Neumond
- Fischer
- Erschienen: Januar 2013
- 2
- Frankfurt am Main: Fischer, 2013, Seiten: 352, Originalsprache
Beschauliches Winter Wonderland
Der Landauer Chefinspektor Otto Morell sollte sich eigentlich freuen, hat er doch Urlaub und soll diesen mit seiner Lebensgefährtin Valerie und den gemeinsamen Freunden Nina Capelli und Leander Lorentz im winterlichen St. Gröben zu einer Woche Pistenvergnügen verbringen, zu dem die beiden eingeladen haben.
Wäre da nicht das Problem, dass er Pisten nicht zwingend mit Vergnügen verknüpfen würde und jegliche Form von sportlicher Bewegung für absolut überflüssig und gefährlich hielte.
Pistengaudi, ApresSki und Heimatverein
Da trifft es sich hervorragend, dass der autistische Sohn der Pensionswirtin Patrick von einem Tatzelwurm faselt, der in der Neumondnacht Krankenschwester Sabine in die Schlucht gestürzt haben soll, dass die beste Freundin Sabines nicht an Selbstmord glaubt und dass Morell nonchalant anbieten kann, sich auf ein Wort unter Kollegen mit dem örtlichen Inspektor zu treffen. Dieser frönt lieber dem Kreuzworträtsel als kritischen Ermittlungen, hat einen plapper-freudigen Assistenten, der mit dem gesamten Ort verwandt zu sein scheint und außerdem ein menschliches Skelett in einem Karton, dessen Identität er doch liebend gern ebenfalls von dem feinen Herrn Stadtkollegen klären lässt.
Was als Nicht-Skifahr-Ausrede herhalten sollte, entpuppt sich so für Morell zu einer handfesten Mordermittlung in zwei Fällen, die mehr als dreißig Jahre auseinander liegen, die nicht nur den dörflichen Frieden sondern auch bald Leib und Leben des Inspektors bedrohen.
Vorabend-Serien-Regiokrimi
Autorin Daniela Larcher schickt ihren Ermittler samt altbekannten Nebenfiguren ein drittes Mal ins Rennen und nimmt sämtliche Klischees eines kleinen touristisch überlaufenen Skiparadieses mit und gerne auch aufs Korn: Schon vor dem Mittag werden zünftige Lieder in der Berghütte gegrölt, das erste Haus am Platze gehört natürlich demjenigen, vor dem die komplette Gemeinde kuscht, jeder kennt jeden oder ist sogar mit ihm oder ihr verwandt, die Gaumenfreuden im weihnachtlichen Urlaubsidyll sind zahlreich, die Menschen herzlich und die Bergluft frisch und natürlich - wie sollte es anders sein - die örtlichen Polizeibeamten belächelnd hinterwäldlerisch.
Nahezu gänzlich ohne Blut und Forensik kommt sie dabei aus, erzählt zwar augenzwinkernd aber dennoch stets mit einer Liebe für Details und ihre Protagonisten einen ganz ruhigen und beschaulichen Regio-Krimi, der ideal in diese Jahreszeit passt und sich dank der maximal sechs bis acht Seiten kurzen Kapitel als Urlaubs- und Feiertagslektüre eignet. Aber leider mehr auch nicht. Hängen bleibt die Geschichte kaum, hier und da schmunzelt man oder gähnt gar ob der Ideen, die sie einbringt, die man zuhauf bereits in Fernsehkrimis á la Tatort & Co. gesehen hat.
"Zur Sache, Schätzchen ..."
Natürlich ist Otto Morell am Ende der große Held, der beide Morde aufklärt, einen Anschlag auf sein Leben unbeschadet überlebt und auch noch eine rasante Verfolgungsjagd auf einem Schneemobil meistert. Ein bisschen weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen. Vielleicht wird in Fall Nummer vier, der dann wieder am angestammten Platz und nicht in Urlaubsumgebung spielt, etwas weniger vom weihnacht-winterlichem Ferienfeeling und dörflicher Beschaulichkeit zu lesen sein. Zu wünschen wäre es, driftete der sympathische Held doch ansonsten leider in ein Meer von farblosen "Helden" dieser Art ab.
Daniela Larcher, Fischer
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