Frau Maier fischt im Trüben
- Pendragon
- Erschienen: Januar 2012
- 4
- Bielefeld: Pendragon, 2012, Seiten: 307, Originalsprache
Überraschend kurzweiliger Chiemgau-Krimi
In dem beschaulichen Dorf Kauzing lebt die ältere Frau Maier ein zurückgezogenes Leben in einem kleinen, abseits gelegenen Häuschen in unmittelbarer Nähe zum Chiemsee. Allein mit ihrer Katze verbringt sie ihren Alltag mit der Beobachtung des großen Sees bis sie eines Tages unweit des Ufers eine nackte Frauenleiche findet, die sie als Anita Graf erkennt. Vor einigen Jahrzehnten wanderte Anita nach Amerika aus und kehrte seitdem nie wieder zurück. Erst seit einigen Tagen ist sie zu Besuch bei ihrer Schwester Inge, für die Frau Maier gelegentlich als Putzfrau arbeitet, um ihre spärliche Rente etwas aufzubessern. Da Frau Maier kaum Kontakte zur Außenwelt hat, besitzt sie auch kein Telefon und so begibt sie sich zu Fuß nach Kauzing, um den Leichenfund zu melden.
Eine nackte Frauenleiche ist für Kauzing ein derart seltener Anblick, dass gleich zwei Streifenwagen anfahren. Für Frau Maier entwickelt sich der Vorfall allerdings gänzlich anders als geplant, denn als die Polizei am Seeufer eintrifft, fehlt von der Leiche jede Spur. So vermutet der leitende Kommissar, dass sich die einsame Dame lediglich ein wenig aufspielen wollte und die Presse titelt am nächsten Tag "Verwirrte Oma narrt die Polizei." Frau Maier ist alt, aber nicht senil und so fühlt sich die Rentnerin bei ihrer Ehre gepackt. Schon bald überschlagen sich jedoch die Ereignisse: Frau Maier kann gerade noch rechtzeitig einen Mordanschlag auf Inge Graf verhindern und dann schleicht zudem ein mysteriöser "Maskenmann" um ihr Haus herum. Frau Maier findet indessen schon bald eine erste viel versprechende Spur, die in die Schulzeit der Anita Graf führt &.
Schaut man sich den Titel und das Coverbild an, so sei vorab der Hinweis gestattet, dass "Frau Maier" nicht die Katze ist und es sich auch sonst nicht um einen "Tierkrimi" oder ähnliches handelt. Solls ja geben. Nein, was sich auf den ersten Blick als Krimi für eine "spezielle Zielgruppe" (ich zahl jetzt nicht wieder fünf Euro ins Phrasenschwein) anlässt, entpuppt sich schnell als kurzweiliger Krimispaß, der mit dem einen oder anderen Augenzwinkern zu unterhalten weiß. Frau Maier ist zwar schon ein wenig betagt, lebt völlig abgeschieden von ihrer Umwelt, aber ihre Sinnesorgane sind dennoch bestens in Ordnung. Daher wurmt es die Seniorin verständlicherweise, dass die Polizei ihr keinen Glauben schenken will und die Presse sie gar als "verwirrt" bezeichnet. Ihr Ehrgeiz ist gepackt und so mutiert die leicht "schrullige Alte" (ist jetzt politisch unkorrekt, daher ein dickes "Sorry") urplötzlich zur Miss Marple und kann ihre Neugier nur mühsam unter Kontrolle halten, wodurch sie sich ein ums andere Mal in Gefahr begibt.
Frau Maier setzte sich mit einem Ruck aufrecht hin. Dieser Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen! Das es vielleicht gar kein Motiv, gar keinen richtigen Grund gab für alles, was passiert war. Außer dem, dass ein Irrer da draußen herumlief im beschaulichen Kauzing. Und blöderweise lief er bevorzugt um ihr Haus herum.
Der Plot ist spannend aufgebaut und zunächst gibt es mehrere Verdächtige; nämlich die ehemaligen Mitschüler der Anita Graf, denn in deren Schulzeit führt ein erster Hinweis. Aber kaum glaubt sich Frau Maier auf einer heißen Spur, misstraut sie plötzlich ihren eigenen Eingebungen.
Frau Maiers Hirn ratterte. Natürlich! Nach dem Überfall auf die Inge. Nach dem nicht vollendeten Mord & Frau Maier spürte, wie eine Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper kribbelte. Konnte es Zufall sein? Sie überlegte eine Weile. Ja, beschloss sie dann. Es konnte ein Zufall sein. Definitiv.
Mit Frau "ohne Vornamen" Maier hat Jessica Kremser eine durchaus sympathische Hobbydetektivin ins Leben gerufen, der man auf Anhieb weitere Fälle wünscht. Etwas betagt, rundlich und schrullig, muss man die ebenso leichtsinnige wie resolute Dame mögen, wenngleich sie (alterbedingt?) manche Gedanken des Öfteren hat, was ein wenig nervt, denn man hat dies inhaltlich ja schon beim ersten Mal verstanden. Gleiches gilt für unzähliges Kaffee aufsetzen, Wärmeflasche füllen und so weiter. Figurenbedingt gibt es hierzu jedoch keine Alternative und daher bleibt nur bei der eigentlichen Auflösung des Plots ein dezent unangenehmer Beigeschmack zurück.
Jessica Kremser, Pendragon
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