Biest

  • Osterwoldaudio
  • Erschienen: Januar 2012
  • 2
  • Hamburg: Osterwoldaudio, 2012, Seiten: 5, Übersetzt: Uve Teschner
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Silke Wronkowski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2013

Ihr Name ist Lang. Solveigh Lang.

Moskau. Der neue -alte- Präsident lädt zum Stelldichein derjenigen, die das Land regieren. Derjenigen, die das Geld und die Industrie haben. Derjenigen, denen er unverhohlen sagen kann, dass man Russland weltpolitisch doch wieder die Stellung zurückgeben muss, die dem Land eines Zaren gebührt.
Schnitt.

Amsterdam. Special Agent Solveigh Lang der pan-europäischen Sondereinheit ECSB hatte eigentlich den Abend frei, bis ihr Kollege sich meldet und ihr offenbart, dass die Falle, die sie für einen der größten weltweit agierenden Autragskiller gestellt haben, nun zuschnappen wird. "Er" hat angebissen.
Schnitt.

Moskau. Dimitrij, armer Student der Informatik an 'der' Technischen Universität des Landes und wahrlich ein Wunderknabe, freundet sich mit seinem Kommilitonen Viktor an, Sohn eines Neureichen. Auch wenn ihn die ungleiche Paarung stutzen lässt, so sind die Annehmlichkeiten nicht zu verachten: Wer mit dem Sohn des Wodkalieferanten der hippsten Clubs Moskaus ausgeht, muss weder Schlange stehen, noch sich mit dem Fußvolk in der Discothek abgeben. Damit kann man dann punkten, bei Frauen.
Schnitt.

Tel Aviv. Marcel Lesoille, Solveighs Geliebter, hat ein Praktikum bei der Zeitung L'Echo Diplomatique angetreten und erhält seine erste Story, für die er nach Israel reist. Dort angekommen lernt er die hübsche Yael kennen, deren geheimnisvoller Anziehungskraft er nicht widerstehen kann.
Schnitt.

Dubrovnik. Ein konspiratives Treffen auf einer Yacht im Hafen. Ein Deutscher, Ex-Stasi-Agent Thomas Eisler, trifft einen russischen Industriellen und übergibt ihm einen USB-Stick. Natürlich ist das "Material" echt und natürlich funktioniert es. Alles weitere hat Eisler im Griff. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wird er sich direkt daran machen die weiteren Personalfragen für diesen Auftrag zu klären.
Schnitt.

Prag. Slang, wie Solveigh von ihren Kollegen genannt wird, bereitet sich penibelst mit ihrem Team auf den Zugriff vor. Alles ist perfekt durchdacht und getimed, der Lockvogel eingeweiht. Am Ende der wilden Verfolgungsjagd ist das "Ziel" ausgeschaltet, der Topagentin der ECSB blieb keine Wahl, als ihn zu erschießen.

Wie in einem guten Drehbuch greift Jenk Saborowski auch in seinem zweiten Thriller zu kurzen Kapiteln mit schnelle Schnitten. Anfangs sieht alles noch unzusammenhängend parallel aus, aber mit der Zeit verdichtet sich das Geflecht, werden Zusammenhänge deutlich, greifen die kleinen Rädchen ineinander und lassen einen ausgeklügelten Plot erkennen. Ein Computervirus, entwickelt von Amerikanern und Israelis, mit dem Zweck Industrieanlagen von innen heraus unbrauchbar zu machen, wird gestohlen und soll - in den Händen der russischen Drahtzieher - deutsche Atomkraftwerke zur Abschaltung zwingen. Falls es dabei zu einem atomaren Supergau kommt, kein Problem. Letztendlich wird Energie aus Rußland geliefert unverzichtbar sein. Jeder hat einen Platz in diesem Plan, der Informatikstudent Dimitrij, der die Fähigkeiten besitzt den Virus zu testen und zu modifizieren, der ehemalige Stasi-Agent mit den entsprechenden Kontakten im Land des Feindes, sogar Solveighs Freund Marcel, den die schöne Yael lediglich benutzt um Kontakt zur ECSB herzustellen. Denn der Mossad, dessen Agentin sie ihrerseits ist, weiß, dass die Eliteeinheit mit Sitz in Amsterdam die einzige ist, die die drohende Katastrophe aufhalten kann.

Ein intelligenter und actionreicher Agententhriller, der - und das sollte hier noch mal betont werden - eine weibliche Heldin hat, die mit all ihren Fähigkeiten schon fast wie ein Superheld wirkt und ihren männlichen Leinwand-Kollegen in nichts nachsteht. Saborowski verpasst seiner Protagonistin eine Schwäche: Gefühle. Das macht Slang greifbar, die trotz hundertprozentiger Konzentration auf ihre Arbeit nicht verbergen kann, dass Marcels Vertrauensbruch ihr zusetzt. Die Skrupellosigkeit der Bösewichte hingegen lässt einen manches Mal den Atem stocken.

Das mag man nach diesem Schnittmuster alles schon gesehen oder gelesen haben, aber bestimmt noch nicht so unvorhersehbar, glaubwürdig recherchiert und thematisch höchst aktuell wie in diesem Fall.

Biest

Jenk Saborowski, Osterwoldaudio

Biest

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