Späte Schuld

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • London: Avon, 2010, Titel: 'No way out', Seiten: 520, Originalsprache
  • München: Goldmann, 2013, Seiten: 480, Übersetzt: Verena Kilching
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Jörg Kijanski
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2012

Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!

Nach einer Vergewaltigung identifiziert die neunzehnjährige Bethel Newton kurze Zeit später den bekannten Fernsehmoderator Elias Claymore als Täter. Für Claymore wird es eng, denn das Tatfahrzeug ist sein eigenes, welches aber angeblich zwei Tage zuvor gestohlen worden ist. Gemeldet hatte er den Vorfallt allerdings nicht. Zudem konnten bei DNA-Prüfungen klare Übereinstimmungen gefunden werden, so dass der Prozess eigentlich ein einfacher Fall für die erfolgreiche Staatsanwältin Sarah Jensen sein müsste, zumal Claymore vor über zwanzig Jahren bereits mehrere Frauen vergewaltigt hatte, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde und später aus dem Gefängnis und aus Amerika floh. Er kehrte allerdings wenige Jahre später als geläuterter Christ zurück, um seine Reststrafe abzusitzen. Dennoch scheint der Fall aussichtslos und so wendet sich Claymore an seinen Freund, den Anwalt Alex Sedaka, der mit Hilfe einer zweiten Anwältin Andi schwere Geschütze auffahren muss. So hatte Bethel Newton bereits einmal einen Mann der Vergewaltigung angezeigt, dann aber einen Rückzieher gemacht. Zudem gab sie in einer ersten Befragung durch die Polizei an, der Täter wäre zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt; Claymore ist Ende fünfzig. Es kommt zu einem aufreibenden Prozess, bei dem alle Beteiligten an ihre Grenzen und weit darüber hinaus gehen müssen.

 

"Jeder wettert gegen Verbrechen, aber den Leuten ist es wichtiger, den Täter zu bestrafen, als dem Opfer bei der Überwindung seines Traumas zu helfen. Wozu noch groß dem Opfer helfen, wenn Rache doch viel einfacher ist? Die amerikanische Methode."

 

Nach dem fulminanten Debütroman 15 Stunden ist Späte Schuld der zweite Roman der Alex-Sedaka-Reihe und ist erneut ein packend geschriebener Gerichtsthriller. Sehr detailliert schildert der Autor die Bedeutung der Auswahl der Jurymitglieder und auch bei dem Thema "DNA-Proben" werden seitenlange Diskussionen geführt. Vielleicht ein wenig zu viel des Guten, aber dennoch durchgehend ansprechend und spannend. Selbstredend kommt auch dem Hauptthema Vergewaltigung ein großer Seitenanteil zu, in dem die verschiedenen Aspekte, insbesondere die Belastung der Opfer, eindringlich beleuchtet werden. Zudem bietet die Geschichte einige überraschende Wendungen auf, so dass die Spannungskurve über lange Zeit recht hoch ist, wenngleich einiges von vornherein für einen anderen Täter spricht. Noch vor der Hälfte des Buches gibt es bezüglich des Täters nahezu Gewissheit (für den Leser), was aber an dem laufenden Gerichtsverfahren zunächst nicht viel ändert. Wer sich für juristische Spitzfindigkeiten interessiert, sollte David Kessler als Autor unbedingt kennen lernen.

Die Figuren des Romans haben oft "problematische" Beziehungen. So ist Anwältin Andi mit Gene liiert, die in einem Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer arbeitet und so mit Bethel in Kontakt kommt. Da es hier einen klaren Interessenkonflikt gibt, verordnet die Richterin kurzerhand eine Kontaktsperre. Auch Sedaka hat dieses Problem, denn seine neue Freundin Martine arbeitet als TV-Journalistin und berichtet über den Prozess. Aber dies sind nicht die einzigen Verwicklungen, die Belastungen hervorrufen, denn bald schon werden Andi und Martine bedroht.

Späte Schuld ist ein guter, lesenswerter Justizthriller mit den genannten Schwerpunkten. Alles wäre somit nahezu wunderbar, hätte der Autor nicht beim Schreiben der letzten rund fünfzig Seiten ein paar bewusstseinserweiternde Substanzen eingeworfen. Wir wissen es zwar nicht genau, aber es kann nicht anders gewesen sein. Es wird konstruiert auf Biegen und Brechen und so erhält der positive Gesamteindruck einen mehr als empfindlichen Dämpfer. Zwar waren nach dem abschließenden Urteil noch einige Punkte aufzuklären, aber hier überzieht der Autor, dass es der Sau graust. Unfassbar, da - sagen wir – "leicht unrealistisch" und vor allem in dieser Form völlig unnötig.

Späte Schuld

David Kessler, Goldmann

Späte Schuld

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