Knochensplitter

  • Manhattan
  • Erschienen: Januar 2012
  • 8
  • London: HarperColllins, 2011, Titel: 'Shatter the bones', Seiten: 438, Originalsprache
  • München: Manhattan, 2012, Seiten: 512, Übersetzt: Andreas Jäger
Knochensplitter
Knochensplitter
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Lars Schafft
88°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2012

Rankin 2.0

Erinnern Sie sich noch an Daniel Küblböck aus Deutschland sucht den Superstar? Wenn nicht: Wird Ihnen keiner von uns verübeln. Aber stellen Sie sich vor, man hätte eben jenen kurz vor seinem ersten Erscheinen entführt und die ganze Republik sollte das Lösegeld zusammentreiben. Genau das ist das Motiv in Stuart MacBrides neuem Thriller um DI Logan McRae, nur eben auf schottischem Boden. Britain´s got Talent und bekommt wie aus dem Nichts mal richtig böse Feinde.

Nebenbei muss sich McRae wieder mit der Aberdeener Unterwelt beschäftigen, deren Skrupellosigkeit endlos scheint. Stuart MacBride schildert in seinem verflixten siebten Band der Logan Mc Rae Reihe ein Aberdeen, das man so nicht kennenlernen möchte. Bevölkert von Kleinkriminellen und abstoßendem Müll der Gesellschaft versucht McRae - die Pseudohauptfigur – nicht nur seine eigenen Fehler auszumerzen, sondern auch die seiner Kollegen bei der Grampian Police, und übernimmt sich dabei massiv.

Chaos herrscht im Nordosten Schottlands. Nicht nur Großbritanniens neuer Castingshow-Superstar ist entführt worden, die Entführer haben auch ihre Mutter gekidnappt. Sie fordern das Lösegeld keinesfalls von Angehörigen, sondern von der Fangemeinde der Sendung – und beziffern nicht mal die genaue Summe. Brutale Videos, in denen die Opfer vor laufender Kamera verstümmelt werden, erscheinen im Internet und halten die Aberdeener Polizei auf Trab.

Zugleich hat es Logan McRae mit übelstem Abschaum zu tun: Auch in der Aberdeener Unterschicht wird jemand entführt und ein alter Bekannter – eines der ganz hohen Tiere der kriminellen Szene - nimmt ebenfalls wieder Kontakt zu ihm auf. Stuart MacBride thematisiert in Knochensplitter nicht nur die Abgründe seiner Heimatstadt, sondern auch ein Massenphänomen, das wir alle kennen: Superstars werden von Medien gemacht, und Medien machen Kriminelle zu Superstars. Ein ehrlicher Kampf dagegen scheint nicht möglich, die Übermacht von TV-Produzenten und Fernsehsendern bleibt ungebrochen. Insofern ist Knochensplitter nicht nur ein düsterer, saumäßig fesselnder Thriller, sondern auch eine urkomische wie sarkastische Momentaufnahme der Medienwelt Großbritanniens.

McRae gibt dabei sein Bestes, den Fall zu klären und sich selbst noch irgendwie im Spiegel betrachten zu können – unterstützt von seiner lesbisch-schottischen Wuchtbrumme DI Steel, der er nicht nur ein Kind geschenkt, sondern auch regelmäßig jede Menge Ärger eingebrockt hat.

Der hierzulande leider noch nicht so bekannte schottische Autor ist ein großartiger Erzähler von packenden Geschichten, die er einwickelt in eine Melange aus typisch britischem Humor und einem Plot amerikanischer Machart. MacBride ist Rankin 2.0, stechender in seiner Darstellung menschlichen Fehlverhaltens, Korruption und von Menschen, die tun, was sie tun müssen und nicht, was sie wollen.

Bitter böse, schrecklich komisch, ungemein spannend - MacBride wird immer besser.

Knochensplitter

Stuart MacBride, Manhattan

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