Joyland

  • Random House Audio
  • Erschienen: Januar 2013
  • 9
  • Köln: Random House Audio, 2013, Seiten: 2, Übersetzt: David Nathan, Bemerkung: MP3
Joyland
Joyland
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Marcel Feige
76°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2012

Weniger wäre mehr!

Kurz bevor Devin Jones das erste Mal Sex haben wird, verlässt ihn seine Freundin. Enttäuscht, und um sich von seinem Seelenschmerz abzulenken, heuert der Teenager in dem Vergnügungspark Joyland an. Als Animateur im schweißtreibenden Hundekostüm entpuppt er sich als wahres Naturtalent.

Eher beiläufig erfährt er von einem Mord in der Geisterbahn, der bis heute nicht aufgeklärt worden ist. Angeblich soll es deshalb in dem Fahrgeschäft spuken. Doch Devin kann kein Gespenst ausmachen, außerdem hat er für derartige Schauergeschichten sowieso kein Interesse. Denn auf dem täglichen Weg zur Arbeit begegnet ihm der todkranke Mike.

Devin freundet sich mit dem kleinen Jungen an, der trotz seiner ausweglosen Situation mehr Lebensmut besitzt als seine Mutter. Erst mit den Wochen gelingt es Devin, die junge Frau aus ihrer Lethargie zu reißen, so etwas wie Liebe erwacht, eine Sommerliebe, an deren Ende endlich nicht nur Devins erstes Mal steht, sondern auch die Aufklärung des ominösen Mordfalls in der Geisterbahn.

Wie gerne würde ich schreiben: King ist nach Der Anschlag, einem grandiosen Ausflug in die frühen 60er- Jahre des abgelaufenen Jahrhunderts, ein weiteres Meisterwerk gelungen, das fantastisch in die Vergangenheit entführt. Ist es aber nicht.

Keine Frage: King kann erzählen wie kaum ein anderer, zeitgenössischer Autor und haucht auch diesmal mit Leichtigkeit seinen Figuren Leben ein. Aber diesmal will King ... zu viel. Zu viele Genres auf zu wenig Seiten.

Was freilich auch der amerikanischen Originalausgabe geschuldet ist, die in der Hardcase Crime-Reihe erschienen ist. Die wiederum ist bei Krimifreunden bekannt für kurze, knackige Pulp-Geschichten.

Aber Joyland ist alles, nur kein Pulp. In erster Linie ist es eine Coming of Age-Erzählung, ein Drama über die erste Liebe und den Liebeskummer danach. Wenig überraschend ist Joyland auch eine Geschichte über Krankheit und Tod und die Bereitschaft, einen geliebten Menschen gehen zu lassen.

Nur beiläufig ist Joyland ein Krimi, zum Schluß ein rasanter Thriller, denn es ist Devin, der eine Spur zum Geisterbahnmörder findet und sich ihm am Ende in einem abenteuerlichen Showdown stellt.

Soweit ist alles gut.

Dann aber gibt es da immer mal wieder auch noch Mystery-Einsprengsel: der Geist des ermordeten Mädchens, der die Gespensterbahn heimsucht, weil er den Weg nach draußen nicht findet – oder weil der Autor Stephen King heißt und seine Leser deshalb einige spooky Momente erwarten.

Ausgerechnet diese Gruselszenen - neben den Figuren normalerweise eine der Stärken Kings - wollen sich partout nicht in die Geschichte einfügen. Sie wirken wie Fremdkörper in einer ansonsten durchaus stimmigen Geschichte.

Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen.

Joyland

Stephen King, Random House Audio

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