Das fremde Haus

  • Bastei Lübbe
  • Erschienen: Januar 2013
  • 11
  • London: Hodder & Stoughton, 2011, Titel: 'Lasting damage', Seiten: 440, Originalsprache
  • Köln: Bastei Lübbe, 2013, Seiten: 494, Übersetzt: Anke Angela Grube
Das fremde Haus
Das fremde Haus
Wertung wird geladen
Silke Wronkowski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2013

Bewährtes Schema mit Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Am Samstag wird Connie Bowskill dem Tod ins Auge blicken. Damit beginnt die Geschichte. Sie wird zusammen mit ihrem Ehemann Kit Bowskill im Haus der Familie Gilpatrick sein und wissen, dass sie gleich sterben wird. Aber die letzten sieben Tage waren auch alles andere als normal. Denn eine Woche zuvor sieht sie eine Leiche, eine Frau, die in einer großen Blutlache auf dem Wohnzimmerfußboden liegt. Das Problem ist nur, dass sie die einzige ist, die das Video im Internet auf der Seite eines Immobilienmaklers gesehen hat und ihr niemand glaubt, nicht ihre Familie, nicht die Polizei und Kit auch nicht. Und nicht nur das macht ihn für sie zum Verdächtigen Nummer eins.

Connie Bowskill, geborene Monk ist Anfang dreißig. Sie lebt mit ihrem Ehemann Kit in einem archetypischen Cottage in Little Holling in der Nähe von Cambridge. Ein Ort, in dem jedes Haus einen Namen trägt. Ein Ort, den Connie nie verlassen hat, genauso wenig wie ihre Schwester und ihre Eltern. Denn eine Monk tut das nicht. Sie besucht ihre Familie regelmäßig, arbeitet halbtags für das elterliche Unternehmen und den Rest der Zeit für die Firma, die sie vor einigen Jahren mit Kit gegründet hat.

Sie sind glücklich. Bis zu diesem Tag vor einem halben Jahr, an dem Connie mit Kits Auto unterwegs ist und in seinem Navigationsgerät eine ihr völlig fremde Adresse in Cambridge als Heimatort gespeichert findet. Der Samen des Zweifels ist gesät. Oh, doch, sie liebt Kit immer noch, so widersprüchlich das auch sein mag, aber es kann einfach nicht sein. Warum sollte so eine Adresse vom Verkäufer eingespeichert worden sein? Warum sollte ihr irgendjemand einen Streich spielen wollen? Kit behauptet sogar, sie hätte es selbst getan. Warum hätte sie das tun sollen? Von diesem Tag an ist sie besessen von diesem Haus im Bentley Grove 11 in Cambridge und von seiner Bewohnerin Selina Gaine. Es muss so sein, mit dieser Frau muss Kit ein zweites geheimes Leben führen.

Als das Haus zum Verkauf angeboten wird und sie sich nachts den virtuellen Rundgang im Internet ansieht, liegt dort eine Leiche auf dem Wohnzimmerteppich. Aber auch das scheint sie sich nur eingebildet zu haben, denn schon ein paar Minuten später zeigt das Video nur noch ein leeres Zimmer ohne Blut und ohne Tote. Kit glaubt ihr nicht, die Polizei – wen wundert's? - ebenfalls nicht und ihre Familie hält sie ohnehin für verrückt. Und Connie sich selbst bald auch. Der einzige, der ihr eventuell glauben könnte, der auch das unwahrscheinlichste als Wahrheit annehmen kann, Simon Waterhouse, befindet sich in den Flitterwochen. Und die werden kürzer als geplant.

Sophie Hannah erschafft ein Flirren, eine Wirklichkeit, die nicht sein kann und doch sein muss. Schon Sir Arthur Conan Doyle wusste, dass die Wahrheit manchmal am Ende das ist, was am unwahrscheinlichsten klingt und ganz nach dieser Prämisse setzt sie ihrem Serienhelden auch dieses Mal wieder einen Fall vor, den außer ihm und dem Opfer jeder für unmöglich hält. Die Protagonistin ihres sechsten Bandes der Reihe durchlebt eine albtraumhafte Woche, aber je mehr die Autorin sie erzählen lässt, desto mehr kann man nicht anders, als ihr zu glauben, mit ihr zu zweifeln und nur noch beseelt zu sein von dem Wunsch, dass es sich endlich alles aufklären mag.

Der Trick, den Hannah dabei nutzt, mag billig erscheinen, lässt sie doch den Leser direkt zu Anfang wissen was in exakt einer Woche passieren wird. Aber er funktioniert bis zu einem gewissen Punkt, man rätselt mit und verfolgt aufmerksam jeden Versuch, den Connie unternimmt, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Und da kommt sie ganz auf sich allein gestellt genauso schnell hin wie Simon Waterhouse und Charlie. Dass man beim Lesen keine Seite vor den beiden auf die Lösung kommt, macht das Buch spannend und kurzweilig und doch ist das "End" einen Tick zu "Happy".

Wenn man auch ob der zahlreichen Wort- und Rechtschreibfehler der Meinung sein könnte, dass die exakte Wiederholung der ersten beiden Seiten zum Schluss, dort ebenfalls falsch sein muss, beweist uns Sophie Hannah, dass dies durchaus gewollt und geplant war. Und es bleibt unbestritten: Es lohnt sich diesen kompletten Abschnitt ein zweites Mal nach rund 490 Seiten zu lesen und den sich einstellenden Aha-Effekt auszukosten.

Das fremde Haus

Sophie Hannah, Bastei Lübbe

Das fremde Haus

Deine Meinung zu »Das fremde Haus«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren