Silent Control
- Europa
- Erschienen: Januar 2012
- 1
- München: Europa, 2012, Seiten: 512, Originalsprache
Big brother in neuer Verpackung
Torben Arnström ist ein junger schwedischer Computer-Freak, der neben seinem Studium für ein IT-Unternehmen arbeitet. In jahrelanger privater Recherche und Arbeit ist ihm zudem ein geradezu genialer Coup geglückt. Er hat ein Programm in Form eines sich selbst verbreitenden Virus entwickelt, das jede Datenspionage im Internet enttarnt. Allerdings kommt ihm die CIA, die ganz andere Pläne hat, auf die Spur. Er flüchtet, wobei er den Anweisungen eines Ex-Agenten folgt. Das hilft am Ende nicht, denn er gerät schließlich doch in die Fänge des amerikanischen Geheimdienstes und wird in einen Bunker in der Wüste von Nevada gebracht. Seine besten – und einzigen Freunde – Nova und Kilian, bemerken das Verschwinden von Torben, und machen sich auf die Suche nach ihm. Sie landen in New York, im Zentrum der Occupy-Bewegung. Wirklich helfen können sie ihm jedoch nicht, sondern geraten ihrerseits in Schwierigkeiten. Im Bunker unter der Wüste bekommt der junge schwedische Nerd derweil unerwartete Hilfe – seine einzige Hoffnung, die finsteren Pläne des CIA-Chefs, von denen er mittlerweile erfahren hat, doch noch stoppen zu können.
Der Thriller von Thore D. Hansen hat eine beklemmende Aktualität. Die Krise des Weltwirtschaftssystems, der Kampf um die mögliche Kontrolle des Internets, Hacker-Angriffe auf Firmen und Staaten – das findet ja alles wirklich statt. In seinem Plot überdreht der Autor die Sache etwas – oder vielleicht doch nicht? Wie weit hier Fiktion und Wirklichkeit auseinander liegen, ist wohl nur schwer zu beurteilen. Der Autor hat auf jeden Fall denkbare und tatsächliche Entwicklungen kräftig durcheinander gerührt, einen sympathischen jungen Protagonisten in das Zentrum seiner Geschichte gestellt, und so ein spannendes Buch geschrieben.
Klappen- und Umschlagtexte sind ja in aller Regel nicht die Sache des Autors, deshalb sind die hier auftretenden Mängel nicht Thore D. Hansen anzulasten. Aber es ist immer wieder ärgerlich, wenn die Verlage beim Verfassen dieser Texte nicht sorgfältig arbeiten, oder Marketing-Aspekte in den Vordergrund stellen. So wird beispielsweise suggeriert:
Weil seine Freunde Nova und Kilian sein Verschwinden aufklären, geraten auch sie in die Schusslinie.
Tatsache ist, dass die beiden jungen Schweden allenfalls begründete Vermutungen haben, und in Wahrheit nicht ahnen, wo Torben stecken könnte. Das spielt für den Fortgang der Handlung zwar keine große Rolle, weckt aber bei der Lektüre des Klappentextes einen völlig falschen Eindruck.
Wie gesagt, das ist nicht dem Autoren anzulasten. Leser und Protagonisten erkennen das Ausmaß der ganzen Verschwörung zur Kontrolle des Internets erst im Laufe der Zeit. Der Leser hat dabei immer einen kleinen Vorsprung, was der Spannung allerdings nicht abträglich ist. Am Spannungsbogen insgesamt muss Thore D. Hansen bei künftigen Büchern allerdings noch kräftig feilen, er gibt sich redliche Mühe, einige Wendungen einzufügen, aber hier und da "vergaloppiert" er sich etwas. Er baut für meinen Geschmack zu viele Zufälle ein, die dann den Protagonisten helfen, aber das ist vielleicht eine spitzfindige Kritik. Dennoch hätte man mit dem hervorragenden und überaus aktuellen Plot etwas mehr Dynamik entwickeln können.
Aber Hansen setzt weniger auf knallige Aktionen, ihm geht es mehr um die technischen Zusammenhänge, was offenbar gut recherchiert und in die Geschichte eingebaut wurde. Allerdings gerät die Aufteilung in "Gut und Böse" etwas zu schlicht. Der CIA-Boss ist der Kopf der Verschwörung, der einsame aber geniale Held kämpft dagegen an, und ihm kommen unerwartete Mitstreiter zu Hilfe. Die Figuren sind aber prägnant, vor allem dem sympathischen Hauptprotagonisten Torben möchte man im Laufe der Handlung selbst zu Hilfe kommen. Der CIA-Boss ist ein perfider Schweinehund, aber er trifft eben auch auf unerwartete Widersacher. Gut gelungen sind etliche Nebenfiguren, die sich perfekt in die Geschichte einfügen. Trotz der kleinen handwerklichen Schwächen hat Thore D. Hansen also ein gutes und lesbares Buch vorgelegt, mit einem fast schon zu realistischen Plot.
Thore D. Hansen, Europa
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