Der Fluch der goldenen Möwe

  • Leda
  • Erschienen: Januar 2013
  • 0
  • Leer: Leda, 2013, Seiten: 301, Originalsprache
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Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2013

Leichte Krimikost für den Strandkorb.

Es ist Ostern und die Touristen fallen auf der Insel Langeoog ein. Eigentlich ein Grund zur Freude für die Gastwirte der Insel, gäbe es da nicht Heiko Grendel, der damit prahlt, demnächst eine McDaisy’s-Filiale eröffnen zu wollen, um endlich auch den jüngeren Gästen ein zielgruppengerechtes Essangebot zu bieten. Doch da verstehen die gestandenen Wirte keinen Spaß; ein Fast-Food-Restaurant auf der Insel, wo seit ewigen Zeiten alles seinen gewohnten Gang nimmt? Für Bea Wulff, die ein Veganer-Restaurant betreibt, und Renko Heidergott, der eine Fischbraterei im Stile der 1960er-Jahre führt, undenkbar.

Hauptkommissar Stahnke macht ein paar Tage Urlaub bei seiner Freundin Sina als ihn der Anruf seines Mitarbeiters Kramer ereilt. Dr. Lichterfeld, der gemeinsam mit Dr. van der Werft, eine bekannte Klinik in Leer betreibt, ist verschwunden. Letzter bekannter Aufenthaltsort ist Langeoog und da er, Stahnke, ja schon mal vor Ort sei, könne er sich doch mal ein bisschen umsehen. Das Telefonat ist kaum beendet, da meldet sich Inselpolizist Lüppo Buss bei Stahnke, da Dr. van der Werft am Strand tätlich angegriffen wurde. Wie sich herausstellt sind die beiden Mediziner auf der Insel, um über ihr neuestes Projekt zu sprechen: Das McDaisy’s von Grendel, der wenig später ebenfalls am Strand niedergeschlagen wird. Für Stahnke und Buss hört bei so viel Gewalt der Spaß auf, wobei sie sich zunächst auf Heidergott als Verdächtigen stürzen. Doch dann überschlagen sich erneut die Ereignisse und ausgerechnet Stahnkes Freundin Sina, die in einer Klinik für Patienten mit gravierenden Essstörungen arbeitet, kommt dem Täter auf die Spur...

Wirft man einen Blick auf das Cover des neuen Romans von Peter Gerdes, so mag einem das goldene "M" in der Möwe bekannt vorkommen und natürlich steht das McDaisy’s als Synonym für eine bekannte Fastfood-Kette. Bevor die Handlung in Fahrt kommt gibt es dann auch erst einmal eine kontroverse Diskussion zwischen Grendel und Heidergott über gutes Essen und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden. 60er-Jahre Mief trifft Junkfood könnte man sagen und so bietet der Start des Romans ausführlich Gelegenheit, die eigenen Essgewohnheiten kritisch zu hinterfragen.

 

"Dann wollt ihr also sagen, dass die Jugend von heute schon rettungslos auf die Fettfressketten abgerichtet ist?"
"Nicht mit diesen Worten, sicher auch nicht hundertprozentig alle, und rettungslos klingt jetzt auch ein Stück weit sehr negativ – aber ansonsten; ja, durchaus."

 

Zum gelungenen Start des Plots trägt zudem die "Viererbande" bei. Vier ältere Herren, die sich am Bahnhof der Insel die Zeit vertreiben und dabei lästern was das Zeug hält. Gallig-giftig wir einst Waldorf und Stadler in der Muppetshow, geben sie sich auch gegenseitig heftig Saures, den ein oder anderen Altherrenwitz eingeschlossen. Gleichwohl bekommen sie am Ende ihrer Gespräche immer wieder die Kurve, um doch noch die neuesten Geschehnisse der Insel zu kommentieren.

Danach folgt das eingangs beschriebene Szenario. Ein Arzt wird vermisst, ein anderer ebenso wie Grendel attackiert und die Polizisten Stahnke und Buss nehmen die Ermittlungen auf. Mit zunehmender Handlung verflacht dann aber leider die Geschichte, denn spätestens nach zwei Dritteln ist der Sachverhalt klar. Zunächst zwar nur für die Leser, was aber angesichts der Art und Weise wie "ermittelt" wird, kein Wunder ist. Warum nahezu alle Fragen (Entführung, Angriffe auf van der Werft und Grendel) ohne Zutun der Polizei gelöst werden, ist die große Frage? Natürlich kann man "das so machen", aber etwas gescheitere Ermittler hätte man eigentlich doch ganz gern.

Langeoog selbst, auf der die Geschichte spielt, bleibt auffallend im Hintergrund. Fast meint man, der Autor hätte ganz bewusst nur hin und wieder ein paar Informationen (und Straßennamen) über die Insel eingestreut, um nur ja nicht in die Ecke der Regionalkrimis gedrängt zu werden. Dies ist gelungen und macht den Roman nicht unsympathischer. Allein – wie gesagt – bei den Auflösungen der einzelnen Vergehen, wäre ein bisschen mehr Ermitteln und weniger Beiläufigkeit wünschenswert gewesen. Auch die Spannungskurve gibt nach etwas mehr als der Hälfte des Plots deutlich nach. So reicht es für eine leichte Urlaubslektüre im Strandkorb, was auch daran liegt, dass man mit einer Figur wie Stahnke nicht wirklich warm wird, da sie recht oberflächlich gezeichnet ist.

Der Fluch der goldenen Möwe

Peter Gerdes, Leda

Der Fluch der goldenen Möwe

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