Die Rache des Chamäleons
- Hörbuch Hamburg
- Erschienen: Januar 2013
- 10
- Stockholm: Leopard, 2011, Titel: 'Möt mig i Estepona', Seiten: 277, Originalsprache
- Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2013, Seiten: 5, Übersetzt: Matthias Brandt
Wirres Psychospiel ohne roten Faden
Peter und Rita Mattéus führen offensichtlich ein zufriedenes Leben. Beide verdienen angemessen Geld in ihren Berufen, sie haben zwei gesunde und brave Mädchen, und scheinbar sind auch die Zukunftsaussichten akzeptabel. Doch plötzlich wird alles anders, denn Peter wird von seiner anscheinend eher dunklen Vergangenheit eingeholt. Von einem anonymen Absender bekommt Peter ein Päckchen zugesandt. Zunächst versucht er zu verdrängen, was das bedeuten könnte, aber dann wird ihm klar, dass er die Schatten der Vergangenheit nicht weit genug hinter sich gelassen hat. Dunkle Erinnerungen kommen zurück, schwere Träume beginnen ihn zu quälen. Und schnell wird ihm bewusst, dass nun auch seine kleine Familie in Gefahr gerät, denn die weiteren Signale die er erhält, sind ziemlich eindeutig. Ihr Haus wird beobachtet, jeder Schritt verfolgt. Und als dann endlich der Kontakt hergestellt ist, wird schnell klar, dass die Situation praktisch ausweglos ist. Peter kann seine Frau die Lage kaum erklären, aber als die beiden gezwungen werden, nach Spanien zu reisen, wird Rita schnell in die Intrigen und politischen Spielchen hineingezogen.
Der Autor schafft es in diesem Roman mühelos, nicht nur seine Protagonisten, sondern auch den Leser heillos zu verwirren. Aus harmlosen Alltagssituationen heraus versucht er, durch die Kontaktaufnahmen der zunächst unbekannten Akteure aus Peters Vergangenheit, so etwas wie Spannung aufzubauen. Aber das gelingt allenfalls in Ansätzen. Edwardson versucht verschiedene Blickwinkel aufzubauen, und streut unkommentiert Vergangenheitserinnerungen ein. Ein roter Faden ist zunächst nicht einmal im Ansatz zu erkennen. Vielmehr wird das Ganze zum Ehedrama, weil der Protagonist seiner Ehefrau nur flaue Erklärungen für die rätselhaften Ereignisse liefert. Und auch seine "Legende" für die Reise nach Spanien wirkt für Rita – und den Leser – mehr als unglaubwürdig.
Die schier endlosen Dialoge sollen dadurch aufgepeppt werden, dass Peter Fragen seiner Mitmenschen ständig wiederholt. Diese Macke geht seiner Frau gewaltig auf die Nerven, später dann auch seinen "Freunden" aus alten Zeiten, und dem Leser sowieso. Überhaupt sind die ellenlangen Gespräche keinesfalls spannungssteigernd, sondern eher ermüdend. Es wird allenfalls angedeutet, dass Peter einst Kontakte zur baskischen ETA hatte. Wie und ob er in deren Kampf eingebunden war, oder ob er nur ein kleiner Helfer bei Waffen und/oder Drogengeschäften zur Geldbeschaffung war, bleibt stets im Dunkeln. Kann sein, er war ein richtiger Bösewicht. Kann aber auch sein, er ist nur in die ganze Sache "reingestolpert", weil er sich in eine Baskin verknallt hatte. Unstreitig scheint nur zu sein, dass er zum Verräter wurde – und selbst verraten wurde.
Insgesamt bleibt der Autor bei dem durchaus vielversprechenden Plot zu sehr an der Oberfläche der angerissenen Thematik. Ausländische Mitstreiter in den Reihen der ETA, die Verquickung von Terror-Finanzierung und Drogengeschäften, politische Intrigen, Aussteiger und die Rache der Inhaftierten – daraus hätte man weitaus mehr machen können. Die in den eher wirren Dialogen geschilderten Gedankengänge führen den Leser jedoch nicht an die verschiedenen Probleme heran, sondern zeigen allenfalls mögliche Konflikte auf, ohne sie zu vertiefen.
Das Hin und Her trägt zudem nicht gerade dazu bei, dass der Leser die chronologische Abfolge der Ereignisse wirklich verfolgen kann. Es ist nichts dagegen zu sagen, dass Leser mitdenken sollen – aber sie müssen die Chance dazu bekommen. Und auch die Figuren sind eher mager gezeichnet, allenfalls im leicht dynamisierten Finale wird das anders. Apropos Finale: Verstehen muss man das Ende nicht wirklich. Insgesamt also ein verschenkter Plot, aus dem ein guter Politthriller oder Kriminalroman hätte werden können.
Ake Edwardson, Hörbuch Hamburg
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