Am Ende des Tages

  • btb
  • Erschienen: Januar 2013
  • 3
  • München: btb, 2013, Seiten: 280, Originalsprache
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2012

Furioser Abschluss der Kajetan-Reihe

München, Ende der 1920er Jahre. Paul Kajetan ist nach München zurückgekehrt in der Hoffnung, wieder in den Polizeidienst eintreten zu können. Doch zunächst gibt es Probleme, denn Kajetan benötigt einen neuen Pass. Seinen alten Pass hatte er auf der Flucht vor seinen Gegnern einem seiner zu Tode gekommenen Widersacher zugesteckt und gilt seitdem selber als verstorben.

 

"Aber das … das geht nicht!"
"Wieso denn?"
"Wieso, fragt er! Weil Sie tot sind!"
"Das meinens aber jetzt nicht ernst, gell?"
"Im meinem Register ist es so vermerkt! Sie sind tot! Seit heuer, achtundzwanzigster August! Hier! Schwarz auf weiß! Tot!"
"Jetzt hörens aber auf! Schau ich vielleicht wie ein Toter aus? Sie! Der erste April ist lang vorbei, und zum Fasching ists noch hin!"
"Aber wenns doch da steht!"
"Dann muss es ein Irrtum sein!"
"Ausgeschlossen!"

 

Dr. Rosenauer, neuer Leiter der Kriminalabteilung der Polizeidirektion München bietet Kajetan seine Unterstützung an, doch die Mühlen der Verwaltung mahlen bekanntlich langsam und so nimmt der Privatdetektiv zunächst eine Arbeit bei Dr. Herzberg an. Der Rechtsanwalt ist von der Unschuld seines Mandanten, dem einfachen Bauern Ignaz Rotter, überzeugt, der vor rund zehn Jahren seine Frau ermordet haben soll und seitdem in Haft sitzt. Zeitgleich bemüht sich der Sonderermittler Gustav Kull im Auftrag des Außenministeriums um die Aufklärung eines Flugzeugabsturzes im Chiemgau, bei dem ein hoher Geldbetrag abhanden gekommen sein soll, der zur Unterstützung eines "Schutzbundes" vorgesehen war…

Um es vorweg zu nehmen: Am Ende des Tages ist ein fulminanter Abschluss der Kajetan-Reihe, die mit dem vorliegenden sechsten Roman ihr Ende findet. Zweimal Deutscher Krimipreis, dazu den Glauser und noch einige Preise mehr. Nicht viele Serien wurden so mit Preisen bedacht wie die in Bayern angesiedelte Reihe um den aufrechten Polizeiinspektor respektive Privatdetektiv. Eine beeindruckende Mischung aus Krimiplot und politischem Zeitkolorit, die nun im Jahr 1928 ihren würdigen Abschluss findet. Und einige der bekannten Figuren wie beispielsweise Major von Lindenfeld haben mal wieder ihre unsauberen Finger im Spiel.

Dabei scheint der Fall von Ignaz Rotter, mit dem sich Kajetan die Zeit bis zum erneuten Diensteintritt überbrücken soll, zunächst aussichtslos, denn dieser liegt bereits zehn Jahre zurück, wenngleich die damalige Beweisführung alles andere als sauber war.

 

"Keiner hat sich vorstellen können, dass der Ignaz so was hat tun können. Aber wies halt dann aufs Gericht gegangen ist und die Herren festgestellt haben, dass er sie doch erschossen hat, da haben dann viele gemeint, dass es wohl schon seine Richtigkeit haben wird. Die hohen Herrschaften haben das ja studiert, haben die Leut gesagt. Die sind eben gescheiter als unsereins."

 

Der Plot wird im Wesentlichen in zwei Handlungssträngen erzählt. Da sind die Ermittlungen von Paul Kajetan im Fall Rotter und die Untersuchungen des Gustav Kull, der sich selbst an einer Stelle als "eingebildetes Arschloch" bezeichnet. Dies ist wahrlich keine Untertreibung, verschafft dem Roman aber herrliche Dialoge wie überhaupt der gesamte Erzählstrang durchweg unterhaltsam ist. Nicht nur, wenn der Ermittler aus Preußen (Kull aus Berlin) auf eine verschlossene Dorfgemeinschaft trifft. Wie die Handlungsstränge dann später zusammengeführt werden ist grandios und zum Finale gibt’s noch mal eine dicke Überraschung obendrauf; zumindest für Kajetan.

 

"Schon komisch, was? Schutzbund, Schutzstaffel – dauernd sind die Kerle sich am schützen. Müssen ja permanent in verschissenen Hosen herumlaufen. Wahrscheinlich haben sie sich deshalb die braune Farbe für ihre Uniform ausgesucht. Damit es nicht auffällt, wie ihnen die Kacke aus der Hose schwappt."

 

Wie bei den vorangegangenen Fällen bietet Am Ende des Tages einige Einblicke in das politische Zeitgeschehen. So ist eine der wichtigsten Randfiguren Außenminister Gustav Stresemann und auch die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht spielen eine nicht ganz unwichtige Rolle. Alles in allem, großes Kino. Chapeau!

Am Ende des Tages

Robert Hültner, btb

Am Ende des Tages

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