Gute Nacht
- Heyne
- Erschienen: Januar 2013
- 1
- New York: Crown, 2012, Titel: 'Let the devil sleep', Seiten: 449, Originalsprache
- München: Heyne, 2013, Seiten: 656, Übersetzt: Friedrich Mader
Na dann: Gute Nacht!
Das Positive vorab: Dave Gurneys Ehefrau Madeleine hat ihr Jammern abgestellt.
Schon in Die Handschrift des Todes, John Verdons Debüt, ging sie einem gehörig auf die Nerven mit ihrem Wehklagen darüber, dass ihr Gatte, ein renommierter Cop im Ruhestand, das Ermitteln partout nicht sein lassen wollte. Man sah jedoch über ihr wiederholtes Geheule hinweg, weil die Serienkiller-Schnitzeljagd ansonsten mit raffinierten Wendungen und reichlich Nervenkitzel überzeugte, was bei der monatlichen Flut an Thriller-Novitäten beileibe keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
In Schließe deine Augen störte Madeleines Rumgejammere ungleich mehr, denn die Idee, die dem zweiten Gurney-Band zugrunde lag, war nur noch ein halbgarer Abklatsch der ersten Geschichte nur dass sie mit 656 Seiten voluminöser und deshalb umso zäher ausfiel.
Im neuen Roman hat sich Madeleine endlich mit den Ambitionen ihres Mannes abgefunden. Wenn sie sich nicht gerade stillschweigend zur Arbeit verdrückt, steht sie in der Küche und kocht. Und kocht und kocht und kocht.
Womit wir zu den negativen Aspekten von Gute Nacht gelangen: Gefühlt alle zehn Seiten beschreibt Verdon im Detail, wie Madeleine das Abendessen vorbereitet, Kartoffeln schält, Gemüse schneidet, Fleisch brät, Saucen rührt. Das nervt fast noch mehr als ihr ursprüngliches Geheule.
Ebenso nervig sind allerdings auch die falschen Fährten, die Verdon auslegt: Von Gurney, dem »Superbullen« abgesehen, gibt es nahezu keinen normalen Menschen in der Geschichte. Jede Person wird als durchgeknallter Kauz überzeichnet und deshalb als potentieller Verdächtiger inszeniert.
Das ist zu bemüht, zu offensichtlich, bietet kaum Überraschungen, wenig Wendungen, keinen Nervenkitzel. Weil die Geschichte sowieso von Anfang an durchschaubar ist.
Zwar soll Gurney diesmal nur als Berater fungieren, weil die Tochter einer Freundin eine Fernsehsendung über Mordswaisen plant, die Hinterbliebenen eines Serienkillers, der bis vor zehn Jahren mordete und dann von einem Tag auf den anderen verschwand.
Doch Gurney beginnt natürlich zu ermitteln. Selbstverständlich scheucht er den Mörder auf und überführt ihn in einem Showdown, der wohl furios sein soll, in Wahrheit aber an Hirnrissigkeit kaum zu überbieten ist. Was übrigens auch für die Motive des Killers gilt.
Ganz ehrlich: Spannende Thriller schauen anders aus.
Bleibt die Frage nach dem deutschen Romantitel: Gute Nacht.
Der hat nämlich rein gar nichts mit der Geschichte zu tun. Es sei denn, er ist als Warnung für die Leser gedacht: Achtung, dieses Buch wirkt wie eine Schlaftablette.
Na dann: Gute Nacht!
John Verdon, Heyne
Deine Meinung zu »Gute Nacht«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!