Dunkle Schatten
- Federfrei
- Erschienen: Januar 2012
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- Marktrenk: Federfrei, 2012, Seiten: 300, Originalsprache
Die Mafia und der Staat
30Jahre Tätigkeit als freier Journalist sind natürlich eine sehr gute Grundlage, um nun mittlerweile zum achten Mal Heinz Kokoschansky auf die Jagd nach sensationellen News zu schicken, die Zäuner beim oberösterreichischen Verlag Federfrei auf 310 Seiten an die Öffentlichkeit bringt.
Kokoschansky, bestens bekannt in der Wiener Unterwelt und in besseren Kreisen, muss sich im Sozialmedizinischen Zentrum Ost einem etwas heiklen Eingriff unterziehen. Durch Zufall entdeckt er einen Wiener Unterweltboss, der ebenfalls dort behandelt werden soll und den Aufenthalt im Spital zur Flucht benutzt. Die Behörden sind sich natürlich einig, dass Kokoschansky dabei seine Finger im Spiel hat und wollen ihn auf manipulativem Weg aus dem Verkehr ziehen, aber sie haben die Rechnung ohne den gefinkelten Reporter gemacht, der ihnen auf die Schliche kommt und den Spieß umdreht, um seinerseits den Ermittlern Dreck am Stecken nachweisen zu können.
Aber nicht nur die Beamten des BKA sind korrupt, auch die Herren aus den höheren Kreisen genießen ihre magere Freizeit bei sexuellen Spielchen im Hause eines Diplomaten, wo für viel Geld keine Fragen gestellt werden und jede Perversion ausgelebt werden kann. Dafür drücken diese Herren dann ihre Augen zu und der Weg für die Unterwelt ist für frei für spekulative Bankgeschäfte, Prostitution und alles was Geld bringt.
Kokoschanskys Ruf als verschwiegener und verlässlicher Journalist ist so verbreitet, dass ihn sogar die montenegrinische Mafia einlädt, zu deren Vorteil brisante Details aus dem Wirtschaftsleben zu veröffentlichen, die deren Gegnern vernichten sollen. Doch Kokoschansky wird Zeuge einer Massenvernichtungsaktion, bei der nur er und der aus dem Spital entflohene Unterweltboss überleben. Und aus dieser Geschichte kommt Koko nur heraus, wenn er undercover die Seilschaften aufspürt und die Korruption anprangert, die natürlich überhaupt keine Interesse hat, ihn gerade deswegen am Leben zu lassen ...
Günther Zäuner hat die Vorgänge rund um eine Kärntner Bank mit (ehedem) bayerischen Besitzern und die korrupten Zustände in der dortigen Landespolitik aufgegriffen und deren fiktives(?) Netzwerk zu einer Kriminalerzählung ausgebaut, die nicht nur wegen ihrer Aktualität ein sensibles Thema ist, sondern auch beste Möglichkeiten für Spekulationen bietet, wer, mit wem, wann, womit und noch schlimmer.
Seine Hauptfigur Kokoschansky ist ein ausgebufftes Schlitzohr, der sich sein eigenes Netzwerk an Experten gebildet hat, das von IT-Experten über Polizisten, Politiker und Ganoven reicht. Das ihm darüber hinaus auch noch Insiderinformation seiner Freundin, einer Polizistin, zur Verfügung stehen, wird hier allerdings im Laufe der Geschichte eher ein zweischneidiges Schwert, doch der Journalist ist immer einen Schritt schneller und ein Quäntchen glücklicher als seine Gegner. Trotz seiner zwielichtigen Kontakte ist er im Grunde eine ehrliche Haut, der nur in Gegenwart von Kriminalisten nicht immer alles zum Besten gibt, aber das ist in weiterer Folge durchaus verständlich.
Auch Kokoschanskys Mitstreiter sind im Wesentlichen von "edlem" Charakter und insgesamt ist das Team Sympathieträger in der anfangs verwirrenden Handlung, die sich aber recht schnell zu einer spannenden Story entwickelt. Dazu kommt, dass Zäuner nicht lange fackelt und die Dinge beim Namen nennt, ohne sich großartig um Bilder und Beschreibungen zu kümmern, sondern seine Geschichte in Dialogen und Action ablaufen lässt, damit dem Leser keine Langeweile entsteht.
"Dunkle Schatten" ist nicht nur eine Story über einen investigativen Journalisten, sondern auch ein Abbild der Zustände im Staat, denn auch wenn der Autor beteuert, dass alles nur rein zufällig so ist, wie es ist. Doch der an Innenpolitik interessierte Leser hat die nicht genannten Querverweise durchaus im Kopf und im Prinzip lassen sich die Gegebenheiten wohl quer durch die europäischen Staaten benennen und damit gerät der Roman in ein aktuelles Fahrwasser, das nicht nur Journalisten stinkt und vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass auf dem Cover des Buches ein Foto des österreichischen Parlaments prangt.
Zäuners Kokoschansky-Krimi macht Lust auf mehr Bücher aus seiner Feder und bislang kann man ja rückblickend sieben Mal zuschlagen. Dunkle Schatten hat sich ein Lob verdient und hebt sich wohltuend vom Lesedurchschnitt ab.
Günther Zäuner, Federfrei
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