Das Dorf der Mörder
- Der Hörverlag
- Erschienen: Januar 2013
- 17
- München: Der Hörverlag, 2013, Seiten: 7, Übersetzt: Eva Mattes
Blutige Vergangenheit
Vergangenheit ist ein großes Thema in den Büchern von Elisabeth Herrmann.
In ihrem Krimi Das Kindermädchen, erst vor kurzem erfolgreich fürs ZDF verfilmt, war es ein dunkles NS-Kapitel, das den Anwalt Joachim Vernau schlaflose Nächte bereitet. In dem Thriller Zeugin der Toten, dessen Verfilmung das ZDF am 25. März ausstrahlt, muss sich die Tatortreinigerin Judith Kepler an wenig ruhmreiche Tage der DDR erinnern.
Auch in Herrmanns neuem Roman Das Dorf der Mörder - nach erfolgtem Verlagswechsel bei Goldmann erschienen - rücken längst verdrängte Ereignisse in einem alten, brandenburgischen Ort in den Mittelpunkt der Geschichte.
Dabei beginnt alles, nun ja, nicht harmlos, aber wie in so vielen anderen Thriller-Novitäten äußerst blutig: Im Berliner Tierpark muss eine Kindergartengruppe mitansehen, wie sich wilde Pekaris - mittelamerikanische Nabelschweine - über die Überreste eines Mannes hermachen. Eine der ersten Polizisten am Tatort ist die junge Streifenbeamtin Sanela Beara, eine ehrgeizige, aber leider auch einsame Seele, die schwer an einem nicht bewältigten Kindheitstrauma zu knabbern hat.
Im aktuellen Mordfall ist die Täterin schnell gefunden: die Tierfutterzüchterin Charlotte Rubin. Für das anstehende Gerichtsverfahren soll nun der Psychologiestudent Jeremy Saaler gemeinsam mit dem renommierten Psychologen und Professor Dr. Brock die Zurechnungsfähigkeit der Mörderin herausfinden.
Unterdessen plagt Sanela eine ganze andere Frage: Ist Charlotte Rubin überhaupt die Mörderin? Keiner will Sanelas Zweifeln Glauben schenken, weswegen sie, ehrgeizig wie sie ist, selbst zu ermitteln beginnt - dem erbitterten Widerstand des leitenden Kommissars Gehring zum Trotz.
Sanelas Spuren führen sie in das brandenburgische Dorf Wendisch Bruch, das von fast all seinen Bewohnern aufgegeben worden ist. Nur noch ein paar alteingesessene Frauen leben in den abbruchreifen Häusern und hüten dort ein schreckliches Geheimnis.
In Das Dorf der Mörder ist es diesmal allerdings kein Ereignis von historischem Ausmaß, anders als in den vorangegangenen Romanen Herrmanns, in denen sie das Thema NS-Zwangsarbeit aufgriff, oder die Rosenholz-Dateien und DDR-Spionage, also wahre Begebenheiten.
Diesmal hat sich die Autorin mehr am vorherrschenden Thrillermarkt orientiert, der nach blutigen, aber fiktiven Verbrechen und vor allem nach hohem Tempo verlangt.
Aber so oder so, Das Dorf der Mörder ist ein echter Elisabeth Herrmann mit liebenswert ausgearbeiteten Figuren, einer psychologisch ausgefeilten Story, dichter Atmosphäre, einem turbulenten Showdown sowie einer schlüssigen Auflösung.
Die trotzdem nicht auf alle Fragen eine Antwort liefert: Denn wie wird es weitergehen mit dem angehenden Psychologen Jeremy? Was hat es mit dem Kindheitstrauma Sanelas aufsich? Schafft sie den Sprung ins Kommissariat? Und ganz wichtig: Was wird aus ihrer Beziehung zu Gehring?
Elisabeth Herrmann lässt eine spannende Zukunft erahnen.
Elisabeth Herrmann, Der Hörverlag
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