Attack Unsichtbarer Feind
- Droemer Knaur
- Erschienen: Januar 2014
- 7
- Berlin: Argon, 2013, Seiten: 5, Übersetzt: Detlef Bierstedt
- München: Droemer Knaur, 2014, Seiten: 480, Übersetzt: Michael Benthack
Kannibalen, Feuerteufel und clevere Detektive
FBI-Agent Aloysius Pendergast kümmert sich seit geraumer Zeit um die junge Corrie Swanson. Die ehrgeizige Studentin möchte unbedingt eine perfekte Semesterarbeit abliefern, um damit den Wettbewerb um den begehrten Rosewell-Preis zu gewinnen. Nachdem mehrere Themen abgelehnt wurden, fährt sie in die ehemalige Bergarbeiterstadt Roaring Fork in Colorado, um die Leichen einiger Arbeiter zu untersuchen. Die Männer sind im 19. Jahrhundert angeblich von einem Grizzly getötet worden. Corrie will eine forensische Untersuchung machen, um eine spektakuläre wissenschaftliche Arbeit abliefern zu können. Mit ihrer forschen Art macht sie sich schnell Feinde und wird wegen Einbruchs und Leichenschändung sogar in Haft genommen. Pendergast eilt ihr zu Hilfe und sorgt dafür, dass sie weiter forschen kann. Aber offenbar hat die junge Dame einige Mächtige in ihren Geschäften gestört. Schon bald wird Corries Leben bedroht, und es geht nicht nur um die Todesursache der Bergleute, sondern auch um den Feuerteufel, der im Roaring Fork der Gegenwart Menschen tötet.
Nassforsche Art der Protagonistin
Douglas Preston und Lincoln Child haben sich für Attack ein wirklich passendes Szenario in der perfekten Umgebung ausgedacht. Die Studentin der Kriminologie fährt, getrieben von ihrem arroganten Dozenten, in einen mondänen Wintersportort. Und nachdem sie dort allen auf die Füße getreten ist, die etwas zu sagen haben, wird das Bergdorf eingeschneit. Swanson legt dabei eine überaus nassforsche Art an den Tag, die man tölpelhaft nennen könnte, aber in meinen Augen hat diese Mischung aus Naivität und Chuzpe etwas wirklich charmantes an sich. Im Übrigen mussten die Autoren ihre Protagonistin so charakterisieren, denn nur durch ihre immer wieder auftretenden Patzer kann die Handlung in geplanter Weise vorangehen.
Vermutlich dürfte es eingefleischten Fans der Pendergast-Reihe nicht so wirklich gefallen, dass ihr Liebling in diesem Roman allenfalls die zweite Geige spielt. Aber es ist der Figur, wie sie nun einmal angelegt ist, ja durchaus immanent, dass der Special Agent wie aus dem Nichts auftaucht, für Problemlösungen sorgt, und sich dann wieder in seine grüblerische Haltung zurückzieht. Attack ist der mittlerweile 13. Roman aus der Reihe um Aloysius Pendergast. Die Fans dieses ebenso schrulligen wie kompetenten Ermittlers werden es verschmerzen, dass hier sein Protegé Corrie Swanson im Vordergrund steht, eine durchaus ambivalente Figur. Denn das wird durch die wirklich gut komponierte Geschichte mehr als kompensiert, jedenfalls in meinen Augen.
Eine ausgezeichnete Mischung
Es geht insgesamt um drei ebenso spannende wie interessante Aspekte. Da ist zum einen der Kriminalfall aus dem 19. Jahrhundert, dann die rücksichtslose Durchsetzung von wirtschaftlichen Interessen im modernen Touristenort, und nicht zuletzt die Einbeziehung des Krimi-Altmeisters Conan Doyle in die komplexe Erzählung. Das Rätsel um den Tod der Bergleute, die angeblich von einem Grizzly gekillt worden sind, ist schon faszinierend genug. Die Verknüpfung mit dem Leben und Wirken von Arthur Conan Doyle ist überausgelungen und treibt die Handlung ein ums andere Mal gekonnt voran.
Die dunklen Machenschaften in dem mondänen Ferienort, mit unschönen Verquickungen zwischen Wirtschaft, Behörden und Politik, fügen der Geschichte noch einen spannenden Aspekt hinzu. Den Autoren ist hier eine ausgezeichnete Mischung gelungen. Leichte Schwächephasen in der Erzählung werden dabei durch die vielen Rätsel und Nebenaspekte kompensiert. Pendergast tritt zeitweise zurück in die zweite Reihe, in entscheidenden Momenten übernimmt er jedoch wieder das Ruder. Spannend und gut zu lesen – perfekt für ein langes Wochende.
Douglas Preston & Lincoln Child, Droemer Knaur
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