. Ich will da nicht ins Detail gehen, aber das sind handwerkliche Fehler, die einem alten Routinier nicht mehr passieren sollten.

Lesenswerte und spannende Geschichte

Wohltuend ist bei dem aktuellen Plot, dass sowohl Siggi Baumeister als auch seine Freundin Tessa als Staatsanwältin gänzlich ohne Hysterie an das Thema Neo-Nazis herangehen. Zwar werden die Betreiber des Seminarzentrums auf dem Bauernhof unisono als Rechtsaußen bezeichnet, aber das Duo sammelt dennoch zunächst Fakten, um sich ein eigenes Urteil bilden zu können. Sie legen sich nicht frühzeitig fest, sondern ermitteln ruhig und konsequent weiter, um eine gute und gesicherte Faktenlage zu haben. Den einen oder anderen Aspekt mag man als Leser dieses Romans für unrealistisch halten, aber bis auf die geschilderten, kleineren handwerklichen Fehler ordne ich das eher der dichterischen Freiheit des Autors zu. Jacques Berndorf hat wieder einmal einer seiner lesenswerten und spannenden Geschichten zu Papier gebracht, die sich gut in die Reihe seiner Baumeister-Krimis einordnet. Und damit hat er gezeigt, dass diese sympathische Figur noch nicht am Ende ihres Weges angekommen ist.

Eifel-Krieg

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